Bad Driburg fordert Kolbermoor heraus – 1. Bundesliga Damen mit drei Partien am Sonntag
Noch während der German Open stehen am Sonntag drei reizvolle, interessante Partien in der deutschen Eliteliga an. Da lediglich noch Shan Xiaona vom ttc berlin eastside in Bremen im Rennen ist und der Kader des Titelverteidigers so gut bestückt ist, dass man zur Not auch ohne sie ein Topteam ins Rennen schicken kann, fällt das Tour-Highlight für die Liga nicht so sehr ins Gewicht. Berlin empfängt Aufsteiger Schwabhausen als eindeutiger Favorit. Besonders spannend könnte es in Bad Driburg werden, wo der optimal in die Saison gestartete TuS gegen Spitzenreiter Kolbermoor an die Tische geht. Auch die Begegnung in Böblingen verspricht Spannung: Die SVB ist besser besetzt als in der Vorsaison, Langstadt dagegen nicht optimal aus den Startlöchern gekommen.
Sonntag, 10.30 Uhr: SV Böblingen – TSV Langstadt
Der Gastgeber hat sich gegenüber der letzten Saison besonders im vorderen Paarkreuz deutlich verstärkt. Die Japanerin Mitsuki Yoshida kehrte nach vier Jahren im Ausland zur SVB zurück. Sie zeigte beim Pokal-Qualifikationsturnier in Berlin vor wenigen Wochen, wie stark sie ist, als sie die amtierende Deutsche Meisterin Nina Mittelham an den Rand einer Niederlage brachte. Zwar laborierte Yoshida zuletzt an einer Zerrung und Böblingen erklärt ihren Einsatz im Vorfeld für fraglich, wenn sie jedoch spielt, könnte es eine ganz enge Kiste werden. Weiterhin gehört nun mit der 13-jährigen Annett Kaufmann das derzeit wohl größte deutsche Nachwuchstalent dem Kader an. Kaufmann kann am Sonntag aufgrund eines internationalen Jugendturniers in Japan allerdings nicht spielen. In jedem Fall zur Verfügung stehen aber Qianhong Gotsch, Xu Yanhua, Rosalia Stähr und Alexandra Kaufmann.
„Das wird eine ganz schwere Aufgabe“, prophezeit Langstadts Coach Thomas Hauke. „Böblingen ist aktuell mit dem Team der letzten Saison, als sie abgeschlagen Tabellenletzter waren, nicht zu vergleichen.“ Der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer ist dennoch eher zuversichtlich: “Natürlich hat sich Böblingen sehr gut verstärkt. Wir sind jedoch selbstbewusst genug, um auch in Böblingen etwas Zählbares mitzunehmen. Entscheidend wird auch sein, wie unsere Spielerinnen von den German Open in Bremen zurückkommen.“
Dort musste die gesetzte Petrissa Solja in der 1. Hauptrunde der Südkoreanerin Jeon Jihee gratulieren, war aber nicht weit von einem Erfolg entfernt. Cheng Hsien-Tzu (Weltrangliste Platz 56) und Dina Meshref (WRL 33) haben die Qualifikation nicht überstanden. Alle dürften folglich am Sonntag im „Ländle“ zur Verfügung stehen, so dass das Trainerteam die Qual der Wahl hat, da natürlich nur eine Spielerin aus dem Duo Cheng-Meshref auflaufen kann.
Der Gastgeber will mit den Zuschauern im Rücken punkten. Pressewart Manfred Schneider formuliert es so: „Die Tischtennis-Fans aus Böblingen und Umgebung sehnen sich nach einem Bundesliga-Sieg. Dem ersten nach 30 Monaten. Oder wenigstens einem Unentschieden, dem ersten nach elf Monaten.“ Es könnte spannend werden im Tischtenniszentrum am Silberweg.
Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – TSV Schwabhausen
Die Ausgangslage ist eindeutig: Viele halten den ttc berlin eastside, makellos mit zwei 6:0-Siegen in die Saison gestartet, für die „Übermannschaft“ der Saison – Kolbermoor, das selbst Champion werden will, beurteilt das ein klein wenig anders und sieht sich auf Augenhöhe. Auf jeden Fall ist das Team der Hauptstädterinnen wirklich top besetzt. Sollte Shan Xiaona tatsächlich noch in Bremen gefordert sein, hätte man mit Yu Fu, Georgina Pota, Nina Mittelham und Matilda Ekholm immer noch ein Quartett im „Sortiment“, das erst einmal einer schlagen muss – dies gilt nicht nur für die nationale sondern auch für die europäische Ebene.
Und der ttc eastside denkt gar nicht daran, in Sachen Aufstellung Risiken einzugehen, weil es „nur“ gegen einen Aufsteiger geht. Dafür ist diese Saison ohne Play-offs zu gnadenlos und jeder Ausrutscher könnte den Titel kosten.
Der TSV hat mit Sabine Winter immerhin eine Spitzenspielerin, die an einem guten Tag auch den hochkarätigen Gastgeberinnen gefährlich werden kann. Und beim 3:6 gegen Kolbermoor hat man prima mitgespielt und die Partie lange offen gehalten.
„Es gilt, wie in allen Spielen, einen möglichst hohen Sieg einzufahren“, fordert eastside-Manager Andreas Hain von seinen Spielerinnen. „Dies wird allerdings gar nicht so einfach, da sich Schwabhausen gerade gegen Kolbermoor sehr gut geschlagen hat. Der Aufsteiger wird sicherlich in der Lage sein, den einen oder anderen Punkt zu gewinnen. Deshalb werden wir wieder eine starke Mannschaft ins Spiel schicken.“
TSV-Trainer Alexander Yahmed zieht einen Vergleich mit dem Fußball heran: „Wir spielen gegen den FC Bayern im Tischtennis und dann auch noch in Berlin. Wir werden schauen, was geht und ob sich einige Schwächen auftun, aber uns ist auch klar, wer Favorit ist.“
Sonntag, 14.00 Uhr: TuS Bad Driburg – SV DJK Kolbermoor
Die letzte Partie des Sonntags steht im Fokus besonders vieler Fans der 1. Bundesliga Damen. Es könnte nämlich ein Duell auf Augenhöhe werden zwischen den mit Auswärtssiegen in Langstadt und Bingen grandios in die Runde gestarteten Bad Driburgerinnen und dem Titelmitfavoriten aus Oberbayern. Letzterer steht unter Siegzwang, da man bei dem diesjährigen Modus nichts anbrennen lassen darf, auch nicht bei einem potenziellen Verfolger. Eine einzige Niederlage, vielleicht sogar schon ein Remis könnte zur Hypothek im erwarteten Zweikampf zwischen eastside und Kolbermoor um die Spitze werden, ein Makel, dem man vielleicht bis zum Ende hinterherläuft. Folglich muss es auch in Bad Driburg für den momentanen Spitzenreiter, der 6:0 Zähler verbucht hat, alles oder nichts heißen.
Der TuS hat weniger Druck auf den Schultern, eine knappe Niederlage bei guter kämpferischer Leistung gegen den letztjährigen Play-off-Halbfinal-Gegner würden die Anhänger des Klubs aus Ostwestfalen freundlich lächelnd verzeihen.
„Auf dem Papier ist es ein frühes Spitzenspiel in der Bundesliga, bei dem Kolbermoor natürlich klarer Favorit ist“, sagt TuS-Manager Franz-Josef Lingens im Vorfeld der Partie. „Ich denke aber, dass wir in vielen Spielen mithalten können, so dass es leistungsmäßig schon ein Spitzenspiel werden kann. Wenn dann auch der eine oder andere Punkt für uns dabei herausspringt und die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen, ist alles gut. Mit Sicherheit werden am Anfang beide Doppel offen sein, und dann wird man sehen, was möglich ist.“
SV DJK-Trainer Michael Fuchs geht von einer echten Herausforderung für seine Truppe aus. „Ich denke, dass das Spiel gegen Bad Driburg ein sehr schweres Spiel werden könnte. Bad Driburg in voller Aufstellung kann, wie man in den letzten Spielen gesehen hat, jeden schlagen“, so Fuchs. „Dennoch ist es unser Anspruch, mit einem Sieg nach Hause zu fahren. Wichtig wird wieder sein, dass wir im hinteren Paarkreuz die Punkte machen und in den Doppeln gut starten. Alle Spielerinnen sind fit und gut vorbereitet.“
Beitragsbild ganz oben: Ob Shan Xiaona am Sonntag gegen Schwabhausen spielen kann, ist noch offen und hängt auch vom weiteren Verlauf der German Open in Bremen ab.
Text & Fotos (4): Dr. Stephan Roscher