Bad Driburg erfolgreich im Südwesten, Kolbermoor und Busenbach gewinnen souverän

Von Autor|September 29, 2019|bundesliga

In der 1. Bundesliga Damen war einiges los am Wochenende. Besonders in Bingen, wo die TTG gegen Bad Driburg nach einem 0:5-Rückstand ins Match zurückfand und am Ende fast noch einen Punkt ergattert hätte. Doch der TuS behielt die Nerven und brachte ein 6:4 ins Ziel. Nach dem 6:3 in Langstadt am Vortag ist man somit der Gewinner des Wochenendes und hat sich verlustpunktfrei hinter Kolbermoor (6:0) und eastside (4:0) auf Platz drei geschoben. Das frühe „Abstiegsduell“ in Anröchte endete mit einem erstaunlich deutlichen 6:2 für den TV Busenbach. Zwar deutete sich in Kolbermoor an, dass die SV Böblingen stärker ist als in der Vorsaison, dennoch konnte beim Meisterschafts-Mitfavoriten lediglich Defensiv-Ass Gotsch zwei Siege einfahren.

TSV Langstadt – TuS Bad Driburg 3:6

Der TuS Bad Driburg präsentierte sich am Samstagnachmittag den rund 200 Fans in Langstadt in Topform und besiegte einen TSV, der nicht an die tollen Heimspiele der Vorsaison anknüpfen konnte, verdient mit 6:3.

Nadine Bollmeier trug mit zwei Siegen in den Einzeln (3:2 gegen Janina Kämmerer, 3:1 gegen Alena Lemmer) entscheidend zum Sieg der Ostwestfälinnen bei. Für den Gastgeber punktete nur Petrissa Solja in den Einzeln – und auch sie agierte beim 3:2 gegen Sarah de Nutte und beim 3:1 gegen Britt Eerland nicht so souverän, wie man es von ihr gewöhnt ist. Ihre Erklärung war plausibel: „Ich musste mich schon sehr quälen. Wir hatten die Woche über einen sehr anstrengenden Lehrgang mit der Nationalmannschaft, deshalb war ich doch sehr müde heute.“

Die beiden Driburgerinnen aus dem oberen Paarkreuz sorgten aber dafür, dass das Bundesliga-Debüt von Dina Meshref missglückte und besiegten beide die Weltranglisten-42. – Eerland mit 3:0, de Nutte mit 3:2. „Ich wusste ja, dass die Bundesliga sehr stark ist, das war heute sicher schon ein Vorgeschmack auf das, was mich noch erwarten wird“, so die 25-jährige Ägypterin. „Ich werde aber mein Bestes geben und ich bin mir auch sicher, dass ich das Niveau erreichen kann, das notwendig ist, um in der Liga Siege einzufahren.“

Im Doppel konnte Dina Meshref (links) an der Seite von Janina Kämmerer noch glänzen, doch in den Einzeln ging die Ägypterin leer aus.

Wenigstens im Doppel hatte Meshref zuvor punkten können. An der Seite von Janina Kämmerer verbuchte sie einen Vier-Satz-Erfolg gegen Bollmeier/Klee. Dafür geriet das Doppel Solja/Lemmer total daneben – das 9:11, 2:11 und 1:11 gegen Eerland/de Nutte spricht schon vom Ergebnis her Bände, auch wenn die beiden TuS-Asse sehr stark spielten. Für den wichtigen Punkt zur zwischenzeitlichen Bad Driburger 3:2-Führung sorgte die 16-jährige Sophia Klee, die Alena Lemmer keinen Satz überließ.

Die Langstädter Aufstellung hatte ursprünglich anders aussehen sollen. Am Tag vor der Partie allerdings kam die Hiobsbotschaft: Die fest eingeplante Monika Pietkiewicz, die in der Vorsaison in Bad Driburg beide Einzel gewonnen hatte, verletzte sich im Abschlusstraining am Rücken und musste passen.

„Es ist natürlich reine Spekulation, ob wir mit Monika heute etwas Zählbares geholt hätten. Eine Schwächung war es jedoch auf jeden Fall“, sagte Langstadts Coach Thomas Hauke. „Die Mannschaft hat alles gegeben. Bad Driburg ist für uns ein schwer zu spielender Gegner, mit dem wir uns schon letzte Saison schwergetan haben.“

„Ein gutes, spannendes Spiel von beiden Seiten“, freute sich TuS-Manager Franz-Josef Lingens. „Wir hatten nicht unbedingt mit einem Sieg gerechnet. Eine tolle Leistung der gesamten Mannschaft machte es möglich. Selbst gegen Petrissa Solja waren wir nicht chancenlos. Oben kamen beide Punkte gegen die Ägypterin Meshref und unten blieben wir sogar ohne Niederlage. So kann es weitergehen.“

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TuS Bad Driburg 4:6

Und es ging so weiter wie von Franz-Josef Lingens gewünscht – zumindest fünf Matches lang. Trotz der hohen Gästeführung entwickelte sich die Partie in Bingen aber noch zum Krimi mit dem besseren Ende für Lingens Quartett.

Der TuS Bad Driburg, beflügelt vom Vortagserfolg in Langstadt, legte los wie die Feuerwehr und alles deutete beim Zwischenstand von 5:0 nach Siegen durch Sarah de Nutte, Britt Eerland, Sophia Klee sowie die Doppel Eeerland/de Nutte und Bollmeier/Klee auf einen Kantersieg des Gästeteams hin.

Doch dann warf die TTG den Turbo an und kam durch Giorgia Piccolin, Bundesliga-Debütantin Amy Wang, Chantal Mantz und Yuan Wan bis auf 4:5 heran. Am Ende jedoch machte die 16-jährige Sophia Klee, die alles „abräumte“, was möglich war, gegen Giorgia Piccolin den Sack zu (11:6, 12:10, 11:9).

Die 16-jährige US-Amerikanerin Amy Wang zeigte eine gute Debütvorstellung bei der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Foto: Petra Steyer).

Rund 140 Fans erlebten dreieinhalb Stunden zunächst etwas einseitiges, in der zweiten Hälfte jedoch packendes Tischtennis zweier Teams, die sich nichts schenkten. Im zweiten Durchgang stellten alle Bingener Spielerinnen ihr Potenzial unter Beweis. Erwähnenswert ist nicht zuletzt der 3:1-Erfolg der 16-jährigen U18-Weltranglisten-Ersten Amy Wang über Britt Eerland, wenngleich die Niederländerin offenbar das Match angeschlagen bestritt. Auch die Siege von Giorgia Piccolin und Yuan Wan gegen Nadine Bollmeier, die nicht an die Leistungen vom Vortag anknüpfen konnte, waren bemerkenswert.

TTG-Vorsitzender Joachim Lautebach war zumindest mit der Moral seiner Truppe zufrieden. „Natürlich hat man am Anfang gemerkt, dass das Team noch nicht eingespielt ist, doch die Art und Weise, wie wir uns nochmal herangekämpft haben, lässt für die Zukunft einiges erhoffen“, so Lautebach. „Nach dem 0:5 sind wir richtig in Fahrt gekommen und alle haben dann wirklich gut gespielt. Fast hätten wir noch das Unentschieden erreicht und es wäre nicht einmal unverdient gewesen.“

Franz-Josef Lingens atmete tief durch: „Da sind wir am Ende nochmal mit einem blauen Auge davongekommen.“ Der TuS-Manager lässt die Partie Revue passieren: „Am Anfang zeigten wir eine überragende Leistung bis zum 4:0. Danach war sogar noch eine Niederlage möglich, wenn nicht unsere Sophia cool noch beide Einzel gewonnen hätte.“ Lingens fügt hinzu: „Es wurde knapp, weil Nadine einen schlechten Tag erwischt hatte aber auch müde vom Vortag war. Das 6:1 verpasste wahrscheinlich Britt wegen einer Hüftverletzung und Sarah verlor unglücklich. Natürlich sind wir sehr zufrieden mit den zuvor nicht für möglich gehaltenen 4:0 Punkten.“

SV DJK Kolbermoor  – SV Böblingen 6:2

Vizemeister SV DJK Kolbermoor ließ gegen die SV Böblingen nichts anbrennen – beim 6:2 für die Truppe aus Oberbayern konnte lediglich Qianhong Gotsch zweifach für die Schwäbinnen punkten – die Defensiv-Ikone besiegte Lily Zhang und Kristin Lang.

In den Doppeln dominierten die Gastgeberinnen klar. Kristin Lang wurde von Mitsuki Yoshida zwar mächtig gefordert und gewann beim Satzstand von 1:1 den dritten Durchgang gerade so mit 21:19. Aber die Japanerin, von da an mit einer Zerrung gehandikapt, konnte im vierten Satz nichts mehr entgegensetzen und musste später ihr Match gegen Lily Zhang abschenken. Zunächst aber folgte erst einmal ein klarer 3:0-Sieg von „Hongi“ Gotsch gegen Zhang zum 1:3 aus Sicht des Gästeteams.

Kolbermoors Defensiv-Ass Ding Yaping erhöhte gegen die 17-jährige SVB-Debütantin Alexandra Kaufmann, die einen guten Eindruck hinterließ, auf 4:1. Für das 5:1 sorgte etwas überraschend Anastasia Bondareva, die Rosalia Stähr nach verlorenem erstem Satz immer besser in den Griff bekam. Gotsch verkürzte gegen Lang, gegen die sie in der letzten Rückrunde verloren hatte, in drei Sätzen auf 2:5, doch die verletzte Yoshida konnte nicht mehr in die Box, so dass das 6:2 für den SV DJK feststand.

Qianhong Gotsch sorgte für die Böblinger Ehrenpunkte. Die 51-jährige Defensivkünstlerin ließ Lily Zhang und Kristin Lang keine Chance.

Dessen Trainer Michael Fuchs war hochzufrieden. „Es war eine tolle Teamleistung heute. Das 2:0 in den Doppeln war der Türöffner gleich zu Beginn“, so Fuchs. „Gotsch war in den Einzeln zwar wie „befürchtet“ leider diesmal nicht zu knacken, aber die Mannschaft hat sich davon in den anderen Spielen nicht beeindrucken lassen. Wichtig war der knappe Sieg von Kristin gegen Yoshida. Mit einem 3:1 im Rücken war es auch für das hintere Paarkreuz sicher weniger Druck.“ Und auch hinten erfüllte man die Erwartungen voll und ganz: „Yaping war wieder einmal sehr souverän und routiniert gegen die junge Alexandra Kaufmann. Ein besonderes Lob geht an Anastasia, die sehr geduldig, konzentriert und taktisch konsequent gegen Stähr gespielt und am Ende auch verdient gewonnen hat.“ Abschließend betont Fuchs: „Insgesamt sind wir sehr glücklich über den Sieg und auch, wie er zustande gekommen ist – jede Spielerin steuerte einen Punkt bei. Die Stimmung im Team, auch im ganzen Verein, ist super und wir hoffen, dort in den nächsten Spielen anknüpfen zu können.“

„Alex Kaufmann hat sich gut verkauft, 4:0 führte sie sogar im ersten Satz, so hätte es weitergehen können“, lobte SVB-Trainer Volker Ziegler die junge Debütantin. Für die Zukunft ist Ziegler durchaus optimistisch: „Wir sind noch nicht ganz in der Saison angekommen. Außer Hongi haben alle noch Luft nach oben.“

TTK Anröchte – TV Busenbach 2:6

Viele hatten in Anröchte ein packendes Duell zweier Teams, die um den Klassenerhalt kämpfen, erwartet. Am Ende stand jedoch ein überraschend deutlich 6:2 für das Gästeteam auf dem Bogen, in dem das vordere Paarkreuz mit Jessica Göbel und Tanja Krämer mit je zwei Einzelsiegen und einem Erfolg im gemeinsamen Doppel brillierte.

Nach den Doppeln war noch alles offen. Aimei Wang/Yang Henrich hatten den Gastgeber gegen die TVB-Youngster Lisa Lung/Lea Grohmann in Führung gebracht, wobei es recht eng zuging (11:9, 14:12, 9:11, 13:11), doch das Parade-Doppel der Badenerinnen, Göbel/Krämer, gegen Ting Yang/Jing Tian-Zörner in ebenfalls vier Sätzen für den Ausgleich gesorgt. Doch dann legte Busenbach richtig los. Tanja Krämer ließ Aimei Wang (3:1) keine echte Chance und Jessica Göbel spielte Katz und Maus mit der nach oben aufgerückten Ting Yang.

Hoffnung beim TTK keimte anschließend kurzfristig auf, als die routinierte Jing Tian-Zörner die 18-jährige Lea Grohmann, die ihre Enkeltochter sein könnte, ziemlich alt aussehen ließ. Doch die 20-jährige Belgierin Lisa Lung sorgte postwendend wieder für den alten Abstand, indem sie Linkshänderin Yang Henrich mit 3:1 auf Distanz hielt. Damit war die Bühne frei für das Abwehr-Killer-Duo Göbel/Krämer, das auch im zweiten Durchgang nichts anbrennen ließ. Göbel besiegte Wang ohne Satzverlust, Krämer legte in vier Durchgängen gegen Yang nach. Die Messe war gelesen.

Natürlich war Manfred Vogel nicht begeistert, dem mit Shi Qi die etatmäßige Nummer eins wegen Schwangerschaft nicht zur Verfügung steht. Der TTK-Vorsitzende erkannte jedoch die gute Leistung der Busenbacherinnen an und stellte klar, dass deren Sieg „absolut in Ordnung“ ging. „Wir haben im oberen Paarkreuz bei Abwehr gegen Angriff keine Chance gehabt – das war der Knackpunkt“, so Vogel. „Göbel und Krämer, die ohnehin stark gegen Abwehr sind, haben heute sehr, sehr gut gespielt.“ Doch nach zwei Spielen Trübsal zu blasen gilt nicht: „Wir werden auch noch Gegner haben, die gegen Abwehr nicht so gut können. Wir lassen uns nicht entmutigen, die Saison ist noch lang.“

Busenbachs Mannschaftsführerin Jessica Göbel (Foto oben), die vor der Partie angekündigt hatte, auf der Fahrt nach Anröchte mit ihren Teamolleginnen den Matchplan auszutüfteln, stellte zufrieden fest, dass dieser absolut erfolgreich umgesetzt worden sei. „Unser Plan ging voll auf: Doppel 1:1, Göbel und Krämer mit guten Leistungen jeweils 2:0 und Lisa Lung erneut gegen Yang gewonnen. Insgesamt eine gute Mannschaftsleistung.“ 

Für beide geht der Kampf um den Klassenerhalt indes weiter, entschieden ist noch lange nichts, schon gar nicht in diesem frühen Stadium der Saison.

Die 18-jährige Lea Grohmann hatte gegen Jing Tian-Zörner diesmal noch keine Chance, doch ihr Team nahm beide Zähler mit nach Hause.

Text & Fotos (4): Dr. Stephan Roscher

Foto Amy Wang: Petra Steyer

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