Remis im Spitzenspiel, Böblingen schlägt Weil

Von Stephan Roscher|Januar 30, 2023|bundesliga

Zwei Tage nach dem Knaller gegen Berlin erlebten rund 220 Fans erneut ein begeisterndes Topspiel in Weinheim, das gegen Kolbermoor mit einer Punkteteilung endete. Bei starken Böblingerinnen konnte der ESV Weil nichts Zählbares mitnehmen, auch wenn er nicht so weit von einem Punktgewinn entfernt war, wie es das Ergebnis vermuten lässt.

SV Böblingen – ESV Weil 6:2

Auch in Böblingen gelang es den abstiegsbedrohten Weilerinnen, bei denen Polina Dobreva wegen Knieproblemen nicht spielen konnte, nicht zu punkten. Mit 6:2 gewannen die Tischtennis-Frauen der SVB zum Rückrundenauftakt gegen das Team aus dem Dreiländereck und festigten damit Tabellenplatz vier. 

Beide Doppel zu Beginn waren umkämpft und gingen in den fünften Satz. Schließlich teilten sich die Teams die Punkte. Kaufmann/Hartbrich boten gegen Lupulesku/Scholz eine tolle Aufholjagd, wehrten zwei Matchbälle ab und schnappten sich den entscheidenden fünften Satz mit 12:10. Gotsch/Yoshida konnten in ihrem fünften Satz gegen Sozoniuk/Arapovic nicht nachlegen und unterlagen in fünf Durchgängen. 

Souveräne Auftritte gegen Weil: Annett Kaufmann (Foto Roscher).

Im vorderen Paarkreuz zeigte sich der Gastgeber, nicht unerwartet, dominant. Qianhong Gotsch ließ gegen Izabela Lupulesku ebensowenig etwas anbrennen wie Annett Kaufmann am Nebentisch gegen Hana Arapovic.

Danach gelang Vivien Scholz, im Doppel eigentlich immer stark, der längst überfällige erste Saisonsieg im Einzel gegen Mitsuki Yoshida. Nach zuletzt zwei knappen Niederlagen gegen die Japanerin, hatte die Brandenburgerin nach intensiver Vorbereitung, unter anderem mit Videos von ihrer Gegnerin, einen Matchplan ausgetüftelt, den sie dann auch recht gut umsetzen konnte. „Man kann eigentlich sagen, ich bin selbstbewusst in die Partie gegangen und war schon im Spiel drin, bevor der Schiedsrichter das Zählgerät auf 0:0 stellte“, so Scholz. Da ihr jedoch in Böblingen fast schon grundsätzlich ein Missgeschick widerfährt, verletzte sie sich beim Einspielen am Daumen: „Die Halle scheint ein bisschen verhext zu sein, wie schon im letzten Jahr schlug ich mit meiner Hand und dem Tischtennisschläger mit vollem Karacho gegen den Tisch beim Einspielen. Letztes Jahr musste ich ja mit dem Ersatzschläger spielen, dieses Jahr hat es meinen Daumen voll erwischt.“

Vivien Scholz spielte auch mit lädiertem Daumen in Böblingen recht ansehnliches Tischtennis (Foto privat).

Leonie Hartbrich zeigte sich am Tisch nebenan in Topform und besiegte Ievgeniia Sozoniuk mit 3:2 zum 4:2 für die Schwäbinnen. Ohne Hartbrichs starken Auftritt schmälern zu wollen, sei auch hier Vivien Scholz zitiert: „Jenia lag die ganze Nacht mit Fieber im Bett und nur damit wir nicht zu dritt antreten mussten, versuchte sie es einfach.“ Würde der ESV das Ruder noch herumreißen können? Nein, denn nun war wieder das starke Böblinger Spitzenpaarkreuz an der Reihe und machte den Sack zu – Qianhong Gotsch schlug die anfänglich sehr clever spielende Hana Arapovic mit 3:1, Annett Kaufmann ihre Kontrahentin Izabela Lupulesku mit 3:0.

„Das war ein in dieser Höhe nicht zu erwartender Sieg“, kommentierte SVB-Coach Sönke Geil die Partie. Der Knackpunkt war, dass wenigstens ein Doppel gewonnen wurde. Annett und Leonie mussten immerhin zwei Matchbälle abwehren. Bei einem 0:2 nach den Doppeln hätten wir Druck gehabt. Ein Kompliment an Annett, sie spielt immer souveräner.“

„Böblingen erwies sich als der starke Gegner wie erwartet. Und wir haben unsere Chancen wieder einmal nicht genutzt“, so Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Verwandeln Izabela Lupulesku und Vivien Scholz ihre beiden Matchbälle und bringt Ievgeniia Sozoniuk ihr Spiel im fünften Satz nach Hause. halten wir die Partie offen und alles ist möglich. So blieb es bei den Siegen vom Doppel Arapovic/Sozoniuk, die aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Polina Dobreva erstmals zusammen spielten, und dem Einzelsieg von Vivien Scholz. Das war dann auch das Erfreuliche an diesem Tag, dass Viviens gute Leistung endlich auch mit einem zählbaren Ergebnis belohnt wurde. Und uns bleibt weiter nur die Hoffnung, dass sich das Blatt doch noch wenden wird.“ Vivien Scholz freute sich zwar über ihren ersten Erfolg im Einzel, „ein bisschen Wehmut bei mir lag am Ende doch in der Luft, da mein Sieg uns Weilern nichts nützte. Insgesamt muss ich aber sagen, von einer großen vertanen Chance gegen Böblingen kann man eigentlich nicht sprechen. Da hatten wir schon einige Punktspiele, bei denen wir viel dichter dran waren und wo wir den Sieg verdient gehabt hätten.“ 

Endlich ein Sieg im Einzel: Vivien Scholz (Foto Roscher).

TTC 1946 Weinheim – SV DJK Kolbermoor 5:5

Weinheim bleibt Spitzenreiter der 1. Bundesliga Damen mit nun 14:6 Punkten, dicht gefolgt von Kolbermoor, das allerdings eine Partie weniger ausgetragen hat, mit 13:5 Zählern. Zwei gleichstarke Mannschaften boten den Tischtennisfans in der gut gefüllten Sporthalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums 220 Minuten spannenden Topsport auf ganz hohem Level in einer Partie, in der es keiner verdient hatte, leer auszugehen, was man allerdings von den Berlinerinnen am Freitagabend auch sagen könnte, die nicht geade vom Glück verfolgt waren.

In den Doppeln trennte man sich 1:1, beide wurden erst im fünften Satz entschieden: Yuan Wan/Sophia Klee schlugen Linda Bergström/Svetlana Ganina, während Bruna Takahashi/Giorgia Piccolin ihren Gegnerinnen Kristin Lang und Solomiya Brateyko gratulieren mussten.

Vorne setzte sich Bruna Takahashi gegen Kristin Lang durch mit einem klar gewonnenen ersten Satz und dann zweimal 14:12. Yuan Wan, letzte Saison selbst noch für Kolbermoor am Ball, zog allerdings gegen die in Galaform aufspielende Linda Bergström mit 1:3 den Kürzeren. Dann zog der Gastgeber auf 4:2 davon durch eine starke Leistung im hinteren Paarkreuz: Mateja Jeger behauptete sich gegen Solomiya Brateyko und Sophia Klee tatsächlich erneut gegen die heute etwas glücklose Svetlana Ganina – beide Matches endeten jeweils 3:0. Danach musste aber auch Bruna Takahashi einmal passen, was selten genug vorkommt. Gegen Linda Bergström musste die Weltklasse-Brasilianerin ein 6:11, 10:12, 11:13 quittieren. Yuan Wan (2:3 im umkämpften Match gegen Kristin Lang) konnte den Ausgleich der Gäste aus Oberbayern nicht verhindern.

Yuan Wan war zwar kämpferisch voll auf der Höhe, ein Einzelsieg gelang ihr aber gegen ihren Ex-Klub nicht (Foto: Armin Schimkat).

Mateja Jeger ließ die Weinheimer Fans mit einem glatten 3:0 über Svetlana Ganina nochmals kurzzeitig auf den Sieg hoffen, doch sorgte Solomiya Brateyko mit einem ebenso deutlichen 3:0 gegen Sophia Klee für den letztlich gerechten Endstand.

In Weinheim war man nicht traurig, dass der zweite Sieg in Folge gegen eine Ausnahmemannschaft nicht glückte, sondern freute sich über die hohe Qualität der Begegnung und die Begeisterung der Fans. „Der Ausgang mit 5:5 ist vollkommen in Ordnung“, so Manager Christian Säger. „Über 200 Zuschauer sahen wieder Top-Tischtennis. Unser Team und die Verantwortlichen sind mit der Drei-Punkte-Ausbeute voll zufrieden. Kolbermoor hatte heute mit Bergström und wir mit Jeger die überragenden Spielerinnen. Sophia Klee konnte Ihren Vorrundensieg gegen Ganina wiederholen. Insgesamt ein Wahnsinns-Wochenende für uns und damit sind wir voll auf Kurs.“

Auch Michael Fuchs, Trainer und Abteilungsleiter in Kolbermoor, war mit der Punkteteilung einverstanden. „Insgesamt ist es, denke ich, ein leistungsgerechtes Unentschieden – beide Mannschaften haben einen Punkt verdient“, bilanzierte Fuchs. „Für uns fühlt es sich vielleicht noch mehr nach einem gewonnenen Punkt an und für Weinheim vielleicht eher nach einem verlorenen Punkt, da sie ja nach dem relativ deutlichen Sieg von Mateja Jeger gegen Svetlana schon 5:3 geführt haben, weil Kristins Spiel noch nicht zu Ende war. Aber am Ende können glaube ich beide Mannschaften mit dem 5:5 leben.“ Fuchs fährt fort mit einem Superlativ: „Wir haben heute auf jeden Fall unser bestes Spiel der Saison gezeigt und konnten uns im Vergleich zu den letzten Spielen entsprechend steigern, was gegen diesen Gegner aber auch notwendig war. Respekt an Weinheim, die insgesamt eine starke Teamleistung gezeigt haben und auf jeden Fall nicht unverdient oben in der Tabelle stehen.“

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Beitragsbild ganz oben: Kolbermoors Ukrainerin Solomiya Brateyko blieb es vorbehalten, gegen Sophia Klee ihrem Team den Punktgewinn im Spitzenspiel in Weinheim zu sichern (Foto: Dr. Stephan Roscher).

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