Spannung und Vorfreude: 1. Bundesliga Damen in den Startlöchern

Von Stephan Roscher|September 18, 2025|bundesliga

Ein Vierteljahr ist es her, dass der letzte Ball in der 1. Bundesliga Damen gespielt wurde. Nun hat das Warten ein Ende, am kommenden Sonntag startet endlich auch die nationale Topliga der Damen in die neue Spielzeit mit der attraktiven Partie Berlin – Dachau. Ein später Start gewiss, doch bei erneut nur sieben Vereinen, obwohl es lange anders ausgesehen hatte, besteht kein terminlicher Stress. Zwar ist die Sache quantitativ überschaubar, qualitativ ist aber erneut das höchste Level angesagt. Einige hochkarätige Verstärkungen zeugen davon, wie attraktiv die Liga ist, die wir nach wie vor für die stärkste in Europa halten. Dies ist aber auch nicht unlogisch, denn ab dieser Saison qualifizieren sich nur noch die ersten Vier der Punktrunde für die Play-offs und jeder möchte dafür optimal gerüstet sein.

Alle sieben, und dazu noch einige Zweit- und Drittligisten, können dabei sein beim großen Turnier um den DTTB-Pokal, das – nach tollen Turnieren in Berlin und zuletzt Sinzheim – erstmals im oberbayrischen Kolbermoor ausgetragen wird. Die Gruppenspiele werden am Samstag, den 10. Januar 2026, ausgetragen, tags darauf steigt das Final Four.

Doch nun zu den einzelnen Klubs, ihren Kadern, Erwartungen und Perspektiven.

SV DJK Kolbermoor

Der Pokalfinalist von Sinzheim blieb 2024/25 in der Bundesliga trotz der Verpflichtung von Annett Kaufmann und Qianhong Gotsch ein wenig hinter den hohen Erwartungen zurück, hatte aber auch einiges Pech mit Verletzungen und Erkrankungen von Leistungsträgerinnen. Zwar beendete man die Punktrunde auf einem respektablen dritten Platz, musste aber bereits in den Play-off-Viertelfinals das Ausscheiden hinnehmen – gegen die junge Berliner Mannschaft, die man zu diesem Zeitpunkt noch als Außenseiter angesehen hatte. Diese Saison soll es natürlich weiter nach oben gehen, wobei sich, wie für alle Teams, zunächst einmal die hohe Hürde der Halbfinal-Qualifikation auftürmt.

Es gibt einige personelle Änderungen zu vermelden, lassen wir diesbezüglich den Cheftrainer und Abteilungsleiter Dr. Michael Fuchs zu Wort kommen: “Der Weggang von Hana Arapovic ist für uns sehr traurig, da sie sowohl menschlich gut ins Team gepasst hat als auch sportlich tolle Leistungen gezeigt und sich gut weiterentwickelt hat. Den Platz im vorderen Paarkreuz neben Annett Kaufmann werden sich unsere drei Asiatinnen teilen. Swastika Ghosh hat ja schon Erfahrungen in der Liga gesammelt – Yunji Lee (Südkorea) und Yu-Chiao Huang (Taiwan) sind neu in der Liga und müssen sich erst beweisen. Wir hoffen aber, dass beide ähnlich stark wie Swastika sind.”

Auch hinten ist man gut aufgestellt. “Für das hintere Paarkreuz setzen wir mit Hongi Gotsch und Kristin Lang einerseits auf sehr große Erfahrung, mit unseren beiden Neuzugängen Tijana Jokic (Serbien) und vor allem Lisa Wang auf junge Talente. Für beide wird es eine große Herausforderung in der Liga, aber wir hoffen, dass sich beide mit diesen Erfahrungen gut weiterentwickeln können. Zusätzlich haben wir mit Laura Tiefenbrunner eine weitere Spielerinnen im Kader, die immer wieder für einen Punkt gut ist und im hinteren Paarkreuz einspringen kann.”

Kolbermoors “Chef” äußert sich natürlich auch zu den Erwartungen seines SV DJK. “Unser Ziel ist es natürlich, die Play-offs zu erreichen, auch wenn uns bewusst ist, dass die Liga sehr stark und ausgeglichen besetzt ist und die Veränderungen in unserem Kader ein paar Fragezeichen mit sich bringen“, so Fuchs. „Trotzdem haben wir mit Annett und unseren asiatischen Neuzugängen ein vorderes Paarkreuz, das immer für vier Punkte gut sein kann und ein hinteres Paarkreuz, das mit zwei Abwehrerinnen für viele unangenehm zu spielen ist. Wir müssen kommende Saison in den Doppeln stabiler werden, aber das ist ein bekanntes Problem, was wir jedes Jahr auf dem Zettel haben. Eine wirkliche Prognose ist sehr schwer.“

Fuchs, auch Stellvertretender Vorsitzender des Ressorts Damen-Bundesliga, ist ein großer Befürworter der neuen Play-off-Regelung: „Mit “nur” vier Play-off-Plätzen wird die Hauptrunde auf jeden Fall aufgewertet und es wird ein heißer Kampf um die Play-offs, was ich sehr gut finde.“

Erst am 26.10. steigen die Oberbayern in die Punktrunde ein – und das gleich mit einem Bundesliga-Kracher. Dann nämlich gastiert kein Geringerer als der Champions League-Sieger ttc berlin eastside mit seinem signifikant verstärkten Kader in der B2X-Arena.

ttc berlin eastside

Der Rekordmeister aus der Hauptstadt hat eine tolle Saison hinter sich. Sportlich hat man Großartiges geleistet, den Pokal in Sinzheim gewonnen und – viel schwieriger – zum sechsten Mal in der an Erfolgen reichen Vereinsgeschichte Europas Königsklasse gewonnen und den Siegespokal triumphal an die Spree geholt. Und das nicht etwa mit einer Parade internationaler Topstars, sondern fast mit dem letzten Aufgebot, in dem Spielerinnen wie Sabina Surjan und die junge, unerfahrene Mia Griesel auf den Punkt Verantwortung übernahmen und zu Leitfiguren wurden.

In der Liga schickte man eine ganz junge Truppe ins Rennen, die anfänglich noch Lehrgeld zahlte und von manchem müde belächelt wurde, jedoch im Lauf der Runde immer besser wurde und gegen Ende, verstärkt durch den neuen Publikumsliebling Yuka Kaneyoshi, sowie in den Play-offs zu beeindruckendem Format auflief. Was da geleistet wurde und leider in den vielen Schlagzeilen nach dem abgebrochenen Finalrückspiel in Weinheim vollkommen unterging, war dieses hohe sportliche Niveau über eine lange Saison auf beiden Seiten sowie in der gesamten Liga. Eine Saison mit unfassbar vielen Spielen gerade für den ttc eastside, der in Europas Königsklasse im Dauereinsatz war und kaum zum Luftholen kam.

In der Bundesliga sind in dieser Reihenfolge für die Vorrunde 2025/26 gemeldet: Yuka Kaneyoshi, Nina Mittelham, Natalia Bajor, Sabina Surjan, Mia Griesel, Josi Neumann und Ding Yaping. Auch Kathrin Mühlbach könnte notfalls zum Einsatz kommen, sie ist in der zweiten Mannschaft gemeldet. In der Rückrunde wird gewiss wieder das erfahrene Penholder-Ass Shan Xiaona zu Team stoßen. Nur in der Champions League können vorerst die prominenten Neuzugänge Liu Weishan (China) und Miyuu Kihara (Japan) eingesetzt werden.

Welches Quartett – oder Trio in Champions League und Pokal – auch immer auflaufen wird, es dürfte von herausragender Qualität sein.

In der Hauptstadt hält man wenig von Understement und sagt klipp und klar, was man vorhat. “Anders als im letzten Jahr, als man den Pokalsieg und den Gewinn der Champions League als Ziel ausgerufen hatte und letztlich auch realisieren konnte, wollen wir diesem Jahr wieder auf allen drei Hochzeiten – Meisterschaft, Pokal und Champions League – möglichst erfolgreich abschneiden”, nachzulesen auf der Webseite des Rekordchampions. Klartext bedeutet dies nichts anderes, als dass man das Triple will – gewiss kein unrealistisches Ziel.

Weiter lesen wir: „In der letzten Saison wollten wir in der Bundesliga unseren Talenten Mia Griesel und Josi Neumann viel Spielpraxis ermöglichen, um sie so weiter zu entwickeln. Dass am Ende sogar die Teilnahme an den Finalspielen um die Deutsche Meisterschaft herauskam, war nicht erwartet worden. Im Laufe der Vorrunde wurde unser junges Team von den Gegnern teilweise noch verspottet und als nicht wettbewerbstauglich beschrieben. Diesen Eindruck haben wir in der Rückrunde deutlich geradegerückt. Wir haben in den Play-offs mit einer Mannschaft gespielt, die im Schnitt gerade mal 18 Jahre alt war.“

Bei den personellen Möglichkeiten sollte – trotz des gestiegenen Drucks in der Liga aufgrund der neuen Play-off-Regelung – es möglich sein, hochkarätige Spielerinnen in den Ligaspielen aufzubieten und den Toptalenten dennoch weiter die nötigen Einsatzzeiten zu geben. Nicht zu vergessen: Yuka Kaneyoshi, als Spitzenspielerin gemeldet, ist mit ihren 18 Jahren ja auch noch ein Talent, auch wenn sie ihr virtuoses Defensivspiel so perfekt aufzieht, als stünde sie schon drei Jahrzehnte am Tisch. Eine Nummer eins, die in dieser Liga nur ganz wenige schlagen können, vielleicht eine Sabine Winter an einem Toptag, die gegen die junge Japanerin zuletzt aber auch verloren hat.

Mia Griesel und Josi Neumann werden gewiss nicht zu kurz kommen. Gerade was die zunächst noch 18- und inzwischen 19-jährige Griesel in ihrem ersten Jahr im Dress des ttc eastside gezeigt hat, war erste Sahne. Am Ende avancierte die aus der 2. Liga gekommene Norddeutsche sogar noch zur erfolgreichen Champions League-Spielerin, ohne die der sensationelle Titelgewinn, besonders der unglaubliche, weichenstellende Halbfinal-Rückspielsieg in Tarnobrzeg, nicht möglich gewesen wäre. Auch Neumann entwickelt sich vorzüglich – im Doppel ist sie ohnehin eine feste Größe und im Einzel gewann sie zuletzt eindrucksvoll an Stabilität.

„In der aktuellen Spielzeit wollen wir wieder auf allen drei Hochzeiten möglichst erfolgreich tanzen und haben in der Spitze und auch Breite unseren Kader deutlich verstärkt“, so der Hauptstadtklub. „Jetzt können wir deutlich besser auf Ausfälle reagieren.“ Zudem kündigt man an, „in der Rückrunde nochmals zu(zu)legen.“

berlin eastside im Uhrzeigersinn: Nina Mittelham, Sabina Surjan, Mia Griesel, Yuka Kaneyoshi, Josi Neumann, Miyuu Kihara, Kathrin Mühlbach, Liu Weishan, Natalia Bajor & Shan Xiaona (Fotocollage Verein).

Man darf gespannt sein, ob es von Anfang an rund läuft. Dachau ist ein schwieriger Auftaktgegner mit einem außergewöhnlich starken Spitzenpaarkreuz. Bei Berlin wird, so viel weiß man bereits, der Neuzugang aus Polen, Natalia Bajor, am Tisch stehen. Zudem wird das Comeback von Nina Mittelham erwartet. Man darf gespannt sein auf die Partie am Sonntag, 13 Uhr, in der „Heyse25“. Ein ausführlicher Vorbericht folgt zeitnah.

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

Nein, 2024/25 war ganz gewiss nicht die Saison der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim. In der Runde lief so ziemlich alles schief, was schief laufen konnte, man könnte es auch überschreiben mit der Floskel “erst hatte man kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu”. Mit nur einem Sieg und 5:19 Punkten wurde man abgeschlagen Tabellenletzter und verfehlte somit als einziger Klub die Play-offs, in denen man im Vorjahr in identischer Besetzung noch um ein Haar den TSV Langstadt ausgeschaltet hatte. Dass man damit bei den Rheinhessen nicht zufrieden sein konnte, ist sonnenklar. Eine Abwehrspielerin aus Südkorea soll dazu beitragen, dass es diesmal besser, viel besser wird. Ansonsten ist der Kader beisammen geblieben, lediglich die letzte Saison lange verletzte und danach nicht mehr richtig in Tritt gekommene Katerina Tomanovska ist nicht mehr an Bord.

Sportvorstand Joachim Lautebach lenkt den Blick zurück: “Die Saison 2024/2025 verlief leider nicht zur vollen Zufriedenheit der Verantwortlichen. Der letzte Platz in der Liga war nicht das ausgegebene Ziel. Unterschiedlichen Gründe, wie zum Beispiel langwierige Verletzungen und letztlich auch mangelndes Selbstvertrauen waren hauptsächlich für die schlechte Platzierung verantwortlich. Zumindest in der Rückrunde zeigte die Mannschaft dann jedoch wieder attraktiven Tischtennissport und erfreute die Zuschauer. Aufgrund der Ausgeglichenheit der Teams in der Liga konnte jedoch das selbstgesteckte Ziel – Teilnahme an den Play-offs – nicht mehr erreicht werden.“

Doch nun soll alles anders werden: „Für die Saison 2025/2026 bleibt das Team im Kern erfreulicherweise zusammen“, so Lautebach. „Um im 17. Jahr der Zugehörigkeit zur 1. Bundesliga den treuen Zuschauern, Freunden und Sponsoren eine wesentlich erfolgreichere Saison mit attraktivem Tischtennissport bieten zu können, wurde das Team durch eine neue Spielerin ergänzt. Yelin Choi, 27-jährige südkoreanische Abwehrspielerin, wird die Mannschaft verstärken. Eine bessere Platzierung als im vergangenen Jahr ist Pflicht und vielleicht kann sogar ein Platz in der Play-off-Runde – trotz des neuen Austragungsmodus – erreicht werden.“ Auf Nachfrage sagt Lautebach: „Yelin Choi wird häufig spielen. Europa und die 1. Bundesliga ist allerdings Neuland für sie. Man sollte ihr deshalb auch eine Eingewöhnungszeit zubilligen.“

Yelin Choi (Foto privat).

Was optimistisch stimmt, auch wenn das Team auf keinen grünen Zweig mehr kam: In der Rückrunde zeigten Lea Rakovac, Shi Qi und Elena Kuzmina wesentlich bessere Leistungen als in der verpatzten Vorrunde und fuhren durchaus respektable Bilanzen ein. Kommt nun noch die Koreanerin dazu, könnte einiges gehen, sofern man gut harmonierende Doppel formieren kann. Steht Choi nicht zur Verfügung, könnte die Inderin Diya Chitale, die letzte Saison lediglich auf zwei Einsätze kam, vorne spielen. Doch das wird sich erneut nicht einfach gestalten. Lautebach: „Diya kann nur spielen, wenn der indische Verband ihr es ermöglicht.“

Generell meint Bingens „Chef“: „Einen Meisterschaftsfavoriten zu nennen, fällt bei der Ausgeglichenheit der einzelnen Teams in dieser starken Liga schwer, zumal die internationalen Verpflichtungen vieler Spielerinnen und der ständige Kampf um WTT-Platzierungen sowie Weltranglistenpunkte den Saisonverlauf wahrscheinlich erneut immens beeinflussen werden. Erneut hat die WTT ihre Termine für die Rückrunde bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht festgelegt , sodass es seitens des DTTB bisher auch noch nicht möglich war, einen Terminplan für die Rückrunde zu erstellen. Eine für alle Beteiligten wiederum außerordentlich unbefriedigende Situation.“

Lautebach bedankt sich nachdrücklich bei den Geldgebern und formuliert seine Hoffnungen für die neue Saison: „Ein besonderer Dank geht an unsere Sponsoren und Förderer, die uns bereits über viele Jahre hinweg und nun auch in dieser schwierigen Phase weiter finanziell unterstützen und ohne die 1. Bundesliga auf diesem Niveau nicht möglich wäre. Bleibt zu hoffen, dass das Spieljahr einen reibungslosen Verlauf nehmen kann und diesmal für unser Team erfolgreicher enden wird. Unsere Mannschaft wird dafür jedenfalls alles tun und hofft natürlich auf zahlreiche Unterstützung durch unsere treuen Zuschauer.“

Man steigt mit zwei Heimspielen am Binger Mäuseturm in die Saison ein. Den Auftakt bildet die Partie gegen den TSV Langstadt am 05.10., eine attraktive Begegnung, die Derby-ähnlichen Charakter hat.

ESV Weil

Der ESV Weil am Rhein blickt auf eine tolle, rundum gelungene Saison 2024/25 zurück. Als Wiederaufsteiger war man sofort in der starken Eliteliga angekommen und bezwang im Lauf der Runde reihum sämliche Topteams. In den Play-offs knüpfte man nahtlos an diese starken Auftritte an und schaltete im Viertelfinale Langstadt aus. Erst im Halbfinale scheiterte man nach heftiger Gegenwehr am späteren Meister Weinheim.

Zwei Spielerinnen begeisterten die Fans am meisten: Anna Hursey und Daniele Ortega. Die erst 18-jährige, inzwischen 19-jährige, Waliserin Hursey, deren rasante Fortschritte man in jedem Spiel wahrnehmen konnte, präsentierte sich immer wieder vorzüglich. Mit einer 13:5-Bilanz auf der Spitzenposition, zu der sich dann noch sechs Siege und zwei Niederlagen in den Play-offs gesellten, spielte sich das Nachwuchs-Ass in die Bundesligaspitze und bezwang sogar die Top-Asiatinnen der Ligakonkurrenten jeweils mindestens einmal. Die umworbene Hursey bleibt an Bord, somit verfügt man weiter über eine extrem starke Nummer eins.

Kann an guten Tagen jede Gegnerin schlagen: Anna Hursey (Foto Roscher).

Daniela Ortega konnte man indes nicht im Dreiländereck halten. Die Chilenin, die vor der Saison niemand auf dem Zettel hatte, entpuppte sich als richtig gute Verstärkung und glänzte mit einer 10:5-Bilanz. Selbst im vorderen Paarkreuz spielte sie positiv. Ortega musste man nach Spanien ziehen lassen. Für sie stößt die Norwegerin Martine Toftaker vom Zweitligisten TTC Langen zum Team, die damit, nach einem kurzen Kapitel in Jena 2023/24, nochmals die Chance erhält, im Oberhaus anzugreifen. Beim ESV zu gefallen wusste aber auch die junge deutsche Abwehrspielerin Lea Lachenmayer, die sich im Lauf der Runde deutlich steigerte und beinahe ausgeglichen spielte. Dem TSV Langstadt brach sie mit drei Siegen in den Play-off-Viertelfinals das Genick. Immer wieder gute Spiele zeigte auch die erfahrene Ukrainerin Ievgeniia Sozoniuk, die allerdings eine negative Bilanz im Spitzenpaarkreuz verzeichnete, im Doppel mit Anna Hursey jedoch immer wieder brillierte.

“Bald ist es wieder soweit, wir sind schon sehr gespannt auf die neue Saison”, so Abteilungsleiterin Doris Spiess voller Vorfreude. “Unser Team wird weitgehend zusammenbleiben. Leider mussten wir uns von Daniela Ortega verabschieden, die in Spanien ihre sportliche Zukunft haben wird. Ein herber Verlust für uns. Für sie wird Martine Toftaker den ESV Weil am Rhein unterstützen. Unser Saisonziel ist es, einen Play-off-Platz zu erreichen, was in dieser Saison nicht so ganz einfach werden wird.” Mit generellen Prognosen hält sich die Abteilungschefin zurück: “Einen Favoriten ausfindig zu machen, ist recht schwer. Es sieht nach einer sehr ausgeglichenen Liga aus, bei der es sicher wieder die eine oder andere Überraschung geben wird.”

Das Auftaktprogramm der Weilerinnen ist happig: Am 05.10. muss man zum TTC 46 Weinheim reisen, einen Monat später gastiert der ttc berlin eastside im Dreiländereck. Doch wenn der ESV so unberechenbar bleibt wie in der Vorsaison, sollte man ihn auch in diesen beiden Hammerspielen nicht vorschnell abschreiben.

TSV Dachau 65

Einen ersten Eindruck vom TSV Dachau werden wir sehr früh bekommen. Die Oberbayern gastieren nämlich bereits am kommenden Sonntag (13 Uhr) beim ttc berlin eastside (separater Vorbericht folgt) – einen schwierigeren Auftaktgegner konnte man sich wahrlich nicht “aussuchen”. Allerdings auch wiederum eine “leichte” Partie, da man in der “Höhle des Löwen” nichts zu verlieren hat und den Berlinerinnen schon einige Male zum Saisonauftakt recht gut Paroli bieten konnte – den Vorgänger TSV Schwabhausen miteinbezogen.

Wie stark ist der TSV diese Saison? Eine gute Frage, denn das ist ganz schwer einzuschätzen. Man konnte, als einziges Team neben Langstadt. keine Neuzugänge begrüßen, alle anderen haben personell teils kräftig aufgerüstet, zumindest aber neue Gesichter an Bord geholt.

In der letzten Saison zählte man zu den Topteams der Liga und schloss die Punktrunde mit nur zwei Punkten weniger als Weinheim auf einem hervorragenden zweiten Platz ab. Besonders das Spitzenpaarkreuz mit dem koreanischen Defensiv-Ass Byun Seoyoung (15:6) und der frischgebackenen Antitop-Spielerin Sabine Winter (13:7) wusste zu gefallen. Extraklasse das Doppel mit Byun und der jungen Koharu Itagaki (7:1). In den Play-offs-Halbfinals zog man, obwohl leicht favorisiert, gegen die in Galaform aufspielenden jungen Berlinerinnen den Kürzeren. In der Hauptstadt musste man eine 4:6-Niederlage quittieren, die man im Rückspiel am 1. Juni nicht ausbügeln konnte, das man vor eigenem Publikum mit 2:6 recht deutlich verlor.

Die Defensive ist ihr Trumpf: Seoyoung Byun (Foto Roscher).

Das neue Team steht mit Seoyoung Byun, Sabine Winter, Koharu Itagaki und Naomi Pranjkovic – zudem können ambitionierte Spielerinnen aus dem Drittligateam wie Dora Cosic, Alina Nikitchanka oder Emine Ernst von Fall zu Fall zum Einsatz kommen.

TSV-Cheftrainer Alexander Yahmed hält sich lieber an die Fakten statt als Hellseher zu fungieren. “Ich denke, es ist wie jedes Jahr. Viel hängt davon ab, wer wann wie spielt und deswegen sind Prognosen eigentlich nicht möglich. Ich sehe Berlin, Weinheim und Kolbermoor ganz vorne und ansonsten wird man sehen, was passiert.“ Ein wenig zu schaffen macht Yahmed, dass Tin-Tin Ho, die eine ausgeglichene Bilanz erspielt hat, nicht mehr zur Verfügung steht: „Tin-Tin hat uns menschlich wie spielerisch schon sehr geholfen, alles andere bleibt bei uns gleich.“

Natürlich möchte man erneut, auch unter den nunmehr erschwerten Bedingungen, in die Play-offs einziehen – doch das wollen sechs andere Teams auch. Wenn es einigermaßen rund läuft und speziell Seoyoung Byun und die zuletzt auch auf internationalen Topturnieren sehr erfolgreiche Sabine Winter, aber auch Koharu Itagaki wieder so stark performen wie zuletzt, sollte dies ein durchaus realistisches Saisonziel sein.

TTC 1946 Weinheim

Es war DIE Saison des TTC 46 Weinheim. Nach zwei Vizemeisterschaften stand man am 29. Juni zum ersten Mal ganz oben auf dem Treppchen. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, dennoch fiel der Jubel in Anbetracht der Umstände bei manchem Weinheimer etwas gedämpft aus.

Auf das “Drumherum” des Finalrückspiels wollen wir nicht nochmals eingehen und schon gar nicht Partei ergreifen. Fakt ist aber, dass es zu einer Menge Schlagzeilen, auch in großen, namhaften Medien kam. Schlagzeilen, die den Tischtennisfan, egal für wen sein Herz schlägt, nicht begeistern konnten. Diese hatten nämlich nur den Konflikt zwischen den beiden Finalisten, mit keiner Silbe aber die unglaublichen sportlichen Leistungen beider Teams über die gesamte Saison zum Inhalt. Beide hatten nämlich eine Menge Glanzlichter gesetzt und immer wieder Tischtennis auf Weltklasseniveau geboten, sodass sie sich vollkommen zu Recht als die beiden besten deutschen Mannschaften um den Titel duellierten. Mancher sportbegeisterte Zeitgenosse mit wenig Ahnung von der Tischtennislandschaft mag nun denken, dass die 1. Bundesliga Damen eine Art Operettenliga sei, in der es zwar spektakulär zugehe, doch eher neben den Tischen und zwischen den Verantwortlichen. Und genau dieser Eindruck ist grundfalsch und alle Fans der Bundesliga wissen das. Die Visitenkarte der Liga ist ihr atemberaubendes Niveau und alle werden dazu beitragen, dass jenes wieder die Schlagzeilen bestimmt.

Die Weinheimerinnen, die letzte Saison – trotz eines kleinen Zwischentiefs im Januar und Februar, lange hatte man lediglich einen Minuspunkt zu Buche stehen – die Punktrunde als Sieger mit 18:6 Punkten abschlossen und dann im Halbfinale Favoritenschreck Weil ausschalteten, werden auch in der neuen Saison eine sehr gute Truppe am Start haben.

Starkes Doppel: Chien Tung-Chuan (links) / Yuan Wan (Foto Roscher).

Man musste den Weggang der Türkin Ece Harac hinnehmen, die sich bei den Nordbadenern toll akklimatisiert und das Vertrauen der Vereinsführung mit sehr guten Leistungen zurückgezahlt hatte. Auch die Chinesin Liu Weishan ist nicht mehr an Bord, die allerdings nur zu zwei Punktspieleinsätzen gekommen war. Sie verstärkt nunmehr den Rivalen aus Berlin, ist aber nur in der Champions League einsetzbar. Und die Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu gehört auch nicht mehr dem Kader an.

Die beiden Spitzenkräfte, Chien Tung-Chuan und Yuan Wan, stehen an den Positionen eins und zwei. Sollte Chien nicht zur Verfügung stehen, könnte die junge, neu verpflichtete südkoreanische Linkshänderin Seongjin Kim an ihrer Stelle aufschlagen – eine Spielerin mit großem Potenzial. Die ukrainische Linkshänderin Solomiya Brateyko, vielen noch aus ihrer Zeit in Kolbermoor ein Begriff und nach Deutschland zurückgekehrt, wird hinten aufschlagen, ebenso wie Mateja Jeger-Majstorovic. Interessant auch das “B-Team” (3. Liga Süd), denn dort sind im vorderen Paarkreuz die Erstliga-erprobte Daria Trigolos und die junge Bao Chau Elisa Nguyen gemeldet, die beide auch in der “Ersten” spielen könnten. Bei Elisa Nguyen wird das sogar ziemlich sicher der Fall sein, die vom Zweitliga-Aufsteiger DJK SB Stuttgart an die Bergstraße gekommen ist. Die Jugend-Mannschaftseuropameisterin von Malmö 2024 gilt als eines der größten deutschen Talente und ist als Perspektivspielerin für die 1. Liga eingeplant.

“Wir haben mit Elisa Nguyen ein deutsches Nachwuchstalent verpflichtet. Sie wird auch öfter zum Einsatz kommen“, sieht Weinheims Macher und Manager Christian Säger den Auftritten der 15-Jährigen mit Spannung entgegen. „Leider hat uns Ece Harac studienbedingt in die Türkei verlassen. Dafür kommt mit Solomiya Brateyko eine erfahrene Spielerin dazu. Weiterhin haben wir als Backup Seongjin Kim für das vordere Paarkreuz verpflichtet. Für die junge Spielerin ist Europa Neuland und daher ist sie schwer einzuschätzen.“ Säger äußert sich natürlich auch zu den Erwartungen seines Klubs: „Unser Ziel sind die Play-offs, Favorit auf den Titel ist Kolbermoor. Die große Herausforderung wird sein, dass alle Teams möglichst komplett antreten können. Es wird immer schwieriger, das umsetzen zu können.“ Vom neuen Play-off-Modus ist Säger absolut überzeugt: „Der neue Modus ist völlig richtig, da die Regelung davor völlig unverständlich war und in keiner Sportart üblich ist.“

Bald wissen wir mehr. Der TTC 46 steigt mit den Heimspielen gegen Weil, Langstadt und Bingen in der Dietrich-Bonhoeffer-Sporthalle, der neuen Weinheimer Heimspielstätte, in die Saison ein. Bereits die erste Partie am 05.10. gegen die Weilerinnen wird einen ersten Fingerzeig geben, ob die Reise erneut weit nach oben gehen kann, worauf einiges hindeutet.

TSV 1909 Langstadt

Im südhessischen Langstadt setzt man ganz auf den Faktor Kontinuität und lässt sich auch nicht beirren durch den Blick auf die Mannschaftsmeldungen der Konkurrenten. Man bleibt auf dem Teppich, greift nicht nach den Sternen und geht keine finanziellen Wagnisse ein.

Die zurückliegende Saison verlief nicht so, wie man es sich in dem tischtennisverrückten 1.600-Einwohner-Dorf in der Nähe von Babenhausen vorgestellt hatte. Das Ausscheiden bereits im Play-off-Viertelfinale gegen den damaligen Aufsteiger ESV Weil schmerzte, zumal man das Halbfinale eigentlich eingepreist hatte. Auch beim Pokalturnier im badischen Sinzheim lief es nicht nach Plan, da man im Halbfinale gegen Kolbermoor knapp den Kürzeren zog, obwohl der Gegner aufgrund einer stark angeschlagenen Annett Kaufmann gehandikapt war. Nun möchte man jedenfalls die Meisterschafts-Halbfinals erreichen, wozu die Plätze eins bis vier in der Punktrunde berechtigen.

Alles mit dem alten spielenden Personal, einzig Ligarivale Dachau hält es ebenso, auch wenn dort mit Tin-Tin Ho eine angestammte Spielerin wegfällt. Die personelle Kontinuität hat gewiss auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Man kennt sich bestens untereinander, man schätzt und mag sich, es ist eine Art eingeschworene Gemeinschaft, in der jede Spielerin ihren Platz sowie die Stärken und Schwächen der Teamkolleginnen kennt und keine sich erst eingewöhnen muss.

Schließlich ist man froh, dass man die starke Thailänderin Orawan Paranang halten konnte, obwohl diese zahlreiche Angebote anderer Klubs aus ganz Europa hatte, wie der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer zu berichten weiß. Paranang erspielte in der Vorrunde eine 9:1-Bilanz, kam in der Rückrunde gar nicht zum Einsatz, wohl aber in den Play-off-Viertelfinals (3:1).

Hinter ihr stehen auf der Meldeliste Chantal Mantz, Franziska Schreiner und Izabela Lupulesku. Im Zweitliga-Team sind vorne Sophia Klee und Lorena Morsch gemeldet, die ebenso zum Stamm der “Ersten” zählen. Mit Ausnahme von Paranang ein sehr ausgeglichenes Quintett.

Manfred Kämmerer hält große Stücke auf die 17-jährige Lorena Morsch: “Dass wir ganz ohne Neuzugänge sind, stimmt nicht ganz: Lorena Morsch zählen wir zum Kader der Ersten. Dementsprechend wird sie genauso ihre Einsätze bekommen wie die anderen Spielerinnen. Sie hat sich das durch gute Leistungen verdient, unter anderem durch ihren Titel bei den Deutschen Meisterschaften mit den Sieg im Endspiel gegen Itagaki. Sie hat zudem seit kurzem den Weg als Profi eingeschlagen und konzentriert sich komplett auf Tischtennis. Damit haben wir berechtigte Hoffnungen, dass sie auch schnell an das Niveau der Bundesliga anpasst. Nach wie vor sehen wir einige unserer Spielerinnen noch nicht am Ende ihrer Entwicklung. Natürlich spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Den weiblichen Fan Zendong wird sich der TSV sicher auch in Zukunft nicht leisten können.”

Zählt nun zum Stamm des „A-Teams“: Lorena Morsch (Foto Roscher).

Kämmerer gibt den Kurs vor: “Das Ziel lautet Erreichen der Play-offs. Das wird bei nur noch vier Mannschaften, die es schaffen, natürlich ungleich schwerer als in den letzten Jahren. Es wird sicher wieder darauf ankommen, wie oft die Teams mit ihrem besten Kader antreten können. Allerdings ist zu erwarten, dass genau dieser Fakt eintreten wird. Im übrigen war auch genau das mit der Reglement-Änderung gewollt, denn es wird die Attraktivität der Liga deutlich steigern, wenn die Teams nahezu immer mit ihren Spitzenspielerinnen antreten. Im Pokal müssen wir zunächst die Auslosung abwarten. Das Final Four zu erreichen, war und ist immer unser Ziel gewesen. Das gilt auch für den diesjährigen Pokalwettbewerb, der erstmals in Kolbermoor stattfinden wird. Wir freuen uns darauf, denn diese Veranstaltung war bislang immer ein Highlight im Kalender.”

Viel wird davon abhängen, wie oft Orawan Paranang, die fraglos eine Unterschiedsspielerin ist und zu den Besten der Liga zählt, zur Verfügung stehen wird – der Verein macht dazu zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben. In den anderen Partien muss man versuchen, es über die Ausgeglichenheit der Mannschaft zu regeln. Gelingt es zudem, die Leistungen im Doppel zu verbessern – eine Achillesferse 2024/25 – könnte der Sprung in die Play-offs auch unter den neuen, signifikant erschwerten Bedingungen gelingen.

Man freut sich auf den Saisonstart am 05.10. in Bingen, eine stets attraktive Partie mit derbyähnlichem Charakter, in der alles möglich scheint. Natürlich möchte man einen Sieg vorlegen, doch das möchte der Gegner auch. Man wird sehen, wer zur Verfügung steht, ob Langstadt mit Orawan Paranang und Bingen mit Yelin Choi auflaufen kann. Diese Personalien könnten einiges beeinflussen.

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Beitragsbild oben: Annett Kaufmann will mit dem SV DJK Kolbermoor eine gute Rolle spielen im Kampf um den Titel (Foto: Dr. Stephan Roscher).

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