6:2 auch gegen Kolbermoor: Berlin der Titelverteidigung sehr nahe
ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor 6:2
Durch den zweiten 6:2-Erfolg im zweiten Spitzenspiel der 1. Bundesliga Damen seit Samstag hat der ttc berlin eastside die Titelverteidigung so gut wie in der Tasche – zumindest ist eine eindeutige Vorentscheidung gefallen. Der Hauptstadtklub führt nun mit 16:0 Punkten die Tabelle an vor Bad Driburg (12:2) und Kolbermoor (8:4). Allerdings ging es beim Match gegen Kolbermoor am Sonntag viel enger zu, als es das nackte Ergebnis vermuten lässt. eastside gewann alle fünften Sätze – vier an der Zahl. Und die Partie dauerte drei Stunden und elf Minuten.
Somit bekamen die 125 Fans in der Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz eine Menge geboten, zumal es hochklassiges Tischtennis war, was beide Teams ablieferten. 33 Sätze auf tollem Niveau – 18:15 für eastside lautete das Satzverhältnis am Ende.
Nach den Doppeln stand es 2:0 für den Gastgeber: Georgina Pota/Matilda Ekholm hatten Liu Jia/Lily Zhang mit 3:2 geschlagen (11:3, 7:11, 11:5, 5:11, 11:8), während sich Shan Xiaona und Nina Mittelham klar gegen Kolbermoors Defensiv-Formation Ding Yaping/Svetlana Ganina durchsetzten (11:4, 11:7, 11:5). Eine gut aufgelegte Kristin Lang sorgte für den Anschluss. Etwas überraschend gelang der deutschen Nationalspielerin ein 3:0 (13:11, 11:9, 11:6) gegen die favorisierte Fu Yu. Doch Berlin schlug postwendend zurück. Shan Xiaona wies Kolbermoors „Geheimwaffe“ Liu Jia mit 3:1 (4:11, 11:5, 11:9, 11:5) in die Schranken.
In einen Schlüsselspiel konnte Nina Mittelham (Foto oben) die Führung ihres Teams gegen Ding Yaping nach 0:2-Satzrückstand und Abwehr eines Matchballs auf 4:1 erhöhen (9:11, 8:11, 12:10, 11:7, 11:6). Matilda Ekholm verlor anschließend zwar glatt gegen eine bärenstarke Lily Zhang (7:11, 8:11, 5:11), doch Yu Fu stellte im Spitzeneinzel gegen „Susi“ den alten Abstand wieder her. Die Portugiesin siegte mit 3:2 (7:11, 11:8, 11:5, 7:11, 11:7). 5:2 für die Berlinerinnen. Shan Xiaona (eastside-Manager Andreas Hain: „Heute hat sie wieder gezeigt, dass sie zurzeit die beste Spielerin Europas ist“) schlug die auch in ihrem zweiten Einzel richtig starke Kristin Lang in einem spannenden Match über die volle Distanz (8:11, 11:4, 10:12, 11:8, 11:9) und packte den Erfolg des Hauptstadtklubs in einem tollen, würdigen Spitzenspiel in trockene Tücher.
„Dieses 6:2 ist natürlich schön für uns aber bitter für Kolbermoor“, freute sich Andreas Hain. „Heute hatte wir das Glück mal auf unserer Seite. Viermal 3:2 für uns, das war schon etwas glücklich, wie ich zugeben muss.“ Hain fügte hinzu: „Gerettet hat uns heute Nina [Mittelham] mit ihrem Sieg gegen Ding Yaping nach abgewehrtem Matchball.“ Dennoch sieht Berlins Manager die komfortable Situation seiner Schützlinge als leistungsgerecht und verdient an: „Es mag zwar mal ein Spiel etwas glücklich laufen, am Ende gibt es aber kein Glück und kein Pech und es setzt sich eben der Bessere durch.“ Hain spricht von einer „klaren Vorentscheidung“ in Bezug auf die Titelverteidigung: „Wir müssten ja jetzt noch zwei Spiele hoch verlieren – und das haben wir nicht vor. Dementsprechend werden wir personell auch keine Experimente machen. Wir gehen spätestens nach dem heutigen Tag davon aus, dass wir unseren Meistertitel verteidigen werden.“
„Das war wohl das unglücklichste 2:6, wie es für uns nur hätte laufen können“, so ein enttäuschter Michael Fuchs. „Wir wussten, dass Berlin zwei eingespielte Doppel hat, aber Lily und Susi führten im Entscheidungssatz 7:3 und verlieren noch unglücklich. Andererseits haben wir die Doppel auch leider nicht so getroffen, wie gewollt, da Nana und Nina sehr gut gegen Abwehr spielen. Und dann läuft man als vermeintlicher Außenseiter halt von Anfang an einem Rückstand hinterher.“ Kolbermoors Trainer fügt hinzu: „Alle Fünfsatzspiele gehen an Berlin. Wenn man von vier engen Spielen nur eines gewinnen würde, haben wir meiner Meinung nach eine sehr gute Chance, vor allem da Lily auch gegen Nina im Prinzip schon gewonnen hatte.“ Fuchs hat an der Leistung seiner Spielerinnen nichts zu kritisieren: „Insgesamt war es das erwartet umkämpfte Spiel und wir waren auf allen Positionen ebenbürtig. Kristin hat überragend gegen Fu Yu gespielt, Lily sehr stark gegen Ekholm und Mittelham. Auch Yaping hat gegen Nina sehr gut gespielt und sogar Matchball im dritten Satz gehabt.“ Der Trainer beendet sein Statement wie folgt: „Gratulation an die Berliner, die heute einfach in den entscheidenden Phasen die Kleinigkeit besser oder glücklicher waren, aber an einem anderen Tag kann das Spiel genauso an uns gehen – vielleicht ja sogar schon im Januar beim Final Four.“
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher