3B-POKALFINALS in Berlin: Stimmen vor dem großen Showdown

Von Stephan Roscher|Januar 5, 2024|Pokal

Am Wochenende steigt das große Pokalturnier in Berlin, am Samstag wird die Qualifikation ausgetragen, am Sonntag das Final Four, in dem der erste Titelträger des neuen Jahres ermittelt wird. Die Fans dürfen sich auf ein schönes Turnier mit vielen Highlights freuen, auf Erstligisten, die ihre sportliche Klasse in die Waagschale werfen wollen, und “Underdogs”, die mit Herzblut dagegenhalten möchten. Wir haben mit den Vereinsvertretern gesprochen.

Dachau will das Rennen in ausgeglichener Gruppe machen

In Gruppe A duellieren sich der erstmals unter dem neuen “Label” startende TSV Dachau 65, vormals TSV Schwabhausen, Erstliga-Rivale SV SCHOTT Jena und Zweitliga-Spitzenreiter ESV Weil. Auch wenn Weil eine starke Truppe hat und sich auf den direkten Weg zurück in die 1. Bundesliga zu befinden scheint, dürfte die Entscheidung über den Gruppensieg eher zwischen Dachau und Jena fallen, wobei die Oberbayern zuletzt sehr gut in Tritt waren. Da die Thüringer ohne Japanerin anreisen werden, könnte Dachau das Rennen machen – doch in Stein gemeißelt ist das nicht.

“Wir werden topmotiviert zum Pokalturnier fahren”, erklärt Dachaus Trainer Alexander Yahmed. “Wir sind uns dessen bewusst, dass es in der Gruppe keine Übermannschaft gibt, aber auch kein schwaches Team. Es wird ein sportlich ehrgeiziges Ziel sein, weiterzukommen, doch das streben wir an. Ob es klappt, werden wir dann sehen.”

Für Jena äußert sich Abteilungsleiter Andreas Amend und verrät sogar die zu erwartende Aufstellung: “Für uns haben natürlich der Ligaspielbetrieb und das Thema Klassenerhalt Priorität, daher sehen wir das Pokalturnier als stressfreien Auftakt ins Sportjahr 2024. Wir werden voraussichtlich mit Koharu Itagaki, Ece Harac und Valerija Mühlbach antreten.” Zu den Gruppengegnern sagt Amend: “Topfavorit ist der TSV Dachau mit Nationalspielerin Sabine Winter, der im letzten Vorrundenspiel das Jenaer Team in seine Schranken verwies. Bei Zweitliga-Tabellenführer ESV Weil stehen mit Kornelija Riliskyte und Anastassiya Lavrova auch zwei ehemalige Spielerinnen des SV SCHOTT im Team.”

Kurz und knapp äußert sich Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess, die keine Details zur Aufstellung preisgibt: “Wir sehen das Pokalturnier als Test an und wollen versuchen, die Erstligisten etwas zu ärgern.”

Langstadt nach Böblinger Absage haushoher Favorit auf den Gruppensieg

In Gruppe B roch es ursprünglich nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bundesliga-Herbstmeister TSV Langstadt und der SV Böblingen mit ihren beiden Ausnahmespielerinnen Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann. Am Mittwochnachmitag erfolgte überraschend die Absage der Schwaben (über die Gründe haben wir berichtet). Somit waren nur noch die Langstädterinnen sowie der Zweitliga-Zweite TuS Fürstenfeldbruck übrig, dem allerdings wenig Chancen auf das Weiterkommen eingeräumt werden, zumal ihm seine beiden starken Ukrainerinnen nicht zur Verfügung stehen. Doch kurzfristig gelang es, einen Ersatz für die Böblingerinnen ins Boot zu holen. Der Drittligist Alemania Riestedt aus Sachsen-Anhalt gab spontan seine Zusage, sodass nun doch in einer Gruppe mit drei Teams gespielt werden kann. Natürlich spricht alles dafür, dass Langstadt das Halbfinale erreicht.

Franziska Schreiner will mit dem TSV Langstadt in Berlin für Furore sorgen (Foto Roscher).

“Zweimal standen wir zuletzt im deutschen Pokal-Finale. Aller guten Dinge sind drei, könnte es für den TSV damit heißen”, blickt der Sportliche Leiter des TSV Langstadt, Manfred Kämmerer, voraus. Die personelle Konstellation scheint nicht optimal: “Leider haben wir mit diversen Verletzungen zu kämpfen. Mit welchem Team wir daher den Angriff auf den Pokal starten werden, ist derzeit noch nicht ganz klar.” So oder so, das Erreichen der Endrunde sei obligatorisch: “Durch die Absage von Böblingen sind wir klarer Favorit gegen den Zweitligisten Fürstenfeldbruck und den Drittligisten Riestedt. Das Erreichen des Final Four am Sonntag ist damit zur Pflicht geworden.“

Für Fürstenfeldbruck äußert sich das Trainerteam Sandra Peter und Ingo Hodum recht detailliert: “Für den TuS ist es wieder eine Ehre, im Kreise der Erst-Bundesligisten mitspielen zu können. Leider musste kurzfristig unsere ukrainische Nummer eins, Iryna Motsyk, absagen. Die zurzeit beste Spielerin der 2. Bundesliga hätte wirklich sehr gerne gespielt, aber sie ist am Knie verletzt und spielt die komplette Saison schon mit einen Außenband-Anriss. Wir sind froh, wenn sie uns am 13.01. zum ersten Punktspiel der Rückrunde zur Verfügung steht. Und unsere andere Ukrainerin, Olena Nalisnikovska, möchte aufgrund der Kriegssituation ein bisschen länger bei ihrer Familie sein.“ Wer stattdessen an den Tisch geht, ist kein Geheimnis: „Somit treten wir mit jungen Spielerinnen aus der 2. und 3. Liga – Milena Burandt, Stefanie Felbermeier und Lea-Marie Schultz – an, die aber natürlich hochmotiviert sind, sich gegen die Besten zu messen. Unser Motto wird also sein: Sich so gut wie möglich verkaufen und Spaß dabei haben.“

So schnell, wie das Team aus dem Sangerhausener Stadtteil Riestedt seine Bereitschaft einzuspringen erklärt hat, äußert sich auch Trainer und Abteilungsleiter Tim Aschenbrenner zum Pokalturnier. Zwar läuft es sportlich noch nicht so gut – nach der Vorrunde hat man die rote Laterne in der 3. Liga Süd inne -, doch flink sind sie, die Riestedter, das muss man ihnen schon einmal attestieren. “Für uns kommt die Teilnahme am Pokal total überraschend. Alle waren sofort dabei und wollten dieses Erlebnis mitnehmen“, so Aschenbrenner. „Für uns als Mannschaft und als Verein ist es ein absolutes Privileg, gegen die besten Mannschaften Deutschlands anzutreten zu dürfen. Wir wollen die Atmosphäre aufsaugen und uns mit allen Möglichkeiten wehren, auch wenn wir, wie schon die ganze Saison, krasser Außenseiter sind.“ Dass man in der Liga keine Bäume ausreiße, komme nicht überraschend: „Wir bauen auf einheimische Spielerinnen, die bisher noch nie so hoch gespielt haben. Alle sind reine Amateure. In dem ein oder anderen Spiel konnten wir aber bereits Achtungszeichen setzen.“

Turnierfavorit Berlin will auch gegen Bingen nichts anbrennen lassen

In Gruppe C wäre natürlich alles andere als ein ungefährdeter Durchmarsch des Serienmeisters und Serienpokalsiegers ttc berlin eastside, der den Cup zum neunten Mal gewinnen möchte, eine Riesensensation. Mit Shan Xiaona und Nina Mittelham als Führungsspielerinnen sollte eigentlich nichts anbrennen, zumal ihre Teamkolleginnen ebenfalls hochkarätig sind. Dennoch ist man gewarnt vor der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, die eine gute Vorrunde gespielt hat und – sollte es tatsächlich eng werden – über starke Doppel verfügt. Ihren besonderen Reiz bezieht die Gruppe aus dem Umstand, dass es zum Berliner Derby kommen wird, denn die Füchse, aktuell Drittligist mit Aufstiegschancen, sind dort ebenfalls vertreten. Natürlich sind die Reinickendorferinnen gegen eastside krasser Außenseiter, jedoch werden sie mit Herzblut um jeden Punkt kämpfen und voraussichtlich mit genau den Spielerinnen am Start sein, die letztes Jahr für Furore gesorgt und dem TSV Schwabhausen das Leben schwer gemacht hatten.

Nicht nur Favorit in der Gruppe: ttc berlin eastside (Fotokollage: Verein).

Der Präsident des Gastgebers, Alexander Teichmann, äußert sich ausführlich zum Event und zu den Zielen und Erwartungen des ttc eastside. “Wir freuen uns, dass wir erneut Gastgeber für die 3B-POKALFINALS powered by SEEGER sein dürfen”, erklärt Teichmann. “Ursprünglich sollte das Turnier in unserer neuen Tischtennishalle als Eröffnungsveranstaltung stattfinden, doch ein Wasserschaden kurz vor Übergabe der Halle hat dies jetzt verhindert. Deshalb müssen wir kurzfristig in die große Halle in der Paul-Heyse-Straße ausweichen, was wir wirklich bedauern. Trotzdem geben wir uns viel Mühe und werden wir in der vergangenen Jahren sicherlich eine gute Veranstaltung präsentieren.” Zum Kampf um den Pokalsieg sagt der Vereinspräsident: “Sportlich steht bei uns natürlich die Titelverteidigung als Ziel, doch die Konkurrenz ist stark und es wird sicherlich kein Selbstläufer. Gerade bei diesem Pokalsystem kann alles passieren und es gibt sicherlich einige Teams, die sich Titelchancen ausrechnen können. Die Ausgeglichenheit der Mannschaften spiegelt ja auch die Bundesligatabelle wider.“ Abschließend unterstreicht Teichmann: „Wir sind gut vorbereitet und alle unsere Spielerinnen werden am Start sein, sodass unsere Coaches Jessica Göbel und Jens Ruland die Qual der Wahl haben.“

“Die Auslosung hat uns das vielleicht schwerste Los überhaupt beschert. Ich gehe davon aus, dass Berlin unbedingt den Titel holen will und dann vor heimischer Kulisse mit der stärksten Mannschaft antreten wird”, sagt Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach. “Auf jeden Fall ist es für uns eine gute Gelegenheit, nach der Weihnachtspause noch ein bisschen Spielpraxis zu sammeln, die wir ja auch für den weiteren Verlauf der Runde brauchen können. Wenn man sich die Tabelle anschaut und sieht, wie eng die Mannschaften beieinander liegen, wird es keine einfache Aufgabe, die dort auf uns zukommt. Doch mit unserer mannschaftlichen Geschlossenheit, die wir natürlich auch beim Pokalturnier zeigen möchten, wollen wir die Herausforderungen meistern.”

Trainer Steffen Dahms spricht für die Füchse Berlin. “Wir freuen uns vor allem, erneut dabei sein zu dürfen. Wir möchten die Atmosphäre und das Messen mit der deutschen Spitze einfach genießen. Vielleicht gelingt uns ja ein Spielgewinn – wie im vergangenen Jahr.” Dahms kündigt bereits die Aufstellung an. Auch die Chinesing Chen Ming Jia wird wieder dabei sein, die beim letzten Pokalturnier keine Geringere als Liu Yangzi schlagen konnte: “Wir starten voraussichtlich mit Ann-Marie Dahms, Ming Jia Chen und Gökce Güngör.“

Chen Ming Jia (Füchse Berlin), hinten links Trainer Steffen Dahms (Foto Roscher). Die Chinesin hat in zwei Jahren in Deutschland ein einziges Match verloren – beim letzten Pokalturnier gegen Sabine Winter nach heftiger Gegenwehr.

Kolbermoor und Weinheim duellieren sich um den Gruppensieg

Zu Gruppe D kann man im Vorfeld feststellen, dass Drittligist LTTV Leutzscher Füchse als krasser Außenseiter unter dem Motto “dabeisein ist alles” an den Start gehen wird, auch wenn er selbst einige Jahre in der 1. Bundesliga aufgeschlagen hat. Alles läuft auf einen Zweikampf zwischen dem zweimaligen Cupsieger SV DJK Kolbermoor sowie dem Vizemeister der letzten Saison, TTC 1946 Weinheim, hinaus, bei dem Nuancen darüber entscheiden könnten, wer das Final-Four-Ticket löst. Kolbermoor ist bei Pokalturnieren traditionell stark, während sich Weinheim – nach bescheidenem Saisonstart – gegen Ende der Vorrunde in Galaform präsentiert hat.

“Wir konzentrieren uns erst mal nur auf das Qualifikationsturnier”, betont Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs. “Dort haben wir eine schwere Gruppe erwischt, in der Weinheim sicher der Favorit ist. Dennoch ist es natürlich unser Ziel, uns für das Final Four am Sonntag zu qualifizieren.” Ganz entscheidend sind natürlich die Aufstellungen: “Ich bin gespannt, wie alle Mannschaften antreten werden, davon wird am Ende wie immer einiges abhängen. Wir werden mit vier Spielerinnen in Berlin vor Ort sein, Stand jetzt leider ohne unseren Neuzugang Dina Meshref.“

Weinheims Manager Christian Säger verhehlt nicht, dass ihm ein anderer Pokalmodus besser gefallen würde und gibt zu Protokoll: “Pokal ist für uns nicht die wichtigste Veranstaltung. Das Format müsste geändert werden, um zu versuchen, viele Zuschauer anzulocken. Die Männer haben es mit der Veranstaltung Final Four schon vorgemacht. Wir reisen mit drei Spielerinnen an.“

Für die Leutzscher Füchse, aktuell Tabellenvierter der 3. Liga Süd, meldet sich Kapitänin Huong Schreiner zu Wort: “Für uns ist das Pokalturnier immer ein sportliches Highlight auf nationaler Ebene, an dem wir als Drittligist gerne teilnehmen. Im Vordergrund steht vor allem der Spielspaß, der Eventcharakter in Berlin und die Vorbereitung zur Rückrunde. Wir reisen mit unseren Stammspielerinnen an, die bei uns auch regelmäßig zum Einsatz kommen.“

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Die Fans können noch Tickets für die beiden Turniertage erwerben oder einen Großteil der Spiele im Livestream auf YouTube verfolgen. Die Gruppen C (Tisch 1) und D (Tisch 2) werden am Samstag komplett im Livestream zu sehen sein. Am Sonntag werden alle drei Partien gestreamt. Das Halbfinale an Tisch 1 sowie das Finale werden dabei von der ehemaligen deutschen Nationalspielerin Elke Schall und Benedikt Probst (DTTB) fachkundig kommentiert.

EM-Wasserspringerin My Phan und Tischtennis Paralympics-Ass Jan Gürtler bei der Gruppen-Auslosung im November 2023 (Foto: ttc berlin eastside).

Qualifikationsturnier am Samstag, 6. Januar

Gruppe A

TSV Dachau 65

SV SCHOTT Jena

ESV Weil

11 Uhr: TSV Dachau 65 – ESV Weil
13.30 Uhr: Verlierer Spiel 1 – SV SCHOTT Jena
16 Uhr: SV SCHOTT Jena – Gewinner Spiel 1

Gruppe B

TSV Langstadt

TuS Fürstenfeldbruck

Alemania Riestedt

11 Uhr: TSV Langstadt – TuS Fürstenfeldbruck
13.30 Uhr: Verlierer Spiel 1 – Alemania Riestedt
16 Uhr: Alemania Riestedt – Gewinner Spiel 1

Gruppe C

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

ttc berlin eastside

Füchse Berlin

11 Uhr: ttc berlin eastside – Füchse Berlin
13.30 Uhr: Verlierer Spiel 1 – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim
16 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – Gewinner Spiel 1

Livestream

Gruppe D

SV DJK Kolbermoor

TTC 1946 Weinheim

LTTV Leutzscher Füchse

11 Uhr: TTC 1946 Weinheim – LTTV Leutzscher Füchse
13.30 Uhr: Verlierer Spiel 1 – SV DJK Kolbermoor
16 Uhr: SV DJK Kolbermoor – Gewinner Spiel 1

Livestream

Gut gelaunt zum Pokalturnier: TTC 46 Weinheim (Foto privat).

Final Four am Sonntag ab 11 Uhr / Tickets noch erhältlich

Um den Pokalsieg geht es dann am Sonntag ab 11 Uhr. Die Gewinner der Halbfinals bestreiten frühestens um 14 Uhr, nach Ende der beiden Partien ist eine einstündige Pause angesetzt, das Endspiel.

Seit der Wiedereinführung des Pokalwettbewerbs in der Saison 2013/2014 konnte der ttc berlin eastside acht der zehn Titel gewinnen. Ansonsten war nur der SV DJK Kolbermoor noch zweimal erfolgreich.

Vor dem Finale werden in einem sehenswerten “Para-Exhibition-Match” mit Jan Gürtler und Holger Nikelis zwei Athleten mit herausragender Vita im Para-Tischtennis ihr Können demonstrieren.

Tickets für beide Tage sind noch über die Website des ttc berlin eastside und an der Tageskasse erhältlich. Die drei Final-Four-Duelle werden am Sonntag im Livestream auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Tischtennis-Bundes zu sehen sein.

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