3B Pokalfinals 2023: Rückblick auf den ersten Turniertag

Von Stephan Roscher|Januar 8, 2023|Pokal

Der erste Turniertag beim Cup-Event in Berlin war – so das Urteil zahlreicher Beobachter – richtig gut und bot tolles Damentischtennis auf einem Niveau, wie man es auf nationalen Pokalturnieren selten erlebt hat. Im Sportkomplex Paul-Heyse-Straße war, ohne Übertreibung, teilweise sogar Weltklassetischtennis zu sehen.

Die teilnehmenden Klubs schienen heiß auf den Wettbewerb zu sein und reisten in äußerst starken Aufstellungen an. In der Vergangenheit hatten manche Teams hin und wieder den Pokal nicht so wichtig genommen und waren mit reichlich Ersatz aufgelaufen, doch diesmal waren nahezu alle Teams hochkarätig besetzt.

In der Halle waren zwar nur rund 100 Zuschauer, doch die machten eine Stimmung wie ansonsten 500, einfach weil sie mit Tischtennis vom Feinsten geradezu verwöhnt wurden. Professionell organisiert wurde das Event vom bewährten Team des ttc berlin eastside, das alles bestens im Griff hatte.  

Keine Überraschungen, doch die „Underdogs“ waren erstaunlich gut

Überraschungen im eigentlichen Sinn gab es nicht, es sei denn man möchte den Sieg von Schwabhausen im Bayern-Derby gegen Titelverteidiger Kolbermoor als solche bezeichnen. Doch gerade bei Dreiermannschaften ist es das eigentlich gar nicht, zumal wenn man eine glänzend aufgelegte Sabine Winter im Team hat.

Was auch noch auffiel war, dass die Zweit- und Drittligisten erstaunlich gut mithielten. In der Vergangenheit waren deren Akteurinnen oft nur Kanonenfutter gewesen, doch diesmal hielten sie richtig gut dagegen und machten mancher namhaften Bundesligaspielerin das Leben schwer. Dies gilt sowohl für die Zweitligisten Fürstenfeldbruck und Langweid als auch für den „Platzhirsch Nummer 2“ nach dem ttc berlin eastside, die Füchse Berlin, Tabellenzweiter der 3. Liga. Die Füchse hatten unter anderem eine Chinesin und eine Türkin aufgestellt, die in der Hauptstadt studieren, sich den Reinickendorfern angeschlossen haben und auf hohem Niveau spielen. Und beide agierten gegen gestandene Erstligaspielerinnen auf Augenhöhe, sehr zur Freude der Fans.

TSV Langstadt gewinnt dezimierte Gruppe D

Die erste Entscheidung war recht früh gefallen. Der einzige Wermutstropfen der „Quali“ war nämlich die Absage der TTG Süßen, wodurch Gruppe 4 eigentlich keine Gruppe mehr war. Es gab ein einziges Spiel um den Einzug ins Final Four, das der letztjährige Finalist Langstadt mit 3:1 gegen Bingen gewann, wobei sich die Spielerinnen des Tabellensiebten der 1. Bundesliga Damen nach Kräften wehrten und fast gleichwertig waren, aber serienweise klare Führungen „vergeigten“. Speziell die Kroatin Lea Rakovac, auch in der Liga eine Spezialistin für enge Matches, bisher aber meist mit negativem Ausgang, zeigte gegen Tanja Krämer und Chantal Mantz starkes Tischtennis, konnte sich jedoch nicht belohnen und musste am Ende doch ihren Gegnerinnen gratulieren.

Thomas Hauke, Trainer des TSV Langstadt, zeigte sich zufrieden: „Es war ein spannendes und umkämpftes Spiel, doch wir waren nervlich stabiler. Tanja hat etwas sehr Treffendes gesagt: Wir waren heute der TSV Nervenstark. Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben, auch wenn Bingen heute wirklich gut war. Wir wollen uns jetzt noch nicht zu viele Gedanken über das morgige Final Four machen, aber wir würden uns natürlich riesig freuen, wenn wir wieder den Einzug ins Endspiel schaffen würden.“

Tanja Krämer besiegte Lea Rakovac und sprach nach der Partie vom „TSV Nervenstark“ (Foto: Roscher).

Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach wollte der Mannschaft keinen Vorwurf machen: „Die Mädels spielen wie auch in der Bundesligavorrunde eigentlich gut und kämpfen vorbildlich, aber sie schaffen es einfach nicht, in den engen Spielen den Sack zuzumachen. Sie haben heute wieder so viele Führungen verspielt. Sie haben alles gegeben, aber es fehlt einfach mal ein Erfolgserlebnis, dass sie auch mal ein ganz enges Spiel gewinnen, das wäre auch psychologisch sehr wichtig. Vom spielerischen Niveau her sind alle gut, aber es fehlt eben zurzeit ein kleiner Tick Selbstbewusstsein.“

Viel Aufwand, aber noch nicht genügend Ertrag: Lea Rakovac (Foto: Roscher).

SV Böblingen schaltet ESV Weil aus

In Gruppe A setzte sich die SV Böblingen nicht unerwartet gegen den Ligarivalen ESV Weil durch. Speziell Qianhong Gotsch und Nachwuchs-Ass Annett Kaufmann waren den entscheidenden Tick abgebrühter als ihre Weiler Gegnerinnen Hana Arapovic und Izabela Lupulesku, die durchaus gut mitspielten. Auch Vivien Scholz hatte ihre Chancen gegen SVB-Rückkehrerin Mitsuki Yoshida, unterlag aber in fünf Sätzen. Es ging eigentlich genauso weiter beim ESV wie bisher in der Punktrunde: Man nutzt seine Chancen einfach nicht.

Beide hatten sich übrigens bei ihren 3:1-Erfolgen gegen Zweitligist Langweid schwergetan. Dessen Ukrainerinnen zeigten sich in Galaform: Ganna Farladanska punktete gegen Böblingen, Diana Styhar gegen Weil. SVB-Manager Frank Tartsch lobte seine Spielerinnen dennoch: „Das war tadellos heute, da gibt es überhaupt nichts zu kritisieren.“

Annett Kaufmann blieb am ersten Turniertag in Berlin ungeschlagen (Foto: Roscher).

„Ich bin sehr glücklich, wie meine Mannschaft heute gekämpft hat“, so Weils Serbin Izabela Lupulesku. „Uns fehlt zurzeit aber einfach ein bisschen das Glück, doch ich bin zuversichtlich, dass es bald zurück kommt. Für mich selbst war es ein schönes Gefühl, nach mehr als einmonatiger Verletzungspause beim Pokalturnier endlich wieder spielen zu können.“

Die Weilerinnen bleiben übrigens noch zwei Tage in der Hauptstadt und bestreiten am Montag (14 Uhr) im Sportkomplex Paul-Heyse-Straße ihr erstes Bundesligaspiel der Rückrunde gegen den amtierenden Deutschen Meister ttc berlin eastside. 

Noch nicht so zufrieden: Weils Trainer Alen Kovac und Vivien Scholz, die aus ihrem kleinen Tief wieder herausfinden muss (Foto: Roscher).

eastside nimmt die Hürde Weinheim

In Gruppe B lief es auf das erwartete Duell zwischen Rekordmeister und Rekordpokalsieger ttc berlin eastside und dem TTC 46 Weinheim hinaus, auch wenn „Underdog“ TTC Langweid gegen beide keinen schlechten Eindruck hinterließ und sich nicht abschießen ließ. Besonders Stefanie Felbermeier hielt gut mit und machte Sabina Surjan und Sophia Klee zumindest phasenweise das Leben schwer. Das entscheidende Match zwischen den in der Liga punktgleichen Erstligisten ging schließlich mit 3:1 an den Hauptstadtklub, auch wenn die Truppe aus Nordbaden einen gute Eindruck hinterließ, speziell Yuan Wan bei ihrem klaren Sieg über Sabina Surjan. Doch Nina Mittelham mit zwei Punkten und Shan Xiaona brachten für eastside alles wieder ins Lot.

Sophia Klee hatte gegen Shan Xiaona keine Chance (Foto: Roscher).

Weinheims Manager Christian Säger nahm es dennoch positiv. „Für uns lief das erste Match gegen Fürstenfeldbruck mit 3:0  klar und deutlich“, so Säger. „Gegen Berlin dann gewann Yuan Wan gleich klar gegen Surjan. Giorgia Piccolin geht mit 1:0 und 10:8 gegen Mittelham in Führung und spielt trotz 1:3 am Ende sehr stark. Nach dem deutlichen 0:3 von Sophia Klee gegen Shan kam Yuan Wan  wieder im Spitzenspiel gegen Mittelham an den Tisch. Ein klasse Spiel von beiden. Yuan geht 2:1 nach Sätzen in Führung und 2:0 im vierten Satz. Danach die Auszeit von Mittelham die anschließend eine Klasse besser spielt und mit 3:2 das Spiel verdient gewinnt.“ Sägers Blick ist nach vorne gerichtet: „Für uns trotz der Niederlage ein toller Samstag und wir werden uns nun voll auf das Ziel Play-offs konzentrieren. Mit Bruna Takahashi und Mateja Jeger, die heute nicht dabei sein konnten, sollte dies auch möglich sein.“   

Schwabhausen gewinnt Bayern-Derby

Und in Gruppe C konnten die beiden Oberbayern-Klubs die starken Füchse auf Distanz halten – gegen Schwabhausen gelang Berlins chinesischem Zugang Chen Ming Jia der Ehrenpunkt gegen keine Geringere als Liu Yangzi. Es kam zum „Gruppenfinale“ zwischen Schwabhausen und Kolbermoor und da besaß der TSV mit der einmal mehr glänzend aufgelegten Sabine Winter, die sowohl Solomiya Brateyko als auch Kristin Lang schlagen konnte, das Trumpf-Ass. Da Liu Yangzi mit kompromisslosem Angriff zudem Kolbermoors Defensiv-Ass Linda Bergström schlagen konnte, blieb der 3:1-Sieg von Lang gegen die Ungarin Mercedesz Nagyvaradi lediglich der Ehrenpunkt für den entthronten Titelverteidiger.

In Topform: Sabine Winter (Foto: Roscher).

TSV-Trainer Alexander Yahmed: „Wir freuen uns, ins Final Four eingezogen zu sein. Wir sind froh über die starke Leistung unseres Teams und denken, es war nicht unverdient.“ 

Kolbermoors Trainer Michael Fuchs war naturgemäß nicht zufrieden: „Wir haben nicht unser bestes Tischtennis gespielt beziehungsweise in den entscheidenden Spielen die Leistung nicht abrufen können. Deshalb hat Schwabhausen auch verdient gewonnen.“

Füchse-Teamcoach Steffen Dahms zeigte sich zu Recht zufrieden: „Ich denke, wir haben heute gut mitgehalten und waren kein Kanonenfutter für die starken Bundesligisten. Und ja, unsere neue Chinesin spielt wirklich sehr, sehr gut.“

Final-Four-Auslosung: Böblingen muss gegen eastside an den Tisch

Nach der letzten Partie des Tages wurde in der Halle die Halbfinal-Auslosung vorgenommen. Der ttc berlin eastside trifft am Sonntag ab 11 Uhr auf die Sportvereinigung Böblingen, während sich zeitgleich der TSV Langstadt und der TSV Schwabhausen duellieren.

Böblingens Manager Frank Tartsch nahm das Berlin-Los mit Fassung auf: „Unser Ziel war es, am zweiten Turniertag noch dabei zu sein und das haben wir schon mal geschafft. Natürlich ist Berlin ein unglaublich starker Gegner und Turnierfavorit, doch wir haben nichts zu verlieren, sie dagegen schon.“

Franziska Schreiner muss schon einen Toptag erwischen, wenn ihr Team gegen Schwabhausen bestehen soll (Foto: Roscher).

Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer zeigte sich zufrieden, dass man im Halbfinale nicht auf den ttc eastside trifft, der diesmal – Nina Mittelham und Shan Xiaona sind schließlich wieder dabei – übermächtig zu sein scheint. Der TSV würde gerne erneut ins Cupfinale einziehen, weiß aber, dass dies schwierig wird: „Gegen Schwabhausen sehe ich uns eher in der Außenseiterrolle“, so Kämmerer. „Schließlich hat der Gegner eine Sabine Winter in seinen Reihen, die heute wieder bärenstark gespielt hat. Es muss schon alles optimal für uns laufen, wenn wir diese Aufgabe lösen wollen.“

Beitragsbild ganz oben: Nina Mittelhams erster Einsatz im Jahr 2023 lohnte sich bereits für den ttc eastside (Foto: Dr. Stephan Roscher).

Final Four am Sonntag, 8. Januar

Tisch 1: ttc berlin eastside – SV Böblingen
Tisch 2: TSV Schwabhausen – TSV Langstadt

Die Gewinner der Halbfinals spielen dann um frühestens 14.30 Uhr (eine Stunde nach Ende der Halbfinals) das Endspiel.

Alle drei Partien des Final Four werden am Sonntag im Livestream auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Tischtennis-Bundes zu sehen sein, Tisch 1 auch kommentiert.

Qualifikationsturnier am Samstag, 7. Januar

Gruppe A

SV Böblingen
ESV Weil
TTC Langweid

SV Böblingen – TTC Langweid 3:1
TTC Langweid – ESV Weil 1:3
ESV Weil – SV Böblingen 0:3

Die SV Böblingen steht im Final Four.

Gruppe B

ttc berlin eastside
TTC 1946 Weinheim
TuS Fürstenfeldbruck

ttc berlin eastside – TuS Fürstenfeldbruck 3:0
TuS Fürstenfeldbruck – TTC 1946 Weinheim 0:3
TTC Weinheim – ttc berlin eastside 1:3

Der ttc berlin eastside steht im Final Four.

Gruppe C 

SV DJK Kolbermoor
TSV Schwabhausen
Füchse Berlin

SV DJK Kolbermoor – Füchse Berlin 3:0
Füchse Berlin – TSV Schwabhausen 1:3
TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor 3:1

Der TSV Schwabhausen steht im Final Four.

Gruppe D:

TSV Langstadt
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 3:1

Die TTG Süßen ist nicht angetreten.

Langstadt zieht ins Final Four ein.

Ganz tief: Spielszene Sabine Winter vs. Kristin Lang (Foto: Roscher).
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