Zwei „Endspiele“ auf einen Schlag – und drei Joker

Von Autor|März 16, 2018|bundesliga

Kolbermoors Trumpfass in Bingen: Kristin Lang (Foto: Verein)

16.03.2018 (redaktion) Zwei „Endspiele“ mit Joker für drei Mannschaften sorgen in der Damen-Tischtennis-Bundesliga am Sonntag kurz vor Abschluss der Hauptrunde für Spannug pur. An der Spitze kämpfen Tabellenführer TTG Bingen/Münster-Sarmsheim und der zweitplatzierte Vizemeister SV DJK Kolbermoor um die Direktqualifikation für das Play-off-Halbfinale, und im Tabellenkeller liefern sich die noch sieglosen Mannschaften von Schlusslicht SV Böblingen und Aufsteiger TTK Anröchte einen Showdown um den sechsten und letzten Platz in der Play-off-Runde.

Für Duelle mit Finalcharakter ungewöhnlich allerdings haben drei der beteiligten Mannschaften einen nicht unwichtigen Joker in der Hinterhand und müssen deswegen nicht „Alles oder nichts“ spielen: Bingen und Kolbermoor reicht ebenso schon ein Remis für entscheidende Vorsprünge auf den drittplatzierten Titelverteidiger ttc berlin eastside und das Ziel Halbfinale wie Anröchte für den Sprung in die K.o.-Phase. Lediglich Böblingen muss gewinnen, um noch weiterhin auf die Teilnahme an den Play-offs hoffen zu dürfen.

Ein Hauch von Gijon, jenen legendären Schauplatz des sogenannten „Nichtangriffspaktes“ zwischen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Österreich bei der WM 1982 in Spanien zur Ausschaltung des Rivalen Algerien, ein Hauch von Gijon also weht denn auch über der Begegnung in Bingen. Allerdings spekulieren beide Teams auch auf die Vorteile für den Hauptrunden-Gewinner in den Play-offs, für die Kolbermoor seinen Erfolg aus dem Hinspiel (6:4) voraussichtlich schon mindestens wiederholen müsste und dazu noch auf Schützenhilfe von Anröchte im letzten Saisonspiel gegen Bingen angewiesen wäre.

„Wir wollen auf jeden Fall einen Sieg und ohne Wenn und Aber ins Halbfinale einziehen“, demonstriert Kolbermoors Manager Michael Fuchs Entschlossenheit zu einem couragierten Auftritt beim momentanen Liga-Primus, rechnet aber mit einer offenen Begegnung: „Von einem 6:4 bis zu einem 4:6 halte ich alles für möglich.“ Zumindest punkten sollten die Obernbayern schon noch, will Kolbermoor im Rennen wenigstens um den zweiten Platz nicht doch noch von Berlin auf der Ziellinie abgefangen werden.

Formal unter ganz ähnlichen Voraussetzungen geht Bingen in das Topspiel. Allerdings hat die Mannschaft aus dem Rhein-Nahe-Eck anders als Kolbermoor das kleine Plus, seine Hauptrunden-Platzierung auch im Falle einer Niederlage durch das spätere Duell mit Anröchte weiterhin in der eigenen Hand zu haben.

Eine erfolgreiche Revanche für die Revanche für ihre bislang einzige Saisonniederlage scheint für Bingen auch noch schwieriger als die nicht bewältigte Aufgabe im Hinspiel, denn bei den Gästen tritt die im ersten Duell noch schwanger fehlende Nationalspielerin Kristin Lang wieder an und bestreitet die Generalprobe für ihr internationales Comeback in der anschließenden Woche bei den German Open in Bremen. Kolbermoor wirkt durch die junge Mutter im oberen Paarkreuz stärker als im Hinspiel, als Sabine Winter und Lang-Ersatz Svetlana Ganina gegen Ding Yaping und Hana Matelova alle vier Einzel gewannen.

Personelle Verstärkung ist auch in Böblingen der Grund für die Zuversicht vor dem Duell mit Anröchte. Anders als beim 5:5 im Hinspiel steht den Gastgebern Theresa Kraft zur Verfügung, so dass die Schwaben in Bestbesetzung antreten. „Nach dem Unentschieden mit Ersatz wollen wir jetzt komplett natürlich gewinnen.“

Böblingen muss zur Wahrung seiner Play-off-Chancen auch gewinnen und außerdem auf eine weitere Niederlage von Anröchte gegen Bingen hoffen. Schon ein neuerliches Remis würde für die SVB das vorzeitige Saisonende und für Anröchte gleich im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg ins Oberhaus die sichere Play-off-Teilnahme bedeuten.

Die Westfalen reisen indes mit einer gehörigen Portion Respekt nach Süddeutschland. „Das Spiel ist sicherlich für uns das schwerste in dieser Saison, weil wir eine derartige Situation nicht kennen. Darin ist Böblingen sicherlich weitaus erfahrener“, beschreibt TTK-Vorsitzender Manfred Vogel die Anspannung in seinem Team. Doch bange will sich Vogel auch nicht machen lassen: „Wir werden jedenfalls bis zum letzten Punkt kämpfen.“

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