Wegweisende Sonntagsspiele in Böblingen, Berlin und Weil

Von Stephan Roscher|Februar 11, 2022|bundesliga

Nach der Freitagspartie in Langstadt stehen in Europas stärkster Damen-Liga am Sonntag weitere drei Begegnungen auf dem Programm, die alle für mindestens jeweils ein Team wegweisenden Charakter haben. So benötigt die SV Böblingen gegen Cupgewinner SV DJK Kolbermoor eigentlich einen Heimsieg, zumindest aber einen Punkt, um im Kampf um den Klassenerhalt am Ball zu bleiben. Der ttc berlin eastside ist klarer Favorit gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, die er dann, wie wir alle hoffen, als Champions-League-Finalist empfängt. Im Hinspiel in Bingen taten sich die Hauptstädterinnen indes erstaunlich schwer. Der ESV Weil kann entspannt in das Baden-Derby gegen den TTC 46 Weinheim gehen, während der Aufsteiger, um auf der sicheren Seite zu sein, noch den einen oder anderen Punkt für den Klassenerhalt benötigt.

Sonntag, 10.30 Uhr: SV Böblingen – SV DJK Kolbermoor

Der deutsche Pokalsieger SV DJK Kolbermoor gibt seine Visitenkarte im Böblinger Tischtenniszentrum am Silberweg ab. Zuletzt trafen beide Teams vor fünf Wochen in Hannover aufeinander. Die SVB unterlag im Pokal-Halbfinale mit 0:3. Die Vorrunden-Partie ging mit 6:3 an den derzeitigen Tabellenfünften Kolbermoor, der zuletzt beim 6:2 in Weinheim überzeugen konnte.

Nach einigen Jahren gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder einen Absteiger aus der Bundesliga und es könnte die Böblingerinnen treffen. Aktuell haben sie drei Pluspunkte Rückstand auf den vermutlich einzigen verbliebenen Konkurrenten Bingen. Und das bei nur noch vier ausstehenden Saisonspielen. So gesehen war das Unentschieden in eigener Halle gegen den ESV Weil vor 14 Tagen fast schon zu wenig. Doch noch ist nicht aller Tage Abend.

Annett Kaufmann ist einsatzbereit und will mit ihrem Team gegen den Pokalsieger punkten (Bild: Joaquim Fereira).

Letztes Wochenende musste die Partie in Berlin kampflos abgegeben werden wegen eines Corona-Falls im Team – zudem war jemand aus dem Betreuerstab positiv getestet worden. Aktuell scheint sich die Situation aber weitgehend entspannt zu haben. „Annett Kaufmann hatte keine Symptome, sie war am Montag beim Frei-Testen“, berichtet Manager Frank Tartsch. „Alexandra Kaufmann ist nicht infiziert. Lin Chia-Hsuan und Leonie Hartbrich sind gesund und munter, nur Qianhong Gotsch klagt über Husten und Halsweh. Das ist der aktuelle Stand, der sich allerdings stündlich ändern kann.“

„Ich sehe Böblingen mit ihren Neuverpflichtungen durchaus stärker als in der Vorrunde“, so Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter Michael Fuchs, der keineswegs von einer einfachen Aufgabe ausgeht. „Im vorderen Paarkreuz ist es davor schon schwer für uns gewesen, und jetzt ist der Böblinger Kader auch im hinteren Paarkreuz besser besetzt. Ich erwarte ein umkämpftes Spiel, vielleicht sogar mit leichten Vorteilen auf Böblinger Seite. Aber man muss auch diesmal abwarten, in welcher Aufstellung die Teams an den Start gehen können. Man hat es in Weinheim gesehen. Da reicht theoretisch ein Ausfall und alles wird durcheinander gewürfelt.“

Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim

Wenn alles gut geht, tritt die TTG, die es schon am Freitagabend in Langstadt nicht leicht haben dürfte, am Sonntag beim frischgebackenen Champions-League-Finalisten an. Auf dem Papier klingt das ganz, ganz eindeutig – doch so eindeutig muss es nicht zwingend sein, auch wenn wir nicht in Erfahrung bringen konnten, mit welchem Quartett die Rheinhessen die Reise in die Hauptstadt antreten werden. Im Prinzip umfasst der international besetzte Kader mit Mie Skov (Dänemark), Giorgia Piccolin (Italien), Archana Girish Kamath (Indien), Katerina Tomanovska (Tschechien), Anastasia Bondareva (Deutschland), Karolina Mynarova (Tschechien) und der in der Rückrunde hinzu gestoßenen jungen Inderin Diya Chitale sieben Spielerinnen, doch gerade im Zeichen von Corona ist es oft sehr kompliziert, die Akteurinnen nach Bingen zu bekommen, die man gerade haben möchte. Zudem war man auch in dieser Saison schon wieder von Verletzungspech heimgesucht.

Zwei Aspekte könnten dafür sprechen, dass es für den ttc eastside gegen den abstiegsgefährdeten „Underdog“ kein entspannter Sonntagsspaziergang wird. Zum einen ist unmittelbar nach großen Erfolgen – und ein solcher könnte dem deutschen Ausnahmeklub ja am Freitag gelingen – oft die Luft etwas heraus, zum anderen tat sich der Meisterschafts-Topfavorit im Hinspiel erstaunlich schwer. Am 12. Dezember konnte Berlin nämlich – nach mehrfachem Rückstand – gerade so mit 6:4 in der Sporthalle am Binger Mäuseturm gewinnen. Allerdings war es eine eigenwillige Aufstellung, die so schnell vermutlich nicht wieder zusammenkommen wird: Britt Eerland, Ding Yaping, Lin Ye, Jessica Göbel – was nicht heißen soll, dass dies nominell ein schwaches Aufgebot gewesen wäre.

Die Dänin Mie Skov könnte als Bingens Nummer 1 auflaufen (Bild: Petra Steyer).

Wenns und Abers beziehungsweise Eventualitäten zählen für eastside-Manager Andreas Hain nicht , der von seinen Spielerinnen immer Topleistungen erwartet: „Auch gegen Bingen wollen wir gewinnen, um den ersten Platz für die Play-offs zu sichern. Wir werden mit einer Topbesetzung antreten, um erst gar keinen Zweifel an einem Sieg aufkommen zu lassen.“

„Zur Aufstellung kann ich noch nichts sagen, die entscheidet sich kurz vor dem Spiel“, gibt Joachim Lautebach, Vorsitzender der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim, zu Protokoll. „Wir sehen uns als krassen Außenseiter und werden versuchen, uns so gut wie möglich zu verkaufen.“

Sonntag, 14.00 Uhr: ESV Weil – TTC 1946 Weinheim

Eigentlich ist die Lage vor dem Baden-Derby – Südbaden vs. Nordbaden – für beide Teams recht entspannt, einmal abgesehen davon, dass man bekanntlich gerade ein Derby immer gewinnen will. Beide waren vor zwei Jahren noch zweitklassig und lieferten sich heiße Duelle im Unterhaus. Doch inzwischen schlagen beide ganz oben auf – und das soll auch so bleiben.

Der Klassenerhalt war für beide die Zielvorgabe und die Weilerinnen haben diesen mit ihren 11:9 Punkten bereits in der Tasche. Bei Weinheim (7:13) könnte theoretisch noch etwas schiefgehen, man könnte noch von Böblingen und Bingen überholt werden, falls diese Teams tolle Siegesserien hinlegen. Doch eigentlich ist das nur Theorie, ein Sieg noch aus den verbleibenden vier Partien und es passiert nichts mehr.

Am liebsten würde man das schon im Derby umsetzen, das eigentlich ein kurioses Derby ist. Weinheims Manager Christian Säger erklärt, weshalb dem so ist: „270 Kilometer liegen zwischen Baden-Württemberg Süd und Nord! Meine Frau kommt aus Weil am Rhein – daher kennen wir Weil sehr gut.“

Die Weißrussin Daria Trigolos fiel zuletzt wegen eines positiven Corona-Tests aus. Sie könnte in Weil wieder als Weinheims Nummer 2 aufschlagen (Bild: Armin Schimkat).

Zuletzt kam Weinheim vor heimischer Kulisse gegen Kolbermoor ein wenig unter die Räder und verlor mit 2:6. Allerdings war man trotz des Einsatzes der brasilianischen Weltklassespielerin Bruna Takahashi ersatzgeschwächt an die Tische gegangen. Das Team aus dem Dreiländereck musste dagegen gar nicht schwitzen und erhielt die Punkte gegen Schwabhausen, das krankheitsbedingt keine spielfähige Mannschaft zusammenbekam, kampflos. Eine Woche zuvor hatte man sich in Böblingen, das erstmals in der verstärkten Rückrundenbesetzung antrat, ein wichtiges Remis gesichert.

Das Hinspiel zwischen BaWü Nord und BaWü Süd endete am 07.11. mit einem 6:3 für den Süden, nicht zuletzt dank einer überragenden Hana Arapovic und prächtig harmonierender Weiler Doppel. Nun möchte der Norden die Revanche.

Zum Sportlichen äußert sich Christian Säger wie folgt: „Wir werden voraussichtlich wieder mit einer personell veränderten Truppe antreten können. Daher versuchen wir, gegen eine sehr gute Weiler Mannschaft alles zu geben, um dann den einen oder anderen Punkt mit nach Hause nehmen zu können. Leider ist in diesen Zeiten wegen Corona immer alles erst sehr kurzfristig planbar.“

Aus Weil erhielten wir dieses Statement der Abteilungsleiterin Doris Spiess: „Nachdem letzte Woche das Spiel gegen Schwabhausen ausgefallen ist, sind jetzt alle heiß auf das Spiel gegen Weinheim. Es wird sicher nicht einfach, den Vorrundenerfolg zu wiederholen. Wir sind trotzdem guten Mutes. Die Pflicht, der Klassenerhalt, ist gesichert. Alles was jetzt kommt, ist die Kür. Wir können also frei aufspielen.“

Titelfoto oben: Bisher ist es eine Saison nach Maß für den ESV Weil, der sein großes Saisonziel bereits erreicht hat (Bild: Verein).

Diesen Beitrag teilen: