Topspiel Berlin vs. Kolbermoor – Drei Partien in der 1. Bundesliga Damen am Wochenende

Von Stephan Roscher|Oktober 7, 2021|bundesliga

Einen Monat ruhte der Ball in der 1. Bundesliga Damen, lediglich zwei Vereine – Bingen und Böblingen – waren zuletzt noch vor drei Wochen im Ligaeinsatz. Die recht lange Pause war internationalen Topevents wie dem WTT Star Contender in Katar, dem Europe Top 16 in Griechenland und der Mannschafts-EM in Rumänien geschuldet – teils mit bemerkenswerten Erfolgen deutscher Bundesligaspielerinnen. Doch nun geht es für sechs der acht Klubs endlich weiter in drei hochinteressanten, trotz des frühen Zeitpunkts in der Saison eventuell schon richtungsweisenden Partien. Besonders im Fokus steht natürlich die Neuauflage des Meisterschaftsfinales der Vorsaison zwischen dem ttc berlin eastside und dem SV DJK Kolbermoor. Aber auch in Langstadt treffen beim Spiel gegen den TSV Schwabhausen zwei potenzielle Kandidaten für die vorderen Ränge aufeinander. Und wenn der ESV Weil am Sonntag die SV Böblingen empfängt, gilt es für beide, frühzeitig wichtige Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln.

Samstag, 15.00 Uhr: TSV Langstadt – TSV Schwabhausen

Am Samstag ist endlich wieder Bundesliga-Tischtennis in der Langstädter Eckehard-Colmar-Halle angesagt. Der Gegner aus Oberbayern schloss mit dem auch aktuell zu erwartenden spielenden Personal die letzte Runde punktgleich mit den Südhessen auf Rang vier ab. Beim Topfavoriten Berlin musste sich Schwabhausen zum Saisonstart unglücklich mit 4:6 geschlagen geben, das nachfolgende Heimspiel gegen Aufsteiger Weinheim wurde mit 6:3 gewonnen.

Will auch gegen Schwabhausen punkten: TSV Langstadt, v.l. Franziska Schreiner, Tanja Krämer, Chantal Mantz, Petrissa Solja (Bild: Joaquim Ferreira).

Die Langstädterinnen haben bisher erst einmal gespielt und vor heimische Kulisse Weil keine Chance gelassen (6:1). Eine vermutlich deutlich schwierigere Partie steht diesmal bevor, zumal der Einsatz Petrissa Soljas, zuletzt durch eine Nasennebenhöhlen-Entzündung außer Gefecht gesetzt, noch offen ist.

Mit der amtierenden deutschen Doppelmeisterin und Nationalspielerin Sabine Winter besitzt Schwabhausen eine extrem starke Nummer eins, die in der letzten Punktrunde als einzige Bundesliga-Akteurin kein einziges Match verloren hat und erst in den Play-offs gleich dreimal an der Weilerin Polina Trifonova scheiterte.

Bei den Mannschafts-Europameisterschaften war sie eine Bank für das Team des Deutschen Tischtennis-Bundes, mit dem sie im Finale gegen Rumänien durch einen 3:1-Sieg, gemeinsam mit ihrer Langstäder Teamkollegin Chantal Mantz, den Titel holen konnte.

Auch die an Position zwei spielende Mateja Jeger war für ihre kroatische Heimat international schon sehr erfolgreich. Im hinteren Paarkreuz warten mit Mercedesz Nagyvaradi und Orsolya Feher zwei kampfstarke ungarische Nationalspielerinnen auf die Langstädter Damen. In Frage käme aber auch ein Einsatz der weißrussischen Defensivspielerin Alina Nikitchanka, wobei diese es gegen Tanja Krämer gewiss schwer hätte, die bekanntlich das Spiel gegen Abwehr liebt. Allerdings ist auch möglich, dass Krämer ins Spitzenpaarkreuz aufrücken muss, nämlich wenn Petrissa Solja nicht rechtzeitig fit werden sollte.

„Wir alle hoffen, dass sich Peti von ihrer Nasennebenhöhlen-Entzündung erholt hat und dem Team zur Verfügung steht“, sagt der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer. „Neben Chantal Mantz, die ebenfalls wie Sabine Winter bei den Mannschafts-Europameisterschaften den Titel errang und dabei sehr erfolgreich gespielt hat, stehen noch Tanja Krämer und Franziska Schreiner bereit, um den Zuschauern ein sicher sehr spannendes Spiel zu liefern.“

Chantal Mantz darf sich auf eine kleine Ehrung vor der Partie freuen. „Europameister wird man ja nicht jede Woche“, wie Manfred Kämmerer betont. „Nach der letzten Woche am Livestream bei den Euros müssen wir den Schalter wieder Richtung Bundesliga umlegen“, sagt Coach Thomas Hauke. „Egal wer bei uns spielt oder wie die Gegner heißen, wir wollen wieder eine starke Leistung vor unseren Fans zeigen und unser Niveau stabilisieren. Wir können uns alle auf die Duelle der Europameisterinnen im vorderen Paarkreuz freuen.“

Will in Langstadt das Optimale herausholen: TSV Schwabhausen, v.l. Mateja Jeger, Alina Nikitchanka, Orsolya Feher, Mercedesz Nagyvaradi, Sabine Winter, Ersatzspielerin Emine Ernst (Bild: Helmut Hörnschemeyer).

Der TSV Schwabhausen wird sich gewiss etwas einfallen lassen, den Langstädterinnen das Leben richtig schwer zu machen. „Tja, wir haben eine frischgebackene Europameisterin in unseren Reihen, Langstadt aber auch“, so ein augenzwinkernder Alexander Yahmed. „Wir gehen es entspannt an, das ist eines der Topteams“, sagt der Schwabhausener Trainer. „Wir werden schauen, was geht, und versuchen, das Optimale rauszuholen.“

Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor

Es waren die Wochen der Nina Mittelham, die sich in herausragender Manier in den Vordergrund spielte. Zunächst konnte sich die 24-Jährige nach tollen Leistungen und einem Finalsieg über Fu Yu in Thessaloniki erstmals den Titel beim Europe Top 16 sichern. Dann bewies sie ihre Qualitäten als Führungsspielerin des deutschen Nationalteams bei den Euros in Cluj-Napoca, das sie zum EM-Titel führte. Sieben Einzelsiege steuerte die eastside-Spielerin bei, die die Abwesenheit von Petrissa Solja, Shan Xiaona und Han Ying vergessen machte und aufzeigte, dass der „zweite Anzug“ ebenso gut sitzt wie der erste.

Nun darf man gespannt sein, ob sie diese Leistungen auch beim Bundesliga-Topspiel gegen Kolbermoor abrufen kann. Unter anderem davon wird es abhängen, ob der Hauptstadtklub in der Neuauflage der Meisterschafts-Finalspiele der Saison 2020/21 erneut triumphieren kann. 5:3, 3:5, 5:3 hieß es damals nach einem zähen Kampf auf Augenhöhe zugunsten von Triple-Gewinner eastside. Überhaupt ist die Geschichte des deutschen Damen-Mannschaftstischtennis der letzten Jahre geprägt von zahlreichen packenden Duellen der „Big 2“.

Berlin hat bisher erst eine Partie bestritten und sich in der Besetzung Mittelham, Eerland, Göbel und Mühlbach knapp mit 6:4 gegen Schwabhausen durchgesetzt. Kolbermoor war zweimal an den Tischen. Einem 6:3 gegen Böblingen folgte ein überraschender Punktverlust beim 5:5 gegen Aufsteiger Weinheim, der allerdings auch eine Topleistung bot und über sich hinauswuchs. Unter dem Strich ist also bei beiden Teams noch nicht viel passiert. Umso interessanter könnte das Kräftemessen am Sonntag in der Hauptstadt werden.

„Wir wollen natürlich das Spiel gewinnen, um möglichst frühzeitig die Qualifikation für die Play-offs zu erreichen“, sagt ttc-Manager Andreas Hain. „Wir werden in bestmöglicher Aufstellung antreten und denken, dass wir dann nur schwer zu schlagen sind.“

Vizemeister Kolbermoor will in Berlin gut dagegenhalten, v.l. Naomi Pranjkovic, Laura Tiefenbrunner, Kristin Lang, Yuan Wan, Svetlana Ganina, Trainer Michael Fuchs (Bild: Verein).

Kolbermoors Trainer Michael Fuchs ist bestrebt, das „Duell der Giganten“ nicht zu hoch zu hängen, sicher auch um etwas Druck bei den jungen Spielerinnen herauszunehmen: „Eigentlich gibt es nichts Besonderes im Vorfeld zu berichten. Berlin hat mit Nina (Mittelham) aktuell eine Topspielerin in Topform. Wir sind der Außenseiter, aber man hat auch beim Spiel Berlin-Schwabhausen gesehen, dass Berlin ohne Nana nicht unangreifbar ist. Wir gehen ohne Druck in die Partie.“

Das komplette Duell Meister gegen Vizemeister ist im Livestream auf sportdeutschland.tv zu sehen.

Sonntag, 14.00 Uhr: ESV Weil – SV Böblingen

Beide Mannschaften sind „suboptimal“ in die Saison gestartet. Der ESV Weil, der letzte Saison als Aufsteiger in Meisterschaft und Pokal für Furore sorgte, kam in Langstadt mit 1:6 unter die Räder, die SV Böblingen verlor in Kolbermoor mit 3:6 und später in Bingen überraschend deutlich mit 1:6. Nun wolle beide zeigen, dass sie es auch besser können. Und die Schwaben haben mit der 15-jährigen Annett Kaufmann immerhin eine frischgebackene Mannschaftseuropameisterin an Position zwei.

„Es ein sehr wichtiges Spiel für uns. Die SV Böblingen ist eine Mannschaft, die in Reichweite für unser Team liegen sollte“, so Doris Spiess. „Wir wissen aber auch um die Stärke des vorderen Paarkreuzes mit Qianhong Gotsch und Annett Kaufmann. Hier müssen sich die Weiler Spielerinnen gewaltig ins Zeug legen, um zu punkten.“ Die Abteilungsleiterin des Klubs aus dem Dreiländereckt fährt fort: „Auch hinten ist Böblingen mit der Japanerin Mitsuki Yoshida und Alexandra Kaufmann nicht zu unterschätzen. Möglicherweise ist auch die verletzte Nummer zwei der Gäste wieder einsatzbereit und die Aufstellung der anderen Spielerinnen verschiebt sich nach hinten. Aber egal, wie Böblingen spielt, unsere Spielerinnen müssen ihre volle Leistung abrufen, um sich gegen ihre Gegnerinnen zu behaupten.“ Die Chancen sieht man beim ESV bei 50:50. „Es wird mit Sicherheit ein spannendes Spiel mit ungewissem Ausgang“, meint Doris Spiess. „Und wir freuen uns natürlich sehr darauf, nach über einem Jahr wieder zu Hause mit Zuschauern zu spielen.“ Vier Spielerinnen aus dem sehr ausgeglichenen Quintett Polina Trifonova, Izabela Lupulesku, Ievgeniia Sozoniuk, Hana Arapovic und Vivien Scholz sollen es richten.

Vivien Scholz könnte am Sonntag erstmals in dieser Saison für den ESV Weil auflaufen (Bild: Dr. Stephan Roscher).

Die SV Böblingen muss zum dritten Mal in Folge in der Fremde ran. Böblinger Heimspiele sind momentan aber ohnehin nicht möglich, da das Tischtenniszentrum am Silberweg umgebaut wird und deshalb eine bundesligataugliche Halle fehlt. Erst ab dem 14. November kann wieder vor den heimischen Fans gespielt werden – und dann sind auch gleich vier Heimspiele nacheinander terminiert. 

Die SVB möchte sich in Weil auch für die drei Wochen zuvor in Bingen erlittene 1:6-Abfuhr rehabilitieren – Wiedergutmachung ist angesagt. Die in Bingen doppelt geschlagene Qianhong Gotsch, ungewöhnlich genug, will wieder in die Erfolgsspur zurückkehren.

In Böblingen sieht man die Partie als ein Schlüsselspiel an: „Um im Kampf um den Klassenerhalt die Karten nicht aus der Hand zu geben, ist zumindest ein Unentschieden vonnöten“, wie Pressewart Manfred Schneider in seiner Spielvorschau schreibt. Sowohl der Manager Frank Tartsch als auch der Sportliche Leiter Volker Ziegler halten sich mit Prognosen bedeckt. Immerhin schöpft man Hoffnung aus dem Umstand, dass man noch nie gegen Weil verloren hat – in der letzten Saison gab es einen 5:3-Sieg und ein 4:4. Mit Volker Ziegler und Sönke Geil werden namhafte Tischtennislehrer das Team am Sonntag coachen.

Die SV Böblingen möchte in Weil die ersten Punkte dieser Saison ergattern, v.l. Yanhua Yang-Xu, Rosalia Behringer. Annett Kaufmann, Alexandra Kaufmann, Mitsuki Yoshida, Qianhong Gotsch (Bild: Verein).

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Ursprünglich war für den Sonntag eine weitere Partie angesetzt. Die Langstädterinnen hätten bei Spitzenreiter TTG Bingen/Münster-Sarmsheim antreten sollen, doch die Begegnung musste aufgrund von nationalen und internationalen Terminen einiger Bingener Spielerinnen verlegt werden und wurde neu terminiert auf Samstag, den 11.12., 18 Uhr.

1. Bundesliga Damen auf tischtennis.de

Text: Dr. Stephan Roscher

Teaser-Foto: Möchte auch am Sonntag gegen Kolbermoor bestehen: ttc berlin eastside, v.l. Britt Eerland, Kathrin Mühlbach, Sabina Surjan, Trainerin Irina Palina, Jessica Göbel, Nina Mittelham, Ding Yaping, Shan Xiaona (Bild: Verein).

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