Punkteteilung in Bingen nach dramatischem Spiel
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV DJK Kolbermoor 5:5
Mit einem Remis in Kolbermoor war Bingen Mitte November gut in die Runde gestartet, danach gab es viel Leerlauf, doch zum Saisonabschied wusste man abermals durch ein 5:5 gegen den Meisterschaftsmitfavoriten aus Bayern zu gefallen.
Somit ein versöhnlicher Saisonausklang für die Rheinhessinnen, die alles in allem mit 5:19 Punkten deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben und besonders in der Vorrunde die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Gegen Ende der Runde – in den letzten drei Partien gab es zwei Punkteteilungen und einen Sieg – zeigte man sich wieder in der Form der Vorsaison, doch das kam natürlich etwas zu spät.
Im ersten Durchgang verlief alles ausgeglichen, man trennte sich jeweils mit 1:1. Dann setzte sich Kolbermoor in zweiten Durchgang des Spitzenpaarkreuzes ein wenig ab, doch Bingen konnte mit einer starken Leistung hinten noch den Ausgleich herbeiführen.
In den Doppeln waren Elena Kuzmina und Shi Qi für den Gastgeber erfolgreich, während sich bei Kolbermoor Annett Kaufmann und Hana Arapovic keine Blöße gaben. Vorne dann zwei feurige Fünfsatz-Partien, im Kroatien-Duell besiegte Lea Rakovac Hana Arapovic nach zwischenzeitlichem 0:2-Satzrückstand, während Annett Kaufmann nach Verletzungspause – mehr dazu weiter unten – eine stark verbesserte Katerina Tomanovska auf Distanz hielt. Hinten dann ein 3:0-Erfolg von “Hongi” Gotsch über Shi Qi, doch die einzelnen Durchgänge waren, bei einigen vergebenen Satzbällen von Shi, nichts für schwache Nerven (15:13, 12:10, 18:16). Ja und das zweite Match im zweiten Paarkreuz war nochmal ein Stückchen aufregender: Elena Kuzmina behielt in dem Thriller gegen Swastika Ghosh die Nerven. Die Inderin kam zwar zweimal zum Satzausgleich und hatte im Entscheidungsdurchgang insgesant drei Matchbälle, doch die frühere russische Nationalspielerin blieb gelassen und gewann schließlich mit 17:15.
Doch dann war Kolbermoor am Zug und verbuchte zwei, wie viele glaubten, vorentscheidende Siege: Hana Arapovic musste zwar zweimal den Satzausgleich durch Katerina Tomanovska hinnehmen, hatte aber im fünften Durchgang eindeutig das Heft in der Hand. Und Annett Kaufmann, der offensichtlich auch Verletzungen nichts anhaben können, besiegte Lea Rakovac mit 3:1 (11:4, 11:7, 2:11, 12:10). Bingen dachte aber gar nicht daran, die Partie verloren zu geben. Shi Qi ließ gegen Swastika Ghosh nicht das Geringste anbrennen (11:5, 11:7, 11:5) und Elena Kuzmina krönte ihre starke Leistung mit einem 3:1-Erfolg über Qianhong Gotsch (11:9, 11:7, 7:11, 11:9) zum insgesamt leistungsgerechten Remis.

Beide Einzel und das Doppel gewonnen: Annett Kaufmann (Foto Roscher).
Für Kolbermoor, aktuell mit 12:10 Zählern auf dem vierten Tabellenplatz notiert, lässt sich noch kein Zwischenfazit ziehen. Diese Position hat man sicher, könnte jedoch durch einen Sieg am 04.04. beim ttc berlin eastside, was natürlich leichter gesagt als getan ist, in der Endabrechnung noch auf Platz drei vorstoßen. Die Rückrunde ist mit bisher 7:3 Punkten recht ordentlich gelaufen, vor dem Remis in Bingen hatte man drei Siege in Folge verbuchen können und war sogar in Weinheim erfolgreich gewesen. In den Play-offs wird sich zeigen, ob das zum Saisonbeginn neu formierte Team, das zwischenzeitlich mit einigen verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen hatte, in der Lage ist, ganz oben Akzente zu setzen.
Bingen war vor circa 130 Zuschauern gleichwertig und verdiente sich den Punkt nicht zuletzt durch unermüdlichen Kampfgeist. Da war er wieder, jener Team Spirit, der die Mannschaft in der Vorsaison beinahe ins Halbfinale geführt hätte. Anfang gut, Ende gut – den Rest haken wir ab und hoffen auf eine TTG in der Saison 2025/26, die sich wieder durchgängig gut präsentiert.
Joachim Lautebachs Fazit des letzten Saisonspiels seiner TTG fiel positiv aus. “Das war ein schöner und würdiger Abschluss der Saison für uns. Das Spiel hat auch gezeigt, zu welchen Leistungen das Team in der Lage ist. Schade, dass es erst so spät in Tritt gekommen ist”, sagte der Vorsitzende des Klubs aus Rheinhessen. “Elena Kuzmina hat ein hervorragendes Spiel geliefert, aber auch die anderen waren sehr präsent. Man sah schönes und teilweise hochklassiges Tischtennis. Die Zuschauer waren sehr, sehr zufrieden am Schluss, es war für sie noch ein schönes Erlebnis zum Saisonende.” Lautebach bilanzierte nochmals und blickte nach vorne: “Insgesamt sind wir also sehr zufrieden heute. Alle haben gezeigt, was in der Mannschaft steckt. Schade dass diese in der Vorrunde weit unter Niveau gespielt hat, wobei dies natürlich zum Teil auch den Verletzungen geschuldet war, die wir zu verzeichnen hatten. Somit war unter dem Strich dieses Jahr nicht mehr drin. Wir hoffen auf eine deutlich bessere nächste Saison.”
Er berichtete auch von dem Missgeschick von Annett Kaufmann, die unsanfte Erfahrungen mit der Tischkante machte: “Im ersten Spiel von Annett gegen Katerina Tomanovska ist sie mit dem Schlägerholz an die Tischkante gekommen und hat sich dabei an der Hand verletzt. Bei diesem kleinen Unfall wurde auch der Tisch in Mitleidenschaft gezogen, sodass wir ihn austauschen mussten. Leider hatten wir keinen dritten Tisch derselben Marke zur Verfügung, deshalb mussten wir einen anderen nehmen und bekommen nun wahrscheinlich eine Strafe seitens des DTTB. Wichtiger aber war, dass Annett nach ihrer Verletzungspause weiterspielen konnte – sie konnte danach sogar noch beide Einzel gewinnen.”
Dr. Michael Fuchs war von dem Punktverlust natürlich nicht begeistert, erkannte aber unumwunden die gute Leistung des Gastgebers an. „Bingen hat sich wie vermutet hoch motiviert gezeigt und war ein starker Gegner. Wir haben eine ordentliche Leistung gezeigt, an vereinzelten Stellen haben wir aber sicher noch Potential nach oben. Das entscheidende Spiel, was uns wahrscheinlich den Sieg gekostet hat, war das von Swastika gegen Elena Kuzmina. Ein Spiel auf Messers Schneide, mit Matchbällen für beide, bevor es in der Verlängerung des fünften Satzes dann an Elena ging, die im letzten Spiel dann auch noch gegen Hongi gewonnen hat.“
Der Trainer und Abteilungsleiter der Oberbayern hatte ein aufwühlendes Match erlebt: „Heute war wieder alles dabei: Vergebene Matchbälle, gedrehte Spiele, eine Verletzungspause bei Annett inklusive Tischwechsel, weil sie bei einem halblangen Ball mit der Hand und dem Schläger so hart gegen den Tisch gehauen hat, dass dort ein Stück rausgebrochen ist. Drama und Tischtennis vom Feinsten, mit einem insgesamt wohl leistungsgerechten Unentschieden, auch wenn es sich für uns gerade eher wie ein verlorener Punkt anfühlt.“
Was steht inzwischen fest?
Dachau, Langstadt, Weil und Bingen haben die Runde abgeschlossen. Die ersten beiden Plätze, verbunden mit dem direkten Halbfinal-Einzug, sind an Weinheim und Dachau vergeben, wobei die Oberbayern theoretisch sogar noch Platz eins erreichen könnten. Weinheim müsste aber schon hoch in Berlin verlieren, mit 1:6 oder 0:6, ansonsten läuft das Team aus Nordbaden auf der Spitzenposition ins Ziel ein. Die Teams aus Langstadt, Kolbermoor, Weil und Berlin belegen die weiteren Play-off-Plätze – die Reihenfolge ergibt sich aus den Ergebnissen der letzten beiden Partien.
Weil bleibt vorläufig Tabellenfünfter, könnte aber noch vom ttc eastside überholt werden, der aber auch bei zwei Siegen in den ausstehenden beiden Partien nicht mehr am derzeitigen Tabellendritten Langstadt vorbeiziehen kann, während dies Kolbermoor noch gelingen könnte. Bingen verfehlte trotz einer deutlichen Steigerung in der Rückrunde die Play-offs deutlich. Wir werden das Team erst in der Saison 2025/26 wiedersehen.
Infos zu den Play-offs: Am Wochenende 25.-27.04. wird die erste Play-off-Runde ausgetragen, die Halbfinals werden am 30.05.-01.06. gespielt und die Endspiele steigen am 27. und 29.06. Wir müssen uns also noch 15 Wochen gedulden, bis wir wissen, wer Deutscher Meister 2025 sein wird.
Beitragsbild oben: Zum Abschluss in Topform: Elena Kuzmina, die im hinteren Paarkreuz mit 10:8 eine positive Bilanz verbuchen konnte (Foto Roscher).