Play-off-Start auf hohem Niveau: Remis im Bayern-Derby, Weil gewinnt in Böblingen

Von Stephan Roscher|April 8, 2022|bundesliga

Das hat sich gelohnt, die Fans erlebten am Freitagabend zwei tolle, spannende Partien zum Auftakt der diesjährigen Play-off-Runde. Das Bayern-Derby in Schwabhausen endete 5:5-Unentschieden – es hätte letztlich auch keinen Sieger verdient gehabt, beide Teams waren richtig gut. Weil setzte sich im Baden-Württemberg-Duell in Böblingen gut in Szene und gewann die Partie mit 6:3. Am Sonntag steigen die Rückspiele. Es bleibt spannend. 

TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor 5:5 

Das an Dramatik kaum zu überbietende Bayern-Derby zwischen dem TSV Schwabhausen und dem SV DJK Kolbermoor endete mit einer letztlich gerechten Punkteteilung. 

Erst im Entscheidungssatz des letzten Matchs konnte Mateja Jeger die 17-jährige Naomi Pranjkovic bezwingen, die sich in richtig guter Verfassung präsentierte und zuvor das wichtige Match gegen die erfahrene Ungarin Mercedesz Nagyvaradi in vier Sätzen gewonnen hatte. Kristin Lang besiegte Sabine Winter etwas überraschend mit 3:0. Winter, in der Punktrunde kaum einmal zu schlagen, konnte dann aber wenigstens ihr zweites Match für sich entscheiden – 3:0 hieß es nach jeweils recht engen Sätzen am Ende für Schwabhausens DTTB-Nationalspielerin gegen Yuan Wan. 

Svetlana Ganina gewann hinten beide Matches, hatte aber gegen Mateja Jeger schwer zu kämpfen – vier der fünf Sätze waren extrem eng und umkämpft und die Schwabhauserin hatte eine 2:0-Satzführung vorgelegt. Den Entscheidungsdurchgang gewann Ganina mit 12:10. Stärkste Spielerin beim Gastgeber war die international für Australien spielende Chinesin Liu Yangzi, die sowohl Kristin Lang als auch Yuan Wan das Nachsehen gab, jeweils in vier sehenswerten Sätzen. 

Setzte Glanzlichter gegen Kolbermoor: Liu Yangzi (Bild: Helmut Hörnschemeyer).

Aus den Doppeln war man mit einem 1:1 herausgegangen: Kolbermoors Topdoppel Lang/Wan hatte Schwabhausens beste Formation in der Runde, Winter/Feher, in vier sehr engen Sätzen geschlagen, während Jeger/Nikitchanka gegen Ganina/Pranjkovic beim 3:0 nichts anbrennen ließen. 

Drei Stunden und 20 Minuten Gesamtspielzeit, 19:19 Sätze und 359:357 Bälle belegen zusätzlich, wie eng und umkämpft das Oberbayern-Duell vor etwas mehr als 100 Fans tatsächlich war. Die Fortsetzung erfolgt am Sonntag um 13 Uhr in Kolbermoor. Einen Favoriten gibt es natürlich nicht bei zwei derart gleichwertigen Teams. 

Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed war überaus angetan vom Derby. „Das war definitiv ein super spannendes Spiel“, konstatierte Yahmed. „Es waren so viele Megaspiele heute, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Es war, wie angekündigt, ein Duell auf Augenhöhe, auch wenn Kolbermoor vielleicht einen Tick näher am 6:4 war wie wir am Unentschieden. Ich denke aber auch, ein Sieg für ein Team wäre nicht fair gewesen, dieses 5:5 entspricht letztlich schon dem Spiel. Herausragend waren bei uns Liu Yangzi und bei Kolbermoor Svetlana Ganina.“ Yahmed blickt voraus auf den Sonntag: „Wir freuen uns auf das Rückspiel in Kolbermoor, und auch wenn es ein Auswärtsspiel ist, denke ich, dass auch diese Begegnung auf Augenhöhe sein und die Tagesform entscheiden wird.“ 

“Wir sind nicht als Favorit ins Spiel gegangen und haben die letzten zwei Mal gegen Schwabhausen, als diese sogar mit einer schwächeren Mannschaft ins Spiel gegangen sind, verloren“, so Kolbermoors Führungsspielerin Kristin Lang. „Deshalb freuen wir uns sehr über das 5:5 und versuchen, am Sonntag unsere Chancen für das Halbfinale zu nutzen. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit unserer Leistung heute.“  

Starke Auftritte in Schwabhausen: Naomi Pranjkovic (Archivbild: Erik Thomas).

SV Böblingen – ESV Weil 3:6 

Für alle vier Teams ist noch alles drin, wobei der ESV Weil nach dem 6:3-Erfolg in Böblingen natürlich momentan von sämtlichen Kandidaten die besten Karten hat. Aber auch die SVB hat noch Chancen, muss nun jedoch das Rückspiel am Sonntag in Weil definitiv gewinnen, um eine dritte Partie zu erzwingen. 

Das hintere Paarkreuz war die Trumpfkarte des ESV. Sowohl Hana Arapovic (jeweils 3:0 gegen Alexandra Kaufmann und Leonie Hartbrich) als auch Vivien Scholz (3:1 gegen Hartbrich) blieben in den Einzeln ohne Niederlage. Da vorne Polina Trifonova und Izabela Lupulesku jeweils gegen Annett Kaufmann punkteten, beide jeweils in vier Sätzen, konnte die gewohnt starke Qianhong Gotsch (3:0 gegen Lupulesku, 3:1 gegen Trifonova) dem Spiel keine Wende geben. Einen Punkt konnten die Böblingerinnen zudem im Doppel verbuchen: Annett Kaufmann/Hartbrich besiegte die Weilerinnen Trifonova/Arapovic mit 3:1, während die Formation Gotsch/Alexandra Kaufmann gegen Lupulesku/Scholz zu keinem Satzgewinn kam. 

Beste Böblingerin im Hinspiel: Qianhong Gotsch (Archivbild: Roscher).

Böblingens Manager Frank Tartsch erläuterte: „Wir haben nicht mit den Play-offs gerechnet. Unser Ziel war der Nicht-Abstieg, doch plötzlich haben wir eine tolle Rückrunde hingelegt. Unsere Lin Chia-Hsuan war nur für die reguläre Rückserie eingeplant. Im April hat sie in ihrer Heimat Taiwan dringende Studientermine.“ Die Trauer würde sich angesichts des längst erreichten Saisonziels bei den Schwaben in Grenzen halten, falls man ausscheiden sollte. Dennoch wird man im Rückspiel im Dreiländereck (Sonntag, 14 Uhr) nochmals alles versuchen. So auch der Tenor des Statements von SVB-Coach Ingo Gotsch: „Der Klassenerhalt war die Pflicht. Das Spiel heute war die Kür. Annett muss am Sonntag einen guten Tag erwischen, dann haben wir noch eine Chance.“ 

Doris Spiess war verständlicherweise mit der Performance ihrer „Mädels“ absolut einverstanden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis in Böblingen“, sagte die Weiler Abteilungsleiterin. „Es war nicht so einfach, wie es auf dem Papier aussieht. Besonders hervorzuheben sind die Siege von Polina Trifonova und Izabela Lupulesku gegen Annett Kaufmann. Aber auch Hana Arapovic und Vivien Scholz hielten dem Druck stand.“ Wetten auf den Einzug ins Halbfinale möchte man aber noch nicht abschließen: „Jetzt wollen wir natürlich beim Heimspiel alles klar machen. Allerdings sind wir gewarnt. Im letzten Jahr hatten wir die umgekehrten Vorzeichen und sind nach einer deutlichen Niederlage im ersten Spiel doch noch weitergekommen. Den umgekehrten Fall wollen wir jedenfalls vermeiden.“ 

Überraschender Sieg gegen Annett Kaufmann: Polina Trifonova (Archivbild: Roscher).

Vivien Scholz äußerte sich detailliert zum Spiel in Böblingen: „Es war ein freudiger Abend. Im Vorhinein haben wir uns schon die ein oder andere Chance ausgemalt, doch dass es schwer werden würde gegen eine Mannschaft mit einer Gotsch und einer Annett Kaufmann war natürlich auch klar. Überraschend natürlich, dass Kaufmann beide Spiele abgegeben hat. Izabela war jedoch blitzschnell und Polina hat taktisch großartig agiert. Hana hat wie immer ganz souverän abgeliefert, sie ist einfach eine Bank.“ Zu ihrer eigenen Leistung sagte die Nummer vier des ESV: „Zu meiner Freude war ich heute auch in einer starken Form. Grund dafür waren aber auch die vielen nützlichen Tipps von unserem Coach Alen Kovac gestern beim Trainingstag mit der Mannschaft in Weil zur Spielvorbereitung. Daran habe ich heute angeknüpft. Auf das Spiel gegen Hartbrich bin ich sehr stolz, da ich mit sehr viel Qualität in meinen Bällen gewonnen habe.“ Auch die Brandenburgerin in Diensten des südbadischen Bundesligisten, die inzwischen für Luxemburg auf WTT-Turnieren spielt, möchte nun natürlich mit ihren Kolleginnen den Einzug ins Halbfinale perfekt machen: „Nach einem Ausruhtag, hoffen wir natürlich am Sonntag genau da weitermachen zu können und wie dieses Mal im besten Fall alle punkten zu können. Es ist wirklich schön an unserem Team, mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung schon so oft erfolgreich gewesen zu sein.“ 

Links 

Ergebnisse und Informationen zur 1. Bundesliga Damen auf click-TT 

Play-offs 1. Bundesliga Damen auf click-TT 

1. Bundesliga Damen auf tischtennis.de

Foto oben: Kristin Lang besiegte Sabine Winter, unterlag aber Liu Yangzi (Archivbild: Roscher).

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