Langstadt will nochmal alles versuchen: Final-Rückspiel am Samstag in Berlin

Von Stephan Roscher|April 29, 2022|bundesliga

Samstag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – TSV Langstadt 

Eine Herkulesaufgabe liegt vor den Bundesligafrauen des TSV Langstadt. Um im Rennen um die Deutsche Meisterschaft zu bleiben, müssen die Südhessinnen nach der 1:6-Niederlage vor heimischer Kulisse gegen den ttc berlin eastside das Finalrückspiel am Samstagnachmittag in der Hauptstadt gewinnen. Nur so können sie ein Entscheidungsmatch erzwingen, das dann am Sonntag, ebenfalls in Berlin, ausgetragen würde. Viele rechnen aber damit, dass der Deutsche Meister 2022 bereits am Samstag gekürt wird.

Langstadt muss gewinnen, Berlin reicht ein Unentschieden

Bereits bei einem Unentschieden darf der ttc eastside, von manchen als „FC Bayern des Damen-Tischtennis“ bezeichnet, seinen achten nationalen Meistertitel bejubeln. Bezieht man die drei Vorgängervereine in der DDR in die Rechnung ein, kommt der in den letzten Jahren nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene dominante Klub sogar bereits auf 27 Meistertitel.

Die deftige 1:6-Niederlage am Sonntag war schon ein Dämpfer für Petrissa Solja und Kolleginnen, auch wenn sie eigentlich nur vom Ergebnis so drastisch ausfiel, während das dreieinhalbstündige Duell durchaus umkämpft war. Der Gastgeber hatte seine Chancen, konnte sie aber nicht nutzen. So gingen vier der fünf Fünf-Satz-Matches verloren. Lediglich Jungnationalspielerin Franziska Schreiner konnte einen Erfolg verbuchen, indem sie die Serbin Sabina Surjan nach hohem Rückstand noch bezwang. Besonders Shan Xiaona und Nina Mittelham spielten ihre ganze Klasse aus und bewiesen zudem Nervenstärke in den engen Situationen, etwa bei ihren knappen Siegen über die Weltranglisten-19. Solja.

Krämer-Einsatz in der Hauptstadt fraglich

Trotz des Ergebnisses wurde das unterlegene Team anschließend von den 200 Fans gefeiert. „Es war ein Tischtennisfest, jeder ist mit einem Lächeln nach Hause gegangen“, unterstrich der Sportliche Leiter des TSV, Manfred Kämmerer. Zumal sein Team noch ein personelles Handikap wegzustecken hatte in Form des verletzungsbedingten Ausfalls der erfahrensten Spielerin. Tanja Krämer hatte wegen heftiger Schmerzen im Schien- und Wadenbein passen müssen. Gerade in solchen Spielen, in denen es um viel geht, sind routinierte Akteure, die ein Team stabilisieren und den Mitspielerinnen Sicherheit vermitteln, besonders wichtig. Hinzu kommt, dass Krämer, die zuvor alle Spiele in Meisterschaft und Pokal bestritten hatte, gemeinsam mit Franziska Schreiner ein starkes Doppel bildet. Es ist unsicher, ob die 42-jährige ehemalige deutsche Einzelmeisterin am Samstag wieder am Tisch stehen kann. Man muss wissen, dass der TSV Langstadt über genau vier Spielerinnen verfügt, die auf Bundesliga Top-Niveau spielen können, wenn dann eine ausfällt, wird es schwierig. Anders als bei den Berlinern, die sieben oder acht Spielerinnen der höchsten Kategorie im Kader haben. Das Langstädter B-Team ist zwar gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen, doch von da bis zur Spitze in Europas stärkster Liga ist es – realistisch betrachtet – ein Quantensprung.

Nach der ersten Saisonniederlage für den TSV Langstadt in der Meisterschaft, also in der Bundesliga-Runde und den Play-offs, hat man beim Meisterschafts- und Pokalfinalisten versucht, die Woche zu nutzen, um die Seele baumeln zu lassen und die Psyche zu stabilisieren.

Geht noch etwas für den TSV Langstadt? (Foto: Joaquim Ferreira).

eastside will den Sack zumachen

Der ttc eastside berlin, bei dem vor allem Shan Xiaona, Nina Mittelham und Britt Eerland im Hinspiel Topleistungen zeigten, will den Sack nun zumachen und legt keinen Wert auf ein „Nachsitzen“ am Sonntag. Keinen Zweifel am Ziel lässt Berlins Präsident Alexander Teichmann: „Wir konzentrieren uns auf das Match und wollen uns am Samstagabend weiterhin Deutscher Meister nennen!“ Teichmann sieht im deutlichen Hinspielsieg in Hessen „den Grundstein für eine erfolgreiche Titelverteidigung“. Dabei imponierten ihm „die konzentrierte Leistung der gesamten Mannschaft und die herausragenden Leistungen unseres oberen Paarkreuzes“. Der Vereinspräsident bekräftgt: „Für das Rückspiel erwarte ich von der Mannschaft dieselbe Einstellung.“ 

Den Meistertitel hat die 25-jährige Chantal Mantz noch nicht abgeschrieben: „Im Rückspiel wollen wir alles probieren und die engen Spiele für uns entscheiden.“ Und Trainer Thomas Hauke kündigt an: „Wir werden nicht als Touristen nach Berlin fahren, sondern wollen nochmal alles versuchen, um dort ein richtig gutes Ergebnis zu erzielen.“ Manfred Kämmerer erklärt: „Berlin ist in kompletter Aufstellung klarer Favorit. Dennoch hatten wir im ersten Spiel Möglichkeiten, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Diese Chancen wollen wir diesmal nutzen, falls sie sich wieder ergeben.“ Zu Tanja Krämer kann Kämmerer noch keine definitive Aussage machen: „Ob Tanja wieder dabei sein kann, steht noch nicht fest. Sie laboriert weiter an einer Verletzung.“

Wer nicht in der Halle sein kann, hat Gelegenheit, die Partie im Livestream auf Sportdeutschland.tv in Topqualität zu verfolgen.

Beitragsbild oben: Der ttc berlin eastside will am Samstag in heimischer Halle nichts mehr anbrennen lassen (Foto: Verein).

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