Die Liga nimmt Fahrt auf: Vier Bundesligapartien am Wochenende
Bingen steigt in die Runde ein, auch Kolbermoor doppelt gefordert
Vier reizvolle Bundesligapartien liegen vor uns. Meisterschaftsmitfavorit Kolbermoor ist doppelt gefordert, beklagt aber Verletzungsprobleme. Bereits am Freitag empfangen die Oberbayern, die am Sonntag in Langstadt an die Tische gehen, das Team aus Bingen, das sieben Monate keine Punktspiele mehr bestritten hat. Am Sonntag spielen Rakovac und Co. dann in Dachau, man zieht also die komplette Bayern-Tour durch. Serienmeister Berlin empfängt das Überraschungsteam aus Weil, das zuletzt Kolbermoor geschlagen hat.
Freitag, 18 Uhr: SV DJK Kolbermoor – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim
Der SV DJK Kolbermoor hat vor fünf Tagen in Weil eine unerwartete Niederlage hinnehmen müssen – natürlich fehlte Kristin Lang, doch in der Aufstellung Kaufmann, Gotsch, Arapovic, Tiefenbrunner sollte man eigentlich eine solche Partie gewinnen können, schließlich sind alle vier Stammspielerinnen und die ersten drei werden zur Crème de la Crème der Liga gerechnet. Klar, Annett Kaufmann hatte nicht ihren besten Tag erwischt und ein wenig Pech war auch dabei. Und der Gegner hatte nichts zu verlieren, spielte befreit auf, hatte plötzlich das Momentum auf seiner Seite und wurde immer besser, sodass der Sieg letztlich verdient war.
Für diese Niederlage würde man sich nun gerne – gerade vor den heimischen Fans, denen man zuletzt im Derby gegen Dachau tolles Tischtennis geboten hatte – rehabilitieren.
Doch man ist nicht frei von personellen Problemen. Der Abteilungsleiter und Trainer Dr. Michael Fuchs bringt es auf diesen Nenner: „Für uns ein schweres Wochenende, da wir mit diversen Verletzungsproblemen zu kämpfen haben, weshalb wir aktuell noch nicht sicher sagen können, wer bei uns spielen wird. Sowohl Bingen als auch Langstadt wird sicher in guter Aufstellung antreten, weil die internationalen Spielerinnen wohl da sein sollen beziehungsweise schon da sind. Deshalb gehen wir aktuell mit etwas geringeren Erwartungen in die Spiele und versuchen einfach, eine gute Leistung abzurufen. Wenn Punkte rauskommen sollten, freuen wir uns.“
SV DJK Kolbermoor 2024/25 (es fehlen Dina Meshref u. Swastika Ghosh). Wer von den Spielerinnen ggfs. am Wochenende verletzungsbedingt ausfallen wird, ist offen (Foto Verein).
Bei den Gästen aus Rheinhessen ist die Erleichterung groß, dass es endlich auch für sie losgeht. Die TTG ist ja der letzte Verein, der in die laufende Runde einsteigt. Und dies möchte er möglichst gut und erfolgreich über die Bühne bringen. „Endlich, sieben Monate hatten wir kein Bundesligatischtennis in Bingen“, freut sich der Vorsitzende Joachim Lautebach. „Wir haben natürlich ein schweres Auftaktprogramm. Dachau und vor allem Kolbermoor gehören zu den spielstärksten Mannschaften und wir sehen uns in diesen Spielen als Außenseiter. Trotzdem wird unsere Mannschaft versuchen, ihr Bestes zu geben und den beiden Teams Paroli zu bieten. Wir werden zu fünft anreisen, die jeweilige Mannschaftsaufstellung erfolgt dann vor Ort.“ Zu fünft dürfte das Stammquartett der letzten Saison bedeuten plus Neuzugang Shi Qi, die aus Jena den Weg nach Rheinland-Pfalz gefunden hat.
Sonntag, 13 Uhr: ttc berlin eastside – ESV Weil
Nach dem Coup gegen Kolbermoor wird natürlich keiner den ESV Weil unterschätzen, zumindest in den nächsten Wochen nicht. Dies gilt auf für den Serienmeister aus der Hauptstadt, der das Geschehen im Dreiländereck am letzten Sonntag sehr aufmerksam registriert hat. Nun auch noch den ttc eastside kalt zu erwischen, dürfte sehr schwierig werden, doch wie immer muss alles erst gespielt werden, so eben auch am Sonntag im neuen Berliner Tischtennis-Tempel „Heyse25“. Gegen Langstadt hatte man auf die beiden Spitzenkräfte Nina Mittelham und Ding Yaping verzichtet und neben Sabina Surjan auch auf die beiden Jüngsten im Team, Mia Griesel (18) und Josi Neumann (14), gesetzt, die das in sie gesetzte Vertrauen durch gute Leistungen rechtfertigten. Gut möglich, dass der Trainer, so kurz nach dem Champions-League-Spiel in Metz am Freitagabend, diesmal auch auf Mittelham und/oder Ding zurückgreift.
Gegen Kolbermoor überragend: Ievgeniia Sozoniuk, Nummer 2 des ESV Weil (Foto Roscher).
„Mit den Sieg gegen den großen Favoriten Kolbermoor hat sich Weil mit einem echten Paukenschlag in der Bundesliga zurückgemeldet. Das zeigt, dass uns keine leichte Aufgabe bevorsteht“, sagt Jens Ruland, Trainer sowie Direktor Leistungssport und Talententwicklung beim ttc eastside. „Unsere jungen Spielerinnen haben allerdings im ersten Spiel gegen Langstadt ebenfalls eine hervorragende Leistung gezeigt. Daran möchten wir natürlich anknüpfen. Wir haben leichte Veränderungen in der Aufstellung geplant, werden aber im Kern unserer Linie treu bleiben und unseren jungen Spielerinnen die Möglichkeit geben, sich zu bewähren und weiterzuentwickeln.“
Durchaus denkbar wäre am Sonntag ein Einsatz von Berlins Defensivstrategin Ding Yaping (Foto Roscher).
Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess weiß natürlich, dass man eine Galaleistung wie gegen Kolbermoor nicht einfach auf Knopfdruck wiederholen kann. Deswegen gelte es, locker zu bleiben und die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. „Wir fahren ohne Druck nach Berlin“, betont Spiess. „Ob uns so ein Überraschungscoup wie letztes Wochenende noch einmal gelingt, ist natürlich fraglich. Das hängt auch stark von der Aufstellung der Berliner ab. Wir sind auf jeden Fall bereit, unser Bestes zu geben. Was dabei herauskommt, schauen wir mal …..“.
Livestream ttc berlin eastside – ESV Weil:
Sonntag, 14 Uhr: TSV Dachau 65 – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim
Es fällt immens schwer, zu dieser Partie, dem zweiten Auftritt der Rheinhessinnen in Oberbayern binnen zwei Tagen nach zuvor siebenmonatiger Punktspielpause, eine Prognose abzugeben. Nach dem Freitagsspiel der TTG-Asse in Kolbermoor könnte dies gegebenenfalls etwas leichter fallen.
Wir haben jedenfalls nach nur zwei Partien des TSV (und 2:2 Punkten nach dem Sieg in Weil und der Niederlage in Kolbermoor) registriert, dass die neue Asiatin, die Rede ist von der Südkoreanerin Byun Seoyoung, richtig gut ist. Wenn sie und Sabine Winter gemeinsam im vorderen Paarkreuz zum Einsatz kommen, wird es da für die Gäste schon einmal richtig schwer werden. Die Engländerin Tin-Tin Ho ist für das hintere Paarkreuz eine sehr gute Spielerin. Wenn sich gegebenenfalls die 14-jährige Koharu Itagaki dazu gesellt, die sich ja in Jena schon erste Sporen in der deutschen Eliteliga verdienen konnte, hätte man ein vielversprechendes Team beisammen. Doch das ist rein spekulativ, Dachau hält sich in Bezug auf die Aufstellung bedeckt, sodass diesbezüglich auch Überraschungen möglich sind.
Beim Derby in Kolbermoor fehlte Sabine Winter. Sollte sie wieder spielen, würden dies die Chancen des TSV Dachau deutlich erhöhen (Foto Roscher).
TSV-Trainer Alexander Yahmed plädiert dafür, sich weniger darauf zu konzentrieren, wer für Bingen an die Tische geht – von Joachim Lautebach haben wir inzwischen erfahren, dass ein Quintett den Bayern-Trip in Angriff nimmt –, sondern sich auf die eigenen Fähigkeiten zu fokussieren. „Wir wissen erst am Freitag, was uns wahrscheinlich erwartet, wenn wir Bingens Aufstellung in Kolbermoor kennen“, so Yahmed. „Deswegen konzentrieren wir uns auf das Wesentliche und werden versuchen, im ersten Heimspiel Leistung zu bringen. Ich denke wenn wir unsere Spielerinnen top vorbereitet ins Spiel bringen, sind wir besonders daheim schwer zu schlagen.“
Das Bingener Quintett dürfte aus Lea Rakovac, Elena Kuzmina, Katerina Tomanovska, Karolina Mynarova und Shi Qi bestehen – so jedenfalls unsere Mutmaßung, bestätigt wurde das von offizieller Seite nicht. Wir wissen aus der Saison 2023/24, dass es sich um ein Team mit starken, gut harmonierenden Doppeln handelt. Ob dies nach sieben Monaten immer noch so eingeschliffen funktioniert, wird man sehen.
Elena Kuzmina hat sich für die Saison einiges vorgenommen, nachdem sie schon in der letzten Spielzeit deutlich erfolgreicher war als in ihrer Debütsaison im Bingener Dress (Foto Roscher).
Bingens „Chef“ Joachim Lautebach sieht sein Team in der Außenseiterrolle, erwartet aber, dass die Spielerinnen alles dafür tun werden, eventuell doch etwas Zählbares mitzunehmen. Lautebach äußert zudem einige grundsätzliche, kritische Gedanken, die ihm auf der Seele brennen: „Der Terminplan ist mit heißer Nadel gestrickt. Für alle Beteiligten eine äußerst unbefriedigende Situation. Aufgrund der vielen kurzfristig anberaumten Termine durch die WTT verliert der Mannschaftswettbewerb meiner Meinung nach an Bedeutung. Es bleibt abzuwarten, wie die Sponsoren zukünftig reagieren.“
Sonntag, 14 Uhr: TSV Langstadt – SV DJK Kolbermoor
Der TSV Langstadt ist aktuell Tabellenvorletzter – und das als Play-off-Halbfinalist der Vorsaison mit eher noch verstärktem Kader. Natürlich ist das nach zwei Partien lediglich eine Momentaufnahme von nicht gerade großer Aussagekraft. Man ist noch nicht richtig in der Saison angekommen und hat Probleme mit den neu formierten Doppeln. Zudem sind die 1:3 Punkte natürlich auch dem happigen Auftaktprogramm geschuldet. Der Auftritt beim 2:6 in Weinheim war recht bescheiden, in Berlin tat man sich auch schwer, konnte aber einen 3:5-Rückstand noch in ein Remis ummünzen. Dass es auf mittlere Sicht besser wird, ist ziemlich wahrscheinlich.
Ob der Befreiungsschlag bereits am kommenden Sonntag erfolgt, steht aber in den Sternen. Der Gegner Kolbermoor verfügt über einen extrem starken Kader und wird von vielen zu den Meisterschaftsfavoriten gezählt.
Die Oberbayern, die dem TSV eigentlich nie sonderlich gelegen haben, konnten ihr Team zur neuen Saison signifikant verstärken und sich aus der Hinterlassenschaft der SV Böblingen, die Profitischtennis nicht mehr stemmen konnte, die beiden mit Abstand besten Spielerinnen angeln: Die 18-jährige Annett Kaufmann, neue Galionsfigur im deutschen Nationalteam, sowie die 56-jährige Defensiv-Ikone Qianhong Gotsch, die immer noch vor Ehrgeiz brennt. Dadurch können Topspielerinnen wie Kristin Lang, Hana Arapovic oder Dina Meshref im hinteren Paarkreuz aufschlagen, wo sie geradezu eine Bank sein müssten.
„Der nächste schwere Prüfstein auf dem Spielplan“, so Langstadts Sportlicher Leiter Manfred Kämmerer, dem klar ist, dass am Sonntag alles passen muss, um die Partie nicht mit leeren Händen zu beenden. „Kolbermoor hat sich exzellent verstärkt und möchte in dieser Saison dem Seriensieger Berlin die Titel streitig machen“, sagt Trainerin Anna Rauch. „Es muss für uns schon optimal laufen, wenn wir etwas holen wollen.“
Auch Chantal Mantz und Izabela Lupulesku konnten in dieser Saison noch kein Doppel gewinnen (Foto Roscher).
Vor allem die Doppel bereiten den Verantwortlichen derzeit Kopfzerbrechen. Kämmerer räumt ein: „0:4 in den Doppeln spricht eine deutliche Sprache. Hier gilt es anzusetzen. Einem Rückstand ständig hinterherlaufen zu müssen, ist gerade mental eine große Herausforderung.“
Die Vorfreude ist dennoch groß: „Wir freuen uns auf unser erstes Heimspiel der laufenden Saison“, bekräftigt Kämmerer. „Mit Kolbermoor kommt gleich ein Topfavorit zu uns. Wir können befreit aufspielen, denn die Favoritenrolle liegt klar beim Gast. Wir hoffen auf ein großes Tischtennis-Fest.“
Der Gastgeber lässt die Aufstellung offen, Paranang, Mantz, Schreiner, Lupulesku, Klee – die Trainerin könnte die Qual der Wahl haben, eine muss schließlich pausieren, wenn alle fünf Spielerinnen zur Verfügung stehen.
Dr. Michael Fuchs rechnet mit einem schweren Wochenende aufgrund der nicht näher konkretisierten Verletzungssorgen und erklärt: „Wir gehen deshalb aktuell mit etwas geringeren Erwartungen in die Spiele und versuchen einfach, eine gute Leistung abzurufen. Wenn Punkte rauskommen sollten, freuen wir uns.“
Kristin Lang fehlte in Weil. Ob sie zu den verletzten Spielerinnen des SV DJK Kolbermoor zählt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen (Foto Roscher).
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Beitragsbild oben: Lea Rakovac, unumstrittene Nummer 1 der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Foto: Dr. Stephan Roscher).