Deutliche Auftakterfolge für Weinheim und Langstadt

Von Stephan Roscher|Oktober 5, 2025|bundesliga

Tolles Erstliga-Debüt von Elisa Nguyen, Orawan Paranang eine Klasse für sich

Der TTC 46 Weinheim und der TSV Langstadt sind am Sonntagnachmittag erfolgreich in die neue Saison gestartet. Der Titelverteidiger besiegte den letztjährigen Favoritenschreck ESV Weil mit 6:2, während die Hessinnen ihre Partie bei der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim überraschend deutlich mit 6:1 gewannen.

TTC 1946 Weinheim – ESV Weil 6:2

Bei Weinheim liefen Chien Tung-Chuan, Yuan Wan, Mateja Jeger-Majstorovic sowie Neuzugang Bao Chau Elisa Nguyen auf. Weil, das – wie im Vorfeld abgekündigt – auf die noch in China weilende Topspielerin Anna Hursey verzichten musste, stellte Ievgeniia Sozoniuk, Lea Lachenmayer, Kornelija Riliskyte und die neu verpflichtete Norwegerin Martine Toftaker dagegen.

Die 150 Fans erlebten eine kurzweilige Partie in neuer Halle, gespielt wurde zum ersten Mal in der Dietrich-Bonhoeffer-Sporthalle, der neuen Heimspielstätte der Weinheimerinnen. Der Gast aus dem Dreiländereck blieb ohne Unterschiedsspielerin Anna Hursey letztlich chancenlos, verkaufte sich aber teuer und zeigte besonders in kämpferischer Hinsicht eine ansprechende Leistung.

Hinterließ einen guten Eindruck: Lea Lachenmayer (Archivfoto Roscher).

Für die Weiler Punkte sorgten die Litauerin Kornelija Riliskyte, die Mateja Jeger-Majstorovic in fünf umkämpften Sätzen bezwang, sowie das Doppel Riliskyte/Toftaker, das überraschend Chien/Wan mit 3:1 schlagen konnte. Die ins vordere Paarkreuz aufgerückte junge Defensivspielerin Lea Lachenmayer hielt gut mit und zwang Chien Tung-Chuan und Yuan Wan jeweils in den Entscheidungssatz, wo sie aber gegen beide den Kürzeren zog.

Für den Gastgeber punkteten Chien (3:2 gegen Lachenmayer, 3:0 gegen Sozoniuk), Wan (ebenfalls 3:0 gegen Sozoniuk und 3:2 gegen Lachenmayer) sowie die 16-jährige Elisa Nguyen, die einen perfekten Einstand feierte und auf Anhieb ihre ersten Erfolge im Oberhaus bejubeln durfte. Im Einzel bezwang das Toptalent Toftaker mit 11:9, 11:9, 12:10 und im Doppel konnte sie an der Seite von Jeger-Majstorovic die Weilerinnen Sozoniuk/Lachenmayer ebenfalls in drei umkämpften Sätzen auf Distanz halten.

„Für uns ein toller Auftakt“, freute sich Christian Säger, Weinheims Macher und Manager. „Es war für die gut 150 Zuschauer ein unterhaltsames Match mit tollen Ballwechseln. Natürlich hat uns auch das Fehlen der Nummer eins von Weil, Anna Hursey, in die Karten gespielt. Herausheben möchte ich die überragende Leistung von unserem Küken, Elisa Nguyen. Erstes Spiel mit 16 Jahren in der ersten Bundesliga und gleich im Doppel sowie im Einzel gewonnen.“ An der neuen Spielstätte ging alles reibungslos über die Bühne und man benötigte kaum Zeit zur Akklimatisierung: „In der neuen Halle haben wir uns sehr wohl gefühlt und die Zuschauer ebenso.“

Szene aus dem Doppel Jeger/Nguyen vs. Sozoniuk/Lachenmayer (Foto: Armin Schimkat).

„Ohne unsere Nummer eins, Anna Hursey, ist die Niederlage gegen Weinheim keine Überraschung“, sagte Weils Abteilungsleiterin Doris Spiess nach der Partie. „Überzeugt hat heute Kornelija Riliskyte, sowohl im Einzel mit ihrem Sieg gegen Mateja Jeger als auch im Doppel mit Martine Toftaker, als sie das Doppel Wan/Chien überraschend bezwingen konnten. Auch Lea Lachenmayer, die erstmals im vorderen Paarkreuz agierte, zeigte eine gute Leistung. Beide Male unterlag sie erst im fünften Satz.“ Doch nicht bei allen sei es rund gelaufen: „Ievgeniia Sozoniuk konnte noch nicht ganz an ihre Leistung vom Vorjahr anknüpfen und Martine Toftaker agierte nach ihrem grandiosen Doppel im Einzel doch etwas nervös und konnte gut herausgespielte Führungen nicht nach Hause bringen.“ Das Fazit der Abteilungschefin: „Weinheim war am Ende souveräner und hat verdient gewonnen.“

Die Weinheimerinnen sind am 01.11, wieder gefordert, wenn Langstadt seine Aufwartung in der Dietrich-Bonhoeffer-Halle macht. In der Verfassung des heutigen Tages eine echte Herausforderung, zumindest wenn die Hessen erneut mit Orawan Paranang auflaufen.

Der ESV Weil am Rhein wird tags darauf wieder im Einsatz sein. Es kommt der ttc berlin eastside – Weinheim, Berlin, ein schwierigeres Auftaktprogramm ist nicht vorstellbar.

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt 1:6

Eine starke Performance des TSV Langstadt zum Saisonauftakt in Bingerbrück in der Sporthalle am Mäuseturm. Mit ihrer thailändischen Ausnahmespielerin Orawan Paranang waren die Südhessinnen im „Beinahe-Derby“ nicht zu stoppen, gewannen mit 6:1 und schoben sich gleich einmal an die Tabellenspitze der deutschen Eliteliga.

Es war wirklich eine tolle Vorführung der TSV-Asse, 20:7 Sätze in fremder Halle bei einem hoch motivierten Gegner, der in Bestbesetzung an die Tische gegangen war, muss man erst einmal zuwege bringen. Alle spielten wie aus einem Guss, es scheint, dass die Anwesenheit von Paranang die Mitspielerinnen, wie schon in der Vorrunde 2024/25, zu besonderen Leistungen beflügelt.

In dieser Formation und mit dieser Inspiration ist Langstadt fraglos ein ganz heißer Kandidat für die Play-offs, für die sich ab sofort nur noch die besten Vier qualifizieren – die Frage ist nur, wie oft man mit Paranang an die Tische gehen kann, wozu der Verein sich nicht äußert.

Gleich wieder in Topform: Orawan Paranang (Archivfoto Roscher).

Wie erfuhren lediglich, dass die Ausnahmespielerin direkt aus China angereist war. Trainerin Anna Rauch geriet ins Schwärmen: „Orawan ist erst gestern direkt vom China Smash-Turnier aus Peking angekommen. Doch von Jetlag war überhaupt nichts zu merken bei ihr. Eine Weltklasseleistung!“ „Beim China Smash, war sie, zu unserem Glück, am Donnerstag im Doppel in der dritten Runde ausgeschieden“, ergänzte Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV. „Es gibt jetzt erstmal keine Turniere, da die Team-Europameisterschaft ansteht. Sie fliegt daher morgen wieder nach Hause.“

In einem Monat ist ihre Mannschaft erneut gefordert. Ob Paranang dann beim schweren Doppelspieltag mit der Auswärtspartie in Weinheim (01.11.) und dem Heimspiel gegen Kolbermoor (02.11.) abermals zur Verfügung steht, bleibt offen.

Doch zurück zur Partie in Bingen. Letzte Saison war gerade in den Doppeln bei den Langstädterinnen oft Sand im Getriebe, doch dies schien alles wie weggeblasen. Man startete mit 2:0 optimal, wobei Franziska Schreiner und Lorena Morsch gegen Shi/Kuzmina in den Entscheidungssatz mussten, wo sie mit 11:9 die Oberhand behielten – nach einer zwischenzeitlichen 10:6-Führung hatten sie es nochmals spannend gemacht. Paranang und Sophia Klee gaben gegen Rakovac/Mynarova zwar keinen Satz ab, doch das 11:9, 12:10, 12:10 bei einigen abgewehrten Satzbällen stand auch für ein enges Match.

Zunächst einmal blieg es eng und umkämpft, zumindest in einem der beiden nachfolgenden Einzel des vorderen Paarkreuzes. Franziska Schreiner hatte gegen Lea Rakovac schwer zu kämpfen, bis ihr 3:2-Erfolg in trockenen Tüchern war. Mit dem Defensivspiel der Südkoreanerin Yelin Choi, die ihr Bundesliga-Debüt gab, hatte Orawan Paranang dagegen keine allzu große Mühe. Durch ihr 11:7, 11:5, 11:6 stellte Langstadts Linkshänderin die Anzeigetafel auf 4:0 – eigentlich erst auf 3:0, da ihr Match vor dem ihrer Kollegin Schreiner beendet war.

Benötigt noch etwas Eingewöhnungszeit: Yelin Choi, neue Nummer zwei der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Foto: Petra Steyer).

Für das hintere Paarkreuz hatte Trainerin Anna Rauch Sophia Klee und Lorena Morsch nominiert – Chantal Mantz pausierte. Klee hatte Elena Kuzmina gut im Griff und gewann ungefährdet in drei Sätzen. Die 17-jährige Morsch bekam es mit Shi Qi zu tun, und beide schenkten sich nichts, Morsch zog etwas unglücklich mit 10:12 im Entscheidungssatz den Kürzeren. Dies war aber lediglich der Ehrenpunkt für die Rheinhessinnen, denn im Anschluss war wiederum Orawan Paranang an der Reihe, die auch gegen Lea Rakovac ohne Satzverlust blieb.

Manfred Kämmerer zeigte sich äußerst zufrieden. „Ein perfekter Start in die Saison für uns“, so Kämmerer. „Und das insbesondere, weil wir einen perfekten Start ins Match hatten. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, dass wir mal zwei Doppel gewonnen haben.“ Kämmerer zollte allen Langstädterinnen Respekt: „Eine geschlossene Mannschaftsleistung bei der man eigentlich keine Spielerin hervorheben muss. Orawan Weltklasse, Franzi belohnt sich für eine starke Leistung, Sophia mit einer ganz souveränen Performance und Nesthäkchen Lorena ganz unbekümmert mit einer ganz knappen Niederlage.“

TTG-Vorstand Joachim Lautebach sagte nach der Partie: „Die Niederlage muss natürlich erstmal verdaut werden, wir hatten uns das ganz anders vorgestellt. Aber wenn man nach den Doppeln 0:2 hinten liegt, wird es natürlich schwer. Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir zumindest ein Doppel holen, was ja durchaus möglich war. Mit Paranang hat Langstadt natürlich eine überragende Spielerin, bei der wir damit rechnen mussten, dass sie beide Spiele gewinnt. Unser Neuzugang Yelin Choi hat sich gegen sie ganz gut verkauft, doch müssen wir ihr erstmal eine gewisse Eingewöhnungszeit einräumen. Schade war, dass Lea das enge Spiel gegen Schreiner verloren hat. Es hätte danach auch 2:2 stehen können und dann wäre alles vielleicht anders gelaufen. So stand das hintere Paarkreuz unheimlich unter Druck. Elena zeigte Nerven, lediglich Qi konnte sich noch durchsetzen. Man muss natürlich auch anerkennen, dass die Langstädter eine sehr gute Mannschaft haben und gegen uns überzeugt haben. Wir müssen nun die Niederlage verarbeiten und hoffen, dass es in den nächsten Spielen besser läuft.“

Am 1. November geht die TTG wieder an die Tische, erneut in heimischer Halle. Der Gegner heißt Kolbermoor, ebenfalls alles andere als ein Leichtgewicht. Die Rheinhessen müssen aufpassen, dass sie nicht, wie letzte Saison, früh den Anschluss verlieren. Doch das Team hat durchaus Potenzial. Heute wurden sie sicher auch ein Stück unter Wert geschlagen.

——————–

Die nächste Partie in der Liga steht am 26.10. in Oberbayern auf dem Programm. Kolbermoor kreuzt die Klingen mit Berlin – eine attraktive Begegnung zweier ambitionierter Teams, die beide ganz weit nach oben kommen könnten.

Beitragsbild ganz oben: Perfekter Einstand im Oberhaus: Bao Chau Elisa Nguyen (Foto: Armin Schimkat).

Links

Diesen Beitrag teilen: