Bundesliga-Klassiker in Berlin – Weinheim will durchstarten

Von Stephan Roscher|November 16, 2023|bundesliga

Kolbermoor gastiert in der Hauptstadt, Dachau in Weinheim

Nach einer kurzen Atempause – die Partien der letzten Wochen waren allesamt an Spannung kaum zu übertreffen –, geht es am Sonntag weiter in der 1. Bundesliga Damen. Serienmeister ttc berlin eastside empfängt den Titelträger von 2018, SV DJK Kolbermoor, zum Bundesliga-Klassiker. In Weinheim könnte es sehr interessant werden, wenn das schwer auszurechnende Team aus Dachau bei den bisher noch nicht richtig in Tritt gekommenen Nordbadenern seine Visitenkarte abgibt.

Sonntag, 10.30 Uhr: ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor

Nach drei Heimniederlagen in Folge, bei denen sicher auch etwas das Glück fehlte, wollen die Oberbayern zurück in die Erfolgsspur. Ob das natürlich ausgerechnet in Berlin, wo die Trauben naturgemäß sehr hoch hängen, gelingen kann, ist die Frage. Zumal der Serienmeister angekündigt hat, in sehr starker Besetzung an die Tische zu gehen – auch die Bundesligapremiere von Nina Mittelham in dieser Saison steht ins Haus. Und die Weltranglisten-21. hat noch etwas wettzumachen, da sie letzte Saison in der deutschen Eliteliga weit unter ihren Möglichkeiten geblieben war.

Mit einem sehr hohen Sieg könnten die Berlinerinnen sogar die Tabellenführung übernehmen, doch abschlachten lassen wollen sich Kristin Lang und Kolleginnen um keinen Preis, die nach dem guten Saisonstart und den anschließenden Heimniederlagen gegen Jena, Bingen und Böblingen zeigen wollen, was sie wirklich können.

Eigentlich spielt es sich in der Hauptstadt ja gar nicht so schwer, da dort kein Gegner unter Druck steht. Auch Kolbermoor kann in der Halle des Sportkomplexes Paul-Heyse-Straße unbeschwert aufspielen, da keiner dem Team bei einer Niederlage einen Vorwurf machen wird, solange es sich mit gutem Kampfgeist und Moral präsentiert – und das ist bei den Oberbayern ja immer der Fall.

„Wir wollen natürlich unser Punktekonto ausbauen und streben einen Sieg gegen Kolbermoor an”, erklärt ttc-Präsident Alexander Teichmann. “Bis auf Josi Neumann, die beim WTT-Turnier in Portugal spielt, können wir aus dem Vollen schöpfen und wir werden deshalb erstmals in dieser Saison mit unseren Topspielerinnen antreten.”

Die Spielerinnen des SV DJK Kolbermoor haben in Berlin nicht allzu viel zu verlieren, v.l. Laura Tiefenbrunner, Kristin Lang, Hana Arapovic, Svetlana Ganina, Naomi Pranjkovic – in der Mitte Trainer Michael Fuchs (Foto Verein).

“Berlin ist immer ein schwerer Gegner”, so Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. “Wir haben hier wohl etwas weniger Druck als in den letzten Spielen, dennoch wollen wir, wie in jedem Spiel, gewinnen und gehen deshalb mit einer vernünftigen Portion an Anspannung in das Spiel.” Fuchs weiter: “Wir planen, wie in den letzten Spielen, zu fünft nach Berlin zu fahren. Ich bin auch gespannt, wer letztendlich bei Berlin zum Einsatz kommt.”

Alexander Teichmann hat ja bereits angedeutet, wie die Aufstellung lauten könnte – Mittelham, Eerland, Surjan und Ding wären denkbar. Eine extrem hohe Hürde, nicht nur für Kolbermoor, sondern in einer solchen Besetzung für jeden anderen Gegner auch, in Deutschland und ganz Europa. Doch Namen alleine gewinnen keine Spiele, was zählt, entscheidet sich einzig und allein am Sonntagvormittag an den beiden Tischen. Und Michael Fuchs und sein Team denken gar nicht daran, mit hängenden Schultern und resignierendem Blick in die Hauptstadt zu fahren: Ich hoffe auf ein enges Spiel – diesmal vielleicht auch mal mit dem besseren Ausgang für uns.“

Sonntag, 14.00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – TSV Dachau 65

Der TTC 46 Weinheim kann als Vizemeister, der auch 2023/24 in starker Besetzung spielt, mit 2:6 Punkten nach den ersten vier Partien nicht zufrieden sein. Zweimal stand Bruna Takahashi nicht zur Verfügung, und als sie dann – noch nicht wieder in Topform – dabei war, sprang ebenfalls nur ein Punkt für ihr Team heraus.

Besonders bitter war die 3:6-Niederlage in Bingen am 22.10. Und fast schon ein wenig brutal, weil man danach vier Wochen Pause hatte, in denen das letzte Spiel natürlich in den Köpfen präsent blieb. Doch nun geht es weiter, man hat die eigenen Fans im Rücken und will gegen Dachau den Bock umstoßen. Der Knoten soll platzen, auch wenn Christian Säger feststellt: “Der Knoten sollte bei jedem Spiel platzen, aber es gibt immer auch einen Gegner, der da anderer Meinung ist.“

Auf jeden Fall soll die Partie gegen die Oberbayern der Auftakt zu einer wesentlich besseren zweiten Hälfte der Vorrunde werden. „Wir werden komplett antreten und alle Spielerinnen sind fit und freuen sich auf das Match. Natürlich möchten wir vor heimischem Publikum einen Sieg einfahren“, lässt Säger keinen Zweifel aufkommen. Den Gegner, der nach erst drei Spielen und 2:4 Zählern selber Punkte braucht, wird man gewiss nicht unterschätzen: „Dachau hat ein tolles Team und, wie bei allen anderen Begegnungen auch, denke ich, dass es auf Nuancen ankommt“, so Weinheims Macher und Manager.

Yuan Wan dürfte auch gegen Dachau an Position 2 aufschlagen (Foto Roscher).

Der Gegner besitzt in der Tat genügend Qualität, an einem guten Tag jedem den Spaß zu verderben – beide Teams sind stark aufgestellt, auch wenn es, dem aktuellen Tabellenstand gemäß, ein Kellerduell ist. Eigentlich geradezu unglaublich.

Dachau war mit einem überzeugenden 6:2 über Böblingen in die Saison gestartet, doch dann folgte eine knappe, unglückliche Niederlage im Derby gegen Kolbermoor sowie ein 3:6 in Berlin. Das lässt noch keine Aussage zu, wo das Team wirklich steht. Mit Sabine Winter und der in den letzten Wochen extrem starken Liu Yangzi verfügt man über ein Spitzenpaarkreuz, um das man von vielen beneidet wird. Doch über richtig gute Spitzenkräfte verfügen letztlich alle – auch das ist keine Gewähr für Punkte. Zumal sich Weinheim mit Bruna Takahashi und Yuan Wan auch nicht verstecken muss.

Es wird, wie in so vielen Partien, auch diesmal wieder maßgeblich auf die Tagesform und das berühmt-berüchtigte Quäntchen Glück ankommen. Einen Favoriten gibt es auch am Sonntag in Weinheim nicht.

Dachaus Trainer Alexander Yahmed stellt fest: “Dass wir von allen in der Liga bisher die wenigsten Spiele hatten, muss kein Vorteil sein, gerade auch in Bezug auf den Spielrhythmus, den wir erst noch finden müssen.” Yahmed lässt den Tabellenstand nicht außer Acht: “Fakt ist, es ist ein Kellerduell und für beide Mannschaften sehr wichtig. Für Weinheim eventuell noch etwas wichtiger, da sie ein Spiel mehr haben und es ein Heimspiel ist. Ich sehe uns als Außenseiter, man hat gerade letztes Jahr gesehen, was Weinheim leisten kann.“ Dennoch strebt man etwas Zählbares an: „Wir werden versuchen, unsere Chancen zu nutzen und sehen, was am Ende rauskommt. Mit einem 5:5 wäre ich schon glücklich.“

Möchte in Weinheim nicht leer ausgehen: TSV Dachau 65, v.l. Sabine Winter, Orsolya Feher, Melanie Merk, Trainer Alexander Yahmed, Tin-Tin Ho, Liu Yangzi (Foto: Helmut Hörnschemeyer).

Links

1. Bundesliga Damen auf tischtennis.de

1. Bundesliga Damen auf click-TT: Spielplan, Infos und Tabelle

Liveticker

Beitragsbild oben: Soll am Sonntag zum ersten Mal in dieser Saison das Trikot des ttc berlin eastside tragen: Nina Mittelham (Archivfoto Roscher).

Diesen Beitrag teilen: