Böblingen gewinnt Krimi in Schwabhausen

Von Autor|Dezember 21, 2019|bundesliga

TSV Schwabhausen – SV Böblingen 4:6

Die Samstagspartie der 1. Bundesliga Damen hielt genau das, was man sich im Vorfeld von ihr versprochen hatte: Zwei Teams auf Augenhöhe, gutes spielerisches Niveau und einen rassigen Kampf von dreieinhalb Stunden. Die 120 Fans in der Schwabhausener Heinrich-Loder-Halle kamen vom Spannungsfaktor voll auf ihre Kosten, auch wenn das Heimteam am Ende den Kürzeren zog.

TSV-Trainer Alexander Yahmed hatte im Vorfeld vor der Doppelstärke der Böblinger Damen gewarnt. Er sollte Recht behalten, denn sowohl Gotsch/Stähr als auch Yoshida/Kaufmann gewannen ihre Matches jeweils mit 3:1 – ein Vorsprung der Gäste, der letztlich den Unterschied machte, auch wenn die Oberbayern im Lauf der Partie zweimal Rückstände egalisieren konnten und bei 3:3 und 4:4 zum Ausgleich kamen. Sabine Winter steuerte durch ein letztlich ungefährdetes 3:1 über Mitsuki Yoshida den ersten Schwabhausener Punkt bei. Mateja Jeger war gegen „Hongi“ Gotsch nur im ersten Satz auf Augenhöhe (10:12), hatte dann aber keine Chance mehr. Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka konnte Böblingens „Nesthäkchen“ Annett Kaufmann nach 0:2-Satzrückstand noch besiegen. U18-Nationalspielerin Laura Tiefenbrunner legte nach und setzte sich gegen Rosalia Stähr in fünf Sätzen durch. 3:3 – alles war wieder offen.

Qianhong Gotsch zeigte sich indes völlig unbeeindruckt und demontierte die eigentlich gegen Abwehr recht stabile Sabine Winter (11:3, 11:4, 11:6). Damit schraubte die 51-jährige Ausnahmespielerin ihre Bilanz nach Abschluss der Vorrunde auf 13:3 hoch. In einem ganz, ganz engen Match behauptete sich die Kroatin Mateja Jeger gegen die in den Einzeln weiter glücklose Mitsuki Yoshida (Vorrundenbilanz: 2:12) mit 3:2, wobei Jeger alle Satzgewinne in der Verlängerung erzielte. Nun rechneten viele mit einem positiven Ausgang für den TSV, der ja im unteren Paarkreuz im ersten Durchgang doppelt erfolgreich war. Es kam anders. Hier dominierten jetzt nämlich die Württembergerinnen – und das erstaunlich klar. Rosalia Stähr gewann das Abwehrduell gegen Alina Nikitchanka trotz zweier enger Durchgänge ohne Satzverlust und das 13-jährige Toptalent Annett Kaufmann stellte gegen Laura Tiefenbrunner Bundesligareife unter Beweis – Kaufmann legte eine 2:0-Satzführung vor und ließ sich auch durch den knapp verlorenen dritten Durchgang nicht von ihrem Siegeskurs abbringen.

Mateja Jeger punktete gegen Mitsuki Yoshida, doch für ihr Team reichte es am Ende nicht.

Die Oberbayern schließen die Vorrunde mit 4:14 Punkten auf Rang sieben ab und müssen weiterhin um den Klassenerhalt bangen. Böblingen dagegen spielt die beste Saison seit Jahren und steht mit 8:8 Zählern auf dem vierten Tabellenplatz. Schlechtestenfalls könnte man am Sonntag noch auf Rang fünf zurückfallen, sofern Langstadt in Bingen gewinnt. Um den Klassenverbleib muss man sich nach menschlichem Ermessen keine Sorgen machen, auch wenn SVB-Trainer Volker Ziegler diesbezüglich noch zur Vorsicht mahnt.

„Es war ein Krimi und absolut Werbung für den Sport“, so ein gar nicht so unzufriedener TSV-Trainer Alexander Yahmed, der in seine Bewertung auch die Qualität der Partie mit einbezog und nicht nur die knappe Niederlage seines Teams im Auge hatte. „Ich denke aber, dass die bessere Mannschaft gewonnen hat, und denke auch, es war nicht unverdient“, lobt Yahmed sogar den Gegner. „Ich muss aber meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen. Sie hat sich vorbildlich gewehrt und es bis zum Ende offen gehalten.“ Am Anfang seien die Weichen gestellt worden. „Wenn es einen Knackpunkt gab, dann die Doppel – da muss halt eins kommen. Wir hatten auch mit unserem stärkeren Doppel 1:0, 9:7 und Aufschlag, hat aber leider nicht gereicht, wobei der Gegner sehr, sehr gut gespielt hat“, so Yahmed. „Wir sind aber dankbar für den tollen Sport und unsere Fans waren alle begeistert trotz der Niederlage, das sagt schon viel aus.“

„Die Partie wogte hin und her, nach den knappen Fünfsatz-Niederlagen am hinteren Paarkreuz sah es so aus, als ob Schwabhausen mit seinem Kampfgeist die Oberhand bekommen würde“, so Volker Ziegler. „Dann sah ich Hongi gegen Sabine Winter so stark wie noch nie. Im Duell der Abwehrspielerinnen schaffte Rosi es, über die Verlängerung im ersten Satz das Spiel in den Griff zu bekommen. Dieser Sieg war vielleicht der wichtigste des Tages. Dann ging Annett in die Box und gewann gegen eine U18-Nationalspielerin auf sehr beeindruckende Weise.“ Zieglers Vorrundenfazit: „Wir dürfen jetzt auf Tabellenplatz vier überwintern, sind aber noch nicht alle Abstiegssorgen los. Wir haben heute aber einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt gemacht.“

„Zweieinhalb Jahre lang kein Sieg, jetzt schon der vierte und Bundesligaplatz vier mit 8:8 Punkten“, schreibt SVB-Pressewart Manfred Schneider in seinem Spielbericht. „Die Tischtennis-Spielerinnen der SV Böblingen machen gerade richtig Laune.“

Ergebnisse: Nikitchanka/Tiefenbrunner – Gotsch/Stähr 1:3 (3:11, 11:9, 9:11, 8:11), Winter/Jeger – Yoshida/Kaufmann 1:3 (11:6, 9:11, 8:11, 8:11), Winter – Yoshida 3:1 (11:9, 11:3, 5:11, 11:7), Jeger – Gotsch 0:3 (10:12, 4:11, 3:11), Nikitchanka – Kaufmann 3:2 (7:11, 8:11, 11:9, 11:3, 11:6), Tiefenbrunner – Stähr 3:2 (11:7, 7:11, 9:11, 11:9, 11:6), Winter – Gotsch 0:3 (3:11, 4:11, 6:11), Jeger – Yoshida 3:2 (13:11, 9:11, 15:13, 8:11, 13:11), Nikitchanka – Stähr 0:3 (13:15, 7:11, 11:13), Tiefenbrunner – Kaufmann 1:3 (11:13, 6:11, 11:9, 7:11).

Beitragsbild oben: Die 13-jährige Annett Kaufmann gewann das wichtige Einzel gegen Laura Tiefenbrunner und war zudem im Doppel an der Seite von Mitsuki Yoshida erfolgreich.

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher

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