1. Bundesliga Damen in den Startlöchern: Vorfreude auf eine spannende Saison mit Zuschauern
Die acht Vereine der 1. Bundesliga Damen, die wir nachfolgend vorstellen, freuen sich auf eine gute, spannende Saison 2021/22 und hoffen auf eine möglichst reibungslose Runde, in der man so oft wie möglich auf die besten Spielerinnen zurückgreifen kann. Endlich spielt man wieder in der vollen Sollstärke, somit wird es einen Absteiger geben. Der alte Modus aus der Zeit vor Corona greift wieder – es werden Doppel gespielt und die Partie ist mit dem sechsten Punkt für eine Mannschaft beendet.
Im Heim- und Auswärtsmodus spielt jeder gegen jeden. Am Ende der Runde sind die beiden Erstplatzierten direkt für das Play-off-Halbfinale qualifiziert. Die Teams auf den Plätzen drei bis sechs ermitteln die beiden anderen Halbfinalisten.
Das Niveau der Liga scheint wieder einen Tick höher geworden zu sein, nicht nur wegen einiger vielversprechender Neuverpflichtungen, sondern weil mit dem TTC Weinheim ein ambitionierter Aufsteiger hinzugekommen ist, der sich mit einem gut besetzten Kader der neuen Herausforderung stellt. Bereits letzte Saison hatte ja mit dem ESV Weil ein Aufsteiger Akzente setzen können.
Der große Meisterschaftsfavorit ist aber Triple-Sieger ttc berlin eastside. Allerdings traut man allgemein auch Vizemeister Kolbermoor, in der letztjährigen Finalserie wie im Pokalfinale nur knapp geschlagen, erneut eine Menge zu und auch den TSV Langstadt zählt man zu den Mitfavoriten auf einen Titel.
Alle Klubs freuen sich darauf, wieder mit den Fans im Rücken spielen zu können – natürlich in beschränkter Anzahl –, und hoffen, dass dies bis zum Ende so bleiben kann und keine Verschärfungen der Corona-Regelungen erfolgen. Sportlich wird es ohnehin viele Leckerbissen geben, sodass die Vorfreude, bei allen Unwägbarkeiten, durchaus berechtigt ist.
Die Deutschen Pokalmeisterschaften werden übrigens erstmals komplett an einem Wochenende ausgetragen, Schauplatz ist Hannover. Am Samstag, den 8. Januar 2021, werden in einem Qualifikationsturnier die vier Teams für das Final Four ermittelt, das dann am Sonntag, den 9. Januar, ausgespielt wird. Neben den acht Bundesligisten nehmen am Qualiturnier die Zweitligisten MTV Tostedt und Leutzscher Füchse sowie aus der 3. Liga Lokalmatador Füchse Berlin und NSU Neckarsulm teil.
Nachfolgend die acht Teams, die im Damen-Oberhaus um Punkte, Platzierungen und Titel kämpfen.
ttc berlin eastside
Mit allen drei möglichen Titeln, dem vierten Triple der an Erfolgen reichen Vereinsgeschichte, war der Hauptstadtklub in der Saison 2020/21 das Maß aller Dinge. Natürlich möchte man dies wiederholen, allerdings verspricht dies kein Selbstläufer zu werden. Alle Endspiele wurden knapp und nach hartem Kampf gewonnen, in Meisterschaft und Pokal gegen den großen Rivalen SV DJK Kolbermoor, in der Königsklasse gegen Linz AG Froschberg. Ein ähnlicher Coup muss, trotz der hohen Qualität des Kaders, vermutlich wieder hart erkämpft werden.
Der Ausnahmeklub hat mit Nina Mittelham die Deutsche Meisterin, die gerade in Bremen den Titel zum dritten Mal in Serie errungen hat, in seinen Reihen. Mit ihr, Shan Xiaona und Britt Eerland kann man drei absolute europäische Topspielerinnen aufbieten. Schon mit diesem Trio und einer Ergänzungsspielerin wäre man unter normalen Umständen eigentlich kaum zu schlagen. Hinzu gesellen sich aber noch noch Ding Yaping, Jessica Göbel, Kathrin Mühlbach und einige äußerst spielstarke Asiatinnen, teilweise mit wohklingenden Namen, die in der 2. Mannschaft (Oberliga Nord-Ost) gemeldet sind aber locker Erstligaformat aufweisen. So finden wir auf der Meldeliste Lin Ye (Singapur), Tie Yana (Hongkong), Zhang Ziwei (China) und Huang Yu-Chiao (Taiwan).
Und dann wäre da ja auch noch die 21-jährige Aserbaidschanerin Ning Jing, in der 1. Mannschaft an Position zwei gemeldet, eine Spielerin mit großem Potenzial. Wann sie zum Einsatz kommen wird, ist aber gegenwärtig nicht bekannt. Berlins Manager Andreas Hain versichert indes: „Alle gemeldeten Spielerinnen sind zum Spielen vorgesehen. Je nach Situation….“.
Ein kolossal wichtiger Wettbewerb ist für eastside die Champions League. Die Gruppenphase wird in einem dreitägigen Turnier ausgespielt. Es findet vom 5. bis 7. November 2021 in Berlin statt, Gastgeber ist der Titelverteidiger. Man trifft als topgesetztes Team in Gruppe A auf Budaörsi SC aus Ungarn, CP Lyssois Lille aus Frankreich und das portugiesische Team Do Juncal. Die beiden besten Teams ziehen ins Viertelfinale ein. Von da an werden die Sieger im K.o.-System mit Hin- und Rückspiel ermittelt. Natürlich will der ttc eastside weitaus mehr, als nur die Gruppenphase zu überstehen. Für dieses Unterfangen steht mit der 21-jährigen serbischen Nationalspielerin Sabina Surjan eine weitere Akteurin zur Verfügung, die allerdings nur in der Königsklasse spielberechtigt ist.
Manager Andreas Hain betont: „Wir wollen, wie jedes Jahr, möglichst viele Titel gewinnen. Ob dies gelingt, kann man zum derzeitigen Zeitpunkt natürlich nicht sagen, da es ja noch viele unwägbare Komponenten wie Corona-Reisbeschränkungen oder auch den 2. Wechseltermin zum 1.1.22 gibt.“ Hain präzisiert: „Es wird ein spannendes Rennen. Jedes Team hat sich verstärkt. Die Liga ist ausgeglichener denn je. Hinzu kommt die immer noch ungewisse Lage auf Grund von Corona: Welche Einreise- und Quarantäne-Bestimmungen kommen auf uns zu?“ Man bleibt bei allen Erfolgen auf dem Teppich: „Wie in den vergangenen Jahren halten wir uns an die Devise: Ein Schritt nach dem anderen. In der Bundesliga ist unser Minimalziel zunächst die Play-off-Qualifikation. Natürlich zielen wir auf die Plätze 1 oder 2, die zum direkten Einzug ins Halbfinale berechtigen. Danach sehen wir weiter.“ Der Verein hat auf seiner Homepage die Devise ausgegeben: „ttc – Titelverteidiger in allen Wettbewerben: Wir sind bereit!“ Und das sind sie ohne jeden Zweifel.
SV DJK Kolbermoor
Fraglos ist der Vizemeister und Pokal-Vize der letzten Saison, in beiden Wettbewerben nur knapp an Berlin gescheitert, auch diese Saison ein ganz heißer Tipp, wenn es um die Frage der Titelvergaben geht. Wir erinnern uns: Das Bundesliga-Finale war eine Angelegenheit auf Augenhöhe gewesen. Kolbermoor verlor das Hinspiel in eigener Halle mit 3:5, konnte Ende April im Rückspiel in der „Höhle des Löwen“ dank überragender Auftritte von Kristin Lang und Yuan Wan jedoch mit einem 5:3-Erfolg ausgleichen, um tags darauf im dritten, entscheidenden Play-off-Finalmatch am gleichen Ort mit 3:5 den Kürzeren zu ziehen. Im Januar war das Endspiel des Pokal Final Four in Berlin für das Team aus Oberbayern trotz zweier Siege von Fu Yu mit 2:3 verloren gegangen.
Zwar hat man Fu nicht mehr im Kader, die es nach Polen zog, und die junge Anastasia Bondareva hat sich dem Ligakonkurrenten Bingen angeschlossen, jedoch sollte man dies mit der Verpflichtung der international so erfahrenen Ex-Berlinerin Matilda Ekholm weitestgehend kompensiert haben, auch wenn diese zunächst nur als Joker vorgesehen ist. Im Übrigen ist der Kader mit einer Kristin Lang, Yuan Wan, Svetlana Ganina und den Toptalenten aus der Zweitliga-Mannschaft ohnehin bärenstark besetzt.
„Wir wollen wieder versuchen, vorne beziehungsweise um einen Titel mitzuspielen“, sagt denn auch Trainer Michael Fuchs. „Mit dem Abgang von Fu Yu wird das sicher noch schwerer werden, aber trotzdem haben wir eine schlagkräftige Mannschaft. Wir freuen uns, dass Matilda als Joker zugesagt hat, werden aber auch vermehrt unseren jungen Eigengewächsen Laura Tiefenbrunner und Naomi Pranjkovic Einsätze in der 1. Bundesliga geben.“
Die 19-jährige Laura Tiefenbrunner zeigte ihre Qualitäten zuletzt im Doppel-Wettbewerb der Deutschen Meisterschaften in Bremen, wo sie sich überraschend an der Seite von Sabine Winter den Titel sicherte. Das Potenzial der 16 Jahre alten Naomi Pranjkovic ist riesengroß. In der letzten Rückserie kam sie in zwei Partien zum Einsatz und besiegte nicht nur Weils serbische Nationalspielerin Izabela Lupulesku, sondern sogar Nina Mittelham.
Fuchs ist vom „alten“ Spielsystem überzeugt und setzt auch auf die Unterstützung durch die Fans: „Wir freuen uns, dass – Stand jetzt – wieder das “normale” Spielsystem inklusive Doppel gespielt werden wird und freuen uns, dass auch wieder vor Zuschauern gespielt werden kann und unsere Fans bei den Heimspielen wieder für gute Stimmung sorgen werden.“
TSV Langstadt
Der TSV Langstadt, Play-off-Halbfinalist der Saison 2020/21, hat als einziger Profiklub nur deutsche Spielerinnen im Kader, nachdem die Ägypterin Dina Meshref (Metz TT, Frankreich) und die Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu (Ziel unbekannt) die Südhessen verlassen haben. Doch wir reden nicht von irgendwelchen deutschen Spielerinnen, sondern von drei aktuellen DTTB-Nationalspielerinnen und einer ehemaligen Auswahlspielerin, die auch schon Deutsche Meisterin im Damen-Einzel war.
Vom Ligakonkurrenten Bingen stieß die 25-jährige Chantal Mantz zum Team, die in der vergangenen Saison in vielen Duellen auf Augenhöhe mit Topspielerinnen zu gefallen wusste und zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften in Bremen Nina Mittelham eine nahezu ebenbürtige Finalgegnerin war. Mantz wird an Position zwei aufschlagen, hinter der unbestrittenen Führungsspielerin Petrissa Solja, aktuelle Nummer 17 der Welt.
An Position drei ist die routinierte Yunli Schreiner aufgelistet. Ob sie allerdings tatsächlich den Schläger in die Hand nehmen wird, ist fraglich. Man kann sie eher als Platzhalterin für ihre 19-jährige Tochter Franziska ansehen, die im „B-Team“ geparkt ist, aber natürlich zum Kader der Erstligatruppe gehört, zumal nach ihren tollen Leistungen in der letzten Saison (15:8, 9:2 in der Vorrunde). Die frischgebackene Deutsche Meisterin im Mixed will diesmal noch besser abschneiden, zuzutrauen ist ihr das. Noch vor ihr finden wir mit der 41-jährigen Tanja Krämer eine sehr erfahrene Ex-Nationalspielerin, die in diesem Sport alles erlebt hat, eminent doppelstark ist und in ihrer Langstädter Debütsaison hoch positiv spielte.
In der 2. Mannschaft (3. Liga) stehen mit Janina Kämmerer, Alena Lemmer und Neuzugang Wenna Tu weitere talentierte deutsche Spielerinnen, die bei Bedarf durchaus auch mit Erfolg in der „Ersten“ eingesetzt werden könnten.
„Nach der coronabedingten Ausnahmesaison hoffen sicher alle Vereine wieder auf eine halbwegs normale Saison. Für unsere zahlreichen Fans wäre es schön, wenn sie wieder bei den Spielen dabei sein könnten“, sagt Manfred Kämmerer. „Diesen Heimvorteil hätten wir natürlich wieder gerne. Bei den derzeitigen dynamischen Entwicklungen ist es jedoch sehr schwer vorauszusehen, wie die Regelungen zum Saisonstart sein werden. Ich denke aber, dass auf jeden Fall Zuschauer in die Halle dürfen und wenn es nur die Hälfte sind, müssen die eben Lärm wie in der vollen Halle machen.“
Zum sportlichen Teil sagt der Sportliche Leiter des TSV: „Mit Chantal Mantz haben wir den Abgang von Dina Meshref kompensiert. Damit haben wir drei aktuelle und eine ehemalige deutsche Nationalspielerin in unseren Reihen. Ziel ist es, wieder ins Halbfinale einzuziehen und die beiden großen Vereine Berlin und Kolbermoor nach Möglichkeit noch etwas mehr zu fordern als zuletzt.“
Gerne würde man auch einmal im Pokal für Furore sorgen. „Um im Pokalwettbewerb ins Final Four zu kommen, benötigt man natürlich auch etwas Losglück“, so Kämmerer. „Das hatten wir in den vergangenen Jahren nie, denn wir wurden immer schon in der Vorrunde gegen Kolbermoor oder Berlin gelost. Natürlich würden wir gerne diesmal ins Final Four einziehen. Das neue Format mit der Vorrunde und dem Finale an einem Wochenende ist sicher spannend.“
TSV Schwabhausen
Der TSV Schwabhausen hat seinen kompletten Kader beisammen halten können, der in der Vorsaison nicht nur sehr erfolgreich gespielt, sondern auch noch prächtig harmoniert hat. Sportlich lief es lange vorzüglich: 3. Platz nach der Vorrunde, 4. Platz nach der Rückrunde, punktgleich mit den top besetzten Langstädterinnen und mit haushohem Vorsprung vor den Teams auf den Rängen 5 bis 8. Doch dann folgte die Enttäuschung: Gegen über sich hinauswachsende Weilerinnen schied man überraschend in den Viertelfinal-Play-offs aus.
Auf dem Meldebogen finden wir mit Liu Yangzi zudem eine neue Nummer eins, „eine Chinesin, die in Australien lebt. Wie oft sie spielen wird, steht noch nicht fest“, erläutert Abteilungsleiter Helmut Pfeil. Die 19-Jährige ist mangels internationaler Einsätze momentan in der Weltrangliste lediglich auf Platz 410 notiert, in Schwabhausen ist man jedoch überzeugt, dass sie hohes Potenzial hat und einer Sabine Winter ebenbürtig ist.
Mit Sabine Winter, letzte Saison erfolgreichste Spielerin der Punktrunde mit einer sagenhaften 16:0-Bilanz, der Kroatin Mateja Jeger, den Ungarinnen Mercedesz Nagyvaradi und Orsolya Feher sowie der weißrussischen Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka steht jedenfalls das bewährte spielende Personal zur Verfügung – Feher und Nikitchanka sind in der 2. Mannschaft (3. Liga) gemeldet, zählen aber dennoch zum Stamm des Erstligateams. Gemeldet im „A-Team“ ist überdies die 19-jährige US-Nationalspielerin Crystal Wang – ob und gegebenenfalls wann sie zum Einsatz kommen wird, steht aber noch in den Sternen.
„Den Aufstellungen nach scheinen die Teams näher zusammengerückt zu sein“, meint Helmut Pfeil. „Aber da muss man erst mal sehen, mit welchen Mannschaften dann die Spiele tatsächlich bestritten werden. Grundsätzlich wird es aber eine enorm spannende Saison werden. Die Qualität der Spielerinnen ist meiner Meinung nach etwas besser als letzte Saison. Auch Aufsteiger Weinheim schickt ein durchaus qualitätsvolles Team an den Start. Sportlich wird desöfteren die Tagesform und die Aufstellung über Sieg oder Niederlage entscheiden.“ Besonders freut sich der Abteilungschef darüber, dass wieder Fans in den Hallen sein dürfen: „Das ist alleine schon ein erster Sieg für alle. Leider sind dazu die Beschränkungen noch sehr stark und noch dazu regional unterschiedlich. Hoffentlich können wir da auch noch einen weiteren Schritt in Richtung der Normalität gehen.“ Auch die Rückkehr zum normalen Spielsystem freut Pfeil. Nicht alles ist zuletzt in der Abteilung optimal gelaufen. „Obwohl wir insgesamt in der letzten Saison sportlich so erfolgreich waren wie nie zuvor und wir auch sehr zufrieden waren, war trotzdem nicht alles rund gelaufen“, erklärt Pfeil. „Das schlimmste war der totale Stillstand aller anderen Mannschaften.
In dieser Saison gilt es nun, alle Sportler unserer Abteilung wieder voll zu integrieren und die „Unebenheiten“ aus der letzten Saison auszubügeln.“ Ein klares Saisonziel wurde ausgegeben: „Unser Ziel ist es, wieder einen Play-off-Platz zu erreichen und unsere Zuschauer wieder für unser Team begeistern zu können.“
ESV Weil
Der ESV Weil am Rhein war vielleicht die Entdeckung der zurückliegenden Saison. Aus der 2. Liga aufgestiegen und nicht exorbitant verstärkt, zeigten die Südbadenerinnen tolle Leistungen und qualifizierten sich auf Anhieb für das Pokal Final Four und die Meisterschaft-Play-offs, wo man nicht etwa im Viertelfinale ausschied, sondern nach bärenstarken Auftritten die hohe Hürde Schwabhausen nahm und erst im Halbfinale vom späteren Champion Berlin in die Schranken gewiesen wurde. Es war eine grandiose Debütsaison des „Eisenbahnersportvereins“ aus dem Dreiländereck. Doch nun folgt das zweite Jahr, für manchen Aufsteiger das verflixte zweite Jahr. Letzte Saison konnte man ohne Druck spielen, diesmal nicht, da es einen Absteiger geben wird. Dieser soll nach dem Willen der Spielerinnen und des Managements natürlich nicht Weil heißen.
Die trotz ihres Alters von gerade 18 bereits bundesligaerfahrene Sophia Klee hat den Verein in Richtung Weinheim verlassen. Zwar konnte man dies durch die Verpflichtung eines europäischen Toptalents – die 17-jährige Kroatin Hana Arapovic kam vom Leistungszentrum von Linz Froschberg – nominell kompensieren, doch fehlt dem Tischtennis-Teenager noch jede Bundesligaerfahrung. Und in der stärksten Damen-Liga des Kontinents weht ein rauer Wind. Dank der Kontakte des kroatischen ESV-Trainers Alen Kovac kam der Transfer zustande, durch den man sich zweifellos ein Ausnahmetalent geangelt hat. Die Neue war zuletzt als Nummer 13 in der nun nicht mehr existenten U18-Weltrangliste geführt, um fünf Positionen besser platziert als Klee. Im neuen U19-Ranking des Weltverbandes ist sie die Nummer 31, sieben Plätze hinter Klee. Arapovic, bei diversen Jugendeuropameisterschaften erfolgreich, gehört neuerdings auch dem kroatischen A-Nationalkader an. Die Frage ist eben nur, was sie aktuell schon reißen kann gegen die vielen europäischen Topspielerinnen, denen sie gegenüberstehen wird.
Der Klub vom Rhein geht in der Aufstellung Polina Trifonova, Izabela Lupulesku, Ievgeniia Sozoniuk, Hana Arapovic und Vivien Scholz in die Punktrunde. Die Bulgarin Trifonova war in der Endphase der letzten Saison bärenstark und bezwang in den Play-offs gleich dreimal die zuvor ungeschlagene Sabine Winter. Dass die vorne oft etwas überforderte, in den Play-offs aber überzeugende Ukrainerin Sozoniuk nun hinten aufschlagen kann, ist sicher ein Vorteil. Dort dürfte sie mit ihrem Kurznoppenspiel für mehr Gefahr sorgen. Man kann sich ohne weiteres vorstellen, dass sich die 21-jährige serbische Nationalspielerin Lupulesku, aktuelle Nummer 98 der Welt, im oberen Paarkreuz recht gut akklimatisieren könnte. Und die in der 2. Mannschaft „geparkte“ Vivien Scholz, die in Luxemburg in der hochkarätigen Trainingsgruppe von Peter Engel trainiert, hat ihre Erstligatauglichkeit längst bewiesen – sie verbuchte letzte Saison eine 6:3-Bilanz im Oberhaus.
Doris Spiess sieht die Situation realistisch: „Die kommende Spielzeit wird vermutlich um einiges schwieriger für uns werden. Zum einen haben viele Teams aufgerüstet, zum anderen gibt es einen Absteiger, was die Situation auch nicht einfacher macht.“ Die ESV-Abteilungschefin fügt hinzu: „Wir wollen natürlich trotzdem versuchen, das gute Abschneiden im letzten Jahr zu wiederholen. Wenn die anderen Mannschaften immer in Bestbesetzung antreten können, wird das aber nicht einfach werden. Die Mannschaft muss den Abgang von Sophia Klee verkraften, aber mit unserem Neuzugang, dem jungen Talent Hana Arapovic, sollten wir das kompensieren.“
SV Böblingen
Mit unverändertem Kader gehen die Bundesligafrauen der SV Böblingen in ihre 23. Saison im Oberhaus. Bekanntlich wird es einen Absteiger geben. „Unser Ziel ist der Klassenerhalt“, gibt folglich SVB-Manager Frank Tartsch die Devise aus. Platz sieben wird angestrebt. Von einem Play-off-Platz redet Tartsch nicht. Wenn es dennoch wieder klappen sollte, würde man sich gewiss nicht dagegen sträuben.
Personell hat sich die Situation im Vergleich zur Vorsaison entspannt: SVB-Ikone Qianhong Gotsch steht nach ihrer Corona-Pause – die Defensivspielerin war nicht etwa erkrankt oder infiziert, sondern pausierte aus Sorge vor einer Ansteckung – wieder voll im Training und trifft sich so oft wie möglich mit Teamkollegin Mitsuki Yoshida, ihrer Lieblings-Trainingspartnerin. „Nesthäkchen“ Annett Kaufmann bestritt im Sommer diverse Wettkämpfe und holte drei Titel bei den U15-Europameisterschaften in Kroatien. Bei den NDM in Bremen zeigte sie tolles Tischtennis und warf keine Geringere als Kristin Lang aus dem Turnier. Rosalia Behringer steht wegen ihrer zweiten Schwangerschaft allerdings nicht durchgängig zur Verfügung. Und Xu Yanhua wird hauptsächlich als Coach in Erscheinung treten. Deshalb wird die 19-jährige Alexandra Kaufmann auch diese Saison einige Spiele bestreiten, die darauf brennt, endlich auch im Oberhaus Siege zu feiern. Letzte Saison war die große Schwester von Toptalent Annett einige Male nahe dran.
Die SVB verfügt über eine eingespielte Truppe „Mit „Hongi“ Gotsch und der sich im Zeitraffertempo steigernden Annett Kaufmann sollte das Spiel des schwäbischen Bundesligisten eine andere Qualität haben als in der sieglosen letzten Bundesliga-Rückrunde. Mit der von Volker Ziegler gecoachten Truppe ist also durchaus zu rechnen. Vielleicht noch nicht beim Saisonauftakt in Kolbermoor, wo die Trauben bekanntlich sehr hoch hängen. Doch gegen die meisten Gegner wird man eine realistische Siegchance haben, wenn die Spielerinnen in guter Tagesform auflaufen.
Da das Böblinger Tischtenniszentrum am Silberweg 20 immer noch im Umbau ist, findet das erste SVB-Heimspiel erst am 14. November – Gegner ist der TSV Schwabhausen – statt.
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim
Den Rheinhessinnen klebte letzte Saison das Pech förmlich am Schläger. Von den sechs gemeldeten Spielerinnen der TTG konnten drei über weite Strecken der Saison wegen der Corona-Vorschriften gar nicht einreisen, sodass man manchen Punkt kampflos einbüßte. In der Rückrunde verpflichtete man zwar Karolina Mynarova dazu und war fortan wieder zu viert, zumindest auf dem Papier, jedoch waren nicht immer alle verfügbar, sei es wegen Verletzungen, Erkrankungen oder Reisebeschränkungen. So gingen wichtige Punkte im Kampf um die Play-offs verloren, die der Vizemeister der Saison 2017/18 am Ende abschreiben musste.
Nun ist man mit runderneuertem Kader am Start und wünscht sich sehnlichst, „möglichst oft mit der kompletten Mannschaft antreten zu können, im Gegensatz zu der letzten Saison“, so Teamcoach Frank Liesenfeld. Spitzenspielerin Chantal Mantz war nicht zu halten und wechselte nach Langstadt. Nadezhda Bogdanova und Mallika Bhandarkar verließen den Klub. Die mit guter Inspiration agierende Italienerin Giorgia Piccolin, die kampfstarke tschechische Linkshänderin Katerina Tomanovska, mit einer 11:11-Bilanz erfolgreichste TTG-Spielerin der Vorsaison, sowie ihre Landsfrau Karolina Mynarova, die gute Ansätze zeigte und vier Matches gewann, blieben dem Klub erhalten.
Man wurde natürlich auf dem Transfermarkt tätig und verpflichtete drei interessante Spielerinnen. Aus Kolbermoor kam die 19-jährige Anastasia Bondareva an den Rhein, eines der Toptalente des DTTB. Aus Berlin stieß als neue Nummer drei die 21-jährige Inderin Archana Girish Kamath zum Team, aktuelle Nummer 133 der Weltrangliste. Vor ihrer Zeit in der Hauptstadt hatte sie – noch zu Zweitliga-Zeiten der Südhessen – mit recht guten Ergebnissen in Langstadt gespielt. Und seitdem hat sie sich signifikant verbessert. Als Spitzenspielerin fungiert nunmehr die international erfahrene, 35-jährige Dänin Mie Skov, die Im Herbst 2014 ihre Karriere beendet hatte, letztes Jahr aber ihr Comeback feierte und schon Bundesligaluft geschnuppert hat, unter anderem in Böblingen. Alles in allem ein sehr interessanter Kader, dem man die eine oder andere Überraschung gegen favorisierte Teams zutrauen kann.
„Wir wollen uns als Team und jede einzelne Spielerin verbessern“, gibt Frank Liesenfeld zu Protokoll. „Primäres Ziel ist der Klassenerhalt in dieser starken Liga. Wir freuen uns alle auf die neue Spielzeit mit hoffentlich einigermaßen normalen Umständen und möglichst vielen Zuschauern/Fans.“
TTC 1946 Weinheim
Ein großes Highlight für den TTC 1946 Weinheim im Jahr des 75-jährigen Vereinsjubiläums: Erstmals tritt das Team aus Nordbaden in der Damen-Eliteliga an. Und man will nicht nur für eine kurze Zeit hineinschnuppern, sondern ist gekommen, um zu bleiben.
Der Kader des Aufsteigers kann sich sehen lassen. Mit den international erprobten Brasilianerinnen Bruna Takahashi, immerhin aktuelle Nummer 47 der Welt, und der extrem rückhandstarken Caroline Kumahara (WRL Platz 145) hat man zwei namhafte Spielerinnen verpflichtet, auf deren Einstand in der Bundesliga man sehr gespannt sein darf. Takahashi spielte letzte Saison in Portugal bei Sporting Lissabon, Kumahara war in Spanien aktiv. Naturgemäß kann von den beiden immer nur eine eingesetzt werden. Mit der 22-jährigen Weißrussin Daria Trigolos und der gleichaltrigen Belgierin Lisa Lung folgen starke Spielerinnen aus dem europäischen Ausland. Lung ist den Fans der 1. Bundesliga Damen aus ihrer Busenbacher Zeit noch bestens bekannt. Ob allerdings das 17-jährige US-Talent Rachel Sung, an Position zwei gemeldet, tatsächlich spielen wird, ist unsicher.
Ferner ist ein vielversprechendes deutsches Trio am Start. Vom ESV Weil kam mit der 18-jährigen Sophia Klee eine der Topspielerinnen im Nachwuchsbereich und Zukunftshoffnungen des DTTB. Und für die 22-jährige Luisa Säger, Eigengewächs des TTC, ist es bei ihrem Potenzial an der Zeit, endlich Erstligaluft zu schnuppern. Die ebenfalls zum Team gehörende Jennie Wolf hat dies bereits vor Jahren im Dress des TV Busenbach getan.
Die Vorfreude ist groß: „Wir freuen uns darauf, unter den besten acht Teams in Deutschland zu sein und viele tolle Spielerinnen in Weinheim begrüßen zu dürfen“, so Weinheims Vorsitzender und Manager Christian Säger. „Der TTC 46 Weinheim feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Für alle Sponsoren und Fans und unseren Club ist es daher besonders schön, in diesem Jahr erstmals in der Vereinsgeschichte in der 1. Bundesliga der Damen an den Start zu gehen.“ Säger deutet aber auch eine Problematik an, die auch anderen Bundesligisten nicht fremd ist: „Eine große Aufgabe ist es weiterhin, alle Spielerinnen immer an den Wochenenden zum Verein zu bekommen.“ Die Zielrichtung ist eindeutig. “Saisonziel als Aufsteiger ist ganz klar der Nichtabstieg sowie viele Zuschauer in die Halle zu bekommen“, lautet die Devise für die Saison. Säger erläutert: „In Baden-Württemberg ist es Stand heute erlaubt, mit Zuschauern zu spielen. Wir hoffen sehr auf eine normale Saison und dass uns Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. Wir haben ein gutes Hygienekonzept mit der Stadt Weinheim ausgearbeitet.“
Der Klassenerhalt sollte mit diesem Kader eigentlich zu schaffen sein, während die Zuschauerfrage von Faktoren abhängt, die die Vereine leider nicht beeinflussen können.
Titelfoto: Der SV DJK Kolbermoor will nach den knappen Finalniederlagen in der letzten Saison nun erneut angreifen (v.l. Naomi Pranjkovic, Laura Tiefenbrunner, Kristin Lang, Yuan Wan, Svetlana Ganina, Trainer Michael Fuchs – Foto: Verein).
Text: Dr. Stephan Roscher
Fotos: Vereine (4), Petra Steyer (1), Ronny Pabst (1), Dr. Stephan Roscher (3) *
* Bemerkung: leider liegt uns noch nicht allzu viel aktuelles Fotomaterial vor, deshalb mussten wir zum Teil auf Bildmaterial aus der Saison 2020/21 zurückgreifen. Wir werden die Bilder zu diesem Artikel so rasch wie möglich aktualisieren.